Dienstag, 20. Oktober 2015

Glückstage

Im Laufe eines Jahres gibt es Tage, auf die man sich besonders freut. Zum Beispiel die Osternacht im Elztal. Wobei ich jetzt gar nicht mal so genau sagen kann, was mir da am besten gefällt: Das Pizza essen mit Bernhard, das Ende der Fastenzeit oder die Auferstehung. Die Geburtstage von Gaby (mit superleckeren Rindswürsten und dem running gag, dass Gaby nie ihren Wunsch verwirklichen kann, ihren Geburtstag draußen zu feiern). Elke (die ihren Geburtstag draußen feiert, obwohl schlechtes Wetter ist) und Elisabeth (die jedes Jahr unter Beweis stellt, dass man sehr wohl 20 Personen um einen kleinen Küchentisch platzieren kann).

Definitiv zu meinem persönlichen Jahresglückstag zählt auch der Samstag der Frankfurter Buchmesse. In diesem Jahr hatte ich das Glück, die Buchmesse mit Mäc und drei Freundinnen zu besuchen. Auch wenn dies bedeutete, unchristlich früh aufstehen zu müssen. 

Aus der Fülle der Veranstaltungen wollte ich eigentlich nur zur Sendung "Druckfrisch" mit Denis Scheck, dem ich bei seinen Kritiken sehr gerne zuhöre und die ich in den allermeisten Fällen auch teile. "Druckfrisch" hat dann auch tatsächlich gehalten, was ich mir davon versprochen habe.
Ansonsten ist die Promidichte an der Buchmesse natürlich relativ hoch - sofern man von den zahlreichen Autoren auch weiß, wie sie aussehen. Und sofern man sie auch als Prominent wahrnimmt. Mario Adorf und Ulrich Wickert könnten problemlos an Mäc vorbeilaufen, sie hat weder vom einen noch vom anderen je etwas gehört. Im Falle von Ulrich Wickert war es tatsächlich so, mein "das war der Wickert" hat sie nicht sonderlich beeindruckt. So relativiert sich das eben mit dem Promidasein.

Der Einfachheit halber haben wir uns in Gruppen aufgeteilt. Elke und Gaby, Mäc und ich, Elisabeth war alleine unterwegs, ihre Leidenschaft für die Wissenschaft entsprach nicht so ganz unseren Interessen. Zwischendurch trafen wir uns dann zum Erfahrungsaustausch. Das erste Treffen haben allerdings Elke und Gaby verpasst. Die Damen haben sich in eine Veranstaltung eines Verlages geschmuggelt bei der auch Sekt gereicht wurde - da kann man ein Treffen schon mal verpassen. Außerdem hatten sie danach leichte Orientierungsprobleme, was möglicherweise mit dem Sekt zusammenhing. Man weiß es nicht.

Schlecht an der Buchmesse ist, dass man am Samstag keine Bücher kaufen kann. Der Grund leuchtet mir im Smartphonezeitalter nicht ganz ein. Ob ich Bücher vor Ort kaufe oder mir vor Ort im Netz bestelle ist doch völlig egal. Gut am Samstag ist, dass man keine Bücher kaufen kann. Die Gefahr, in einen wahren Kaufrausch zu fallen, wäre einfach zu groß. Was mich noch interessieren würde ist, wie viele Bücher an so einer Buchmesse eigentlich geklaut werden. Angesichts der Massen, die sich durch die Reihen schieben, ist dies nämlich ein leichtes Unterfangen, möchte ich mal behaupten. 

Mit ihren überaus fantasievollen Kostümen waren Cosplayer, die an diesem Tag zu Hunderten die Messe bevölkerten, bunte Hingucker (oder eyecatcher wie wir heute zu sagen pflegen). Dabei ist mir der Tod (na ja, nicht gerade die bunteste Erscheinung) drei Mal über den Weg gelaufen und ich hoffe, das hat nichts zu bedeuten. 

