Donnerstag, 28. Mai 2015

Von Neuenburg nach Furtwangen

Im Internet gibt es ab und zu ganz witzige Sachen. So hat ein Computerprogramm behauptet, es könne anhand dessen, wie ich in meinem Dialekt Dinge bezeichne, erkennen, woher ich komme.

Mich hat das Programm in Furtwangen verortet.

Usgrechnet ich us Furtwange. Dert lit doch sicher noch Schnee um de Johreszit. Mille wär jo no gange. Also nit gege Furtwange. Dert isch es sicher au schen. Aber ich in de Schwarzwald? Wie des Programm do druf kunnt, weiß ich nit.

Im Grund gnu isch es doch so, dass, was de Dialekt (in mienem Fall alemannisch) ageht, vu Ortschaft zu Ortschaft anderscht gschwätzt wird. In menge Usdrück sogar vu Hus zu Hus. Ich weiß no wo ich klei war, do het mi Freundin gsait, sie isst gern Gutzelebrot. Ich ha dann denkt, des ka jo nit si, dass de sich ä Bonbon ufs Brot legt. Also mues Gutzele wohl Marmelad si. In unserem Hus aber nit. Des hängt wohl dodetmit zemme, dass mi Muetter us de Werkssiedlung Richtberg stammt (un ihri Eltere us em Simmiswald) und mi Vater war us Regensburg. Un schu hät sich des mit em Alemannsiche ä weng verwischt.

Überhaupt mues ma jo schu wäng Angscht ha, dass des mit unsere Sproch verlore geht (ich sag jo au geht un nit goht). Mini Kinder kenne alli alemannsich schwätze, am beschte no s'Magda. Aber sie war au als Kind viel bis Anlickers (des isch sie zwar jetz au wieder, aber des sin anderi Anlicker) un dert wird halt no richtig alemannisch gschwätzt, wo bi uns halt de Vater us Friburg, d'Oma us de Richtberg un de Opa us Bayern kunnt. Ihr sotte mol höre, wenn de Bernd de Namme Rueb usspreche duet. Über Rüb, Rub, un Röb isch alles debi. Aber richtig treffe duet er's nit. 

Bi uns isch es uf jede Fall so, dass ich überhaupt kei hochditsch ka. Ich ka hochditsch schriebe, denke un singe - aber uf em Weg vum Kopf uf mi Zunge wäre d'Wörter audomatisch übersetzt. Do ka ich nit defür.

Im Ferielager hen d'Elke un ich gwettet, dass mir ä ganze Dag nur hochditsch schwätze. Do hän mir wohl z'viel Röteli drunke. Jedefalls bin ich am Morge ällei in de Kuchi gstande un ha denkt, was hesch jetz wieder für ä Saich gmacht. Jetz muesch de ganze Dag de Schnabel halte. No ischs Elke ineku, mir hän uns agluegt und sofort entschiede, dass mir der Schissdreck abbreche.  

In de Schuel hän mir jo au miesse nach de Schrift schwätze. Des het au nit bi allene klappt. Mängi hän dann denkt, ich ka jo eifach ä alemannisches Wort hochditsch usspreche. "Naimenduren hat der Autor recht". Mir sin fascht am Bode glege vor Lache.

Es wär wirklich schad, wenn unser Dialekt verlore gieng. S'git eifach Wörter, die kasch gar nit übersetze. Un die hän je nachdem au ganz anderi Bedeutungen (also ich schrieb jetzt absichtlich Bedeutungen -Bedidige sieht eifach z'bled us). Jetz übersetz mol einer "Saich". 
"So ä Saich" ka ma ja no sage "So ein Mist". Wobei Mist schu was anderes isch als Saich. Un es trifft es au nit ganz. Un wenn es dusse saicht, dann regnet's halt ä weng stärker als sunscht. "Ich ha als immer gsait ..." Was heißt des "als"? 

Ich ha emol glese, dass des Hochditsche d'Sproch vum Verstand isch. Un ä Dialekt isch d'Sproch vum Herze.

Für meine Leser außerhalb des alemannsichen Sprachraums war dieser Text sicher nicht einfach zu lesen und zu verstehen (wenn überhaupt). Wir brauchen eben auch einen gemeinsamen Nenner, um uns zu verstehen - was in anderen Ländern auch nicht anders ist. 
Unser Dialekt ist andererseits ein Teil unserer Identität. Er benennt unsere Wurzeln. Auch wenn meine mal eben von der Rheinebene in den Schwarzwald verlegt wurden. 

Sonntag, 24. Mai 2015

Dumm gelaufen

Eigentlich kann es mir egal sein, ob der SC Freiburg in der 1. oder 2. Bundesliga spielt. Ich kenne niemanden der Verantwortlichen persönlich und bin keine Angestellte des Vereins. Mein Leben wird nicht bestimmt vom Tabellenplatz oder die Ligazugehörigkeit eines Fußballvereins. Soweit die Theorie. 

Ich bin Anhänger (oder muss ich jetzt Anhängerin schreiben?) des SC Freiburg, weshalb mich der Abstieg gestern natürlich ankäst. Aber wie. Wenn ich mir dann noch anschaue, wer drinbleiben darf, dann ... mich das schon an.  

Wir alle wissen, dass sich das Schicksal nicht erst gestern gegen den SC Freiburg verschworen hat. Die Punkte hat man unnötigerweise während der ganzen Saison verschenkt. Und dass Schalke 04 sich der allgemeinen Streikwelle in Deutschland angeschlossen hat, war eigentlich auch abzusehen. Offensichtlich haben sie die neue Form des passiven Streiks (dabei ist man zwar körperlich anwesend, arbeitet aber nicht) zelebriert. In Hamburg hat man deshalb wohl auch Scheiße 04 skandiert (man möge mir die derbe Ausdrucksweise verzeihen), was den Nagel aber auf den Kopf trifft.

Über weitere Gründe des Abstiegs möchte ich mich nicht weiter auslassen. Das steht mir nicht zu. Das überlasse ich gerne den Foristen der BZ und anderen Experten (oder die sich dafür halten). Mein lieber Mann. Wer sich da alles berufen fühlt seine Meinung kundzutun.
Sehr nett fand ich das Statement von Toni Kroos, dem es um den SCF und Christian Streich leid tut. Ist ja gut gemeint, tröstet aber nur bedingt.
Er könnte ja im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes ein Jahr für den Sportclub spielen und so zum sofortigen Wiederaufstieg beitragen