Montag, 13. Februar 2017

Auf Durchzug

Am vergangenen Freitag war ich beim Programmabend der Zigeunerclique Neuenburg im Stadthaus. Eigentlich wollte ich ja als Robin Hood gehen, leider wurde aber mein Kostüm nicht fertig und so war ich mal wieder als Katze unterwegs. 

Mac, Simon und ich saßen am letzten Tisch hinten. Also ganz hinten. Noch weiter hinten war nur noch die Treppe zu den Toiletten.

Das Programm hat mir gefallen. Was um mich herum abgegangen ist leider nicht. Wer ganz weit hinten sitzt hat zunächst Probleme, dem Programm akustisch zu folgen. Erschwerend kam hinzu, dass ein Teil des Publikums offensichtlich unter einem ernsthaften Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leidet. Nach spätestens fünf Minuten war die Aufnahmefähigkeit erschöpft und man wandte sich von den Darbietungen auf der Bühne ab und den Nebenmännern und -frauen am Tisch zu. War halt nicht das Dschungelcamp das lief.

Sobald sich dann der Vorhang nach einem Programmpunkt schloss, traten die Extremsüchtigen auf den Plan und strebten nach draußen, um zu rauchen. Wer hinten saß, dem zog es von unten über den Rücken bis zum Genick und wieder zurück. Nach einer halben Stunde bin ich dann aufgestanden und habe das restliche Programm etwas windgeschützter angeschaut. So bin ich halt dreieinhalb Stunden gestanden. Die Unruhe im Saal blieb.

Ich würde ja sehr gerne wissen, warum man zu einer Veranstaltung geht, für die man sich im Grunde genommen gar nicht interessiert. Während des Auftritts von Hans Baumer und Peter Steinbeck wurde sich mitten im Saal lautstark zugeprostet. Geht's noch? Dieses offensichtliche Desinteresse ist respektlos. 
Kann ja sein, dass das Dargebotene nicht gefällt, aber dann halte ich wenigstens den Schnabel. Ich habe jedenfalls Tränen gelacht und hatte Sorge um mein kunstvoll geschminktes Gesicht.

Natürlich muss ich mir das im nächsten Jahr nicht mehr geben. Ich setze mich ganz bestimmt nicht mehr ins Foyer. 

Irgendwann konnte ich dann nicht mehr stehen. Sabine hat mich nach Hause gefahren. Natürlich war der Rest der Familie schon im Bett. Was mich vor eine Herausforderung stellte. Wie komme ich wieder aus meinem Katzenkostüm. Der Reißverschluss befindet sich nämlich hinten. Leider bin ich nicht mehr so gelenkig, als dass ich ihn von oben nach unten runter ziehen kann. Etwas oberhalb der Schulterblätter war aus die Maus. Doch ich bin ja ein kluges Kind, wenn ich das mal in aller Bescheidenheit sagen darf. So stellte ich mich also seitlich vor den Spiegel und mit Hilfe einer Grillzange zog ich langsam den Reißverschluss nach unten. Gut - das hat eine Weile gedauert und Gott sei Dank hat mir niemand zugesehen.