Überhaupt bin ich mir nicht ganz sicher, was mich mehr an der Buchmesse beeindruckt: Die wirklich in schier unübersichtlicher Zahl vorhandenen Bücher oder das Publikum. Lesen scheint Gott sei Dank doch noch nicht so ganz aus der Mode gekommen zu sein. Erstaunt war ich auch von den langen Schlangen vor den Ständen, an denen Autoren ihre Werke signierten. Was macht man mit einem Buch, das die Unterschrift des Autors enthält? Steht das dann aufgeklappt im Wohnzimmer? Zeigt man das seinen Freunden, auf das diese dann vor Neid erblassen? 

Nach 7,5 Stunden Buchmesse waren wir dann alle ziemlich platt. Auch meine Mitreisenden, die noch bei der Ankunft im Parkhaus fröhlich hüpfend die Treppe benutzten (im Gegensatz zu mir), fuhren dankbar für die Möglichkeit, ihre müden Beine zu schonen, auf dem Weg zum Parkplatz mit der Rolltreppe.



Natürlich steht auch im nächsten Jahr der Besuch der Buchmesse in meinem Kalender. Es ist übrigens der 22.10.

Apropos Bücher: Ich war eigentlich immer der Meinung, man darf Bücher auf keinen Fall wegschmeißen. Das tut man nicht. Doch manchmal ist man gezwungen, seine Meinung zu revidieren. Aus gegebenem Anlass werde ich meine Bücher von Akif Pirincci entsorgen. Eigentlich wollte ich sie verbrennen, das wäre allerdings die falsche Symbolik. Ich werde sie deshalb dahin schmeißen, wohin dieser Autor gehört - in den Müll.






Mittwoch, 7. Oktober 2015

Sie ist dann mal (wieder) weg

Sie müsse mir was sagen und ich solle mich doch bitte hinsetzen, meinte Theresa Anfang Juni mit ernstem Gesicht. Wenn mein Leben ein langer ruhiger Fluss ist, dann sorgt Theresa ab und zu für die ein oder andere Stromschnelle, gerne auch kleinere Wasserfälle. Sie ist, wie ich sie gerne auch nenne, mein kleines Überraschungsei.

Ich nahm also Platz und harrte ihrer Ankündigung. Sie habe ihren Job gekündigt und gehe mit ihrer Freundin Linda ab Oktober drei Monate lang auf Tour durch Südamerika, genauer nach Argentinien, Chile und Bolivien. 

So so, dachte ich. Hätte schlimmer kommen können. Zum Islam konvertieren und sich dem IS anschließen zum Beispiel. Bernies Begeisterung hielt sich in Grenzen. 

Es war mir schon lange klar, dass sich Resi irgendwann mal wieder auf die Reise nach Südamerika machen wird. Und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir sie in irgendein Land (ich tippe mal auf Südafrika) verabschieden werden. Sie wird immer eine Reisende sein. 

Natürlich beneide ich sie um diese Reise. Aber wenn man eines nicht brauchen kann auf so einer Tour, dann ist es die eigene Mutter. Leider. Aber einfach seine Sachen packen zu können und den ganzen Wahnsinn hinter sich zu lassen - wie ich das Kind beneide.

Selbstverständlich mache ich mir Sorgen und hoffe, dass wir die Mädels im Januar wieder wohlbehalten am Flughafen in Empfang nehmen können. Aber Sorgen macht man sich als Eltern immer. Von Anfang an. Die Sorge um das Wohlergehen ist ständiger Begleiter. Das gehört zum Job. Aber wie meinte meine Cousine Anja: Als Eltern braucht  man Hornhaut.


Ich möchte an dieser Stelle den Philosophen Khalil Gibran zitieren, seine Gedanken sind mir Inspiration.

Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der
Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch.
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken
denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts,
noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der
Unendlichkeit, und Er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des
Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt,
so liebt Er auch den Bogen, der fest ist.

So, nun bin ich gespannt, was und wann wir wieder von den beiden hören. Unter einhundert2tage.myblog.de kann jeder, der möchte, den beiden auf ihrer Reise folgen. 




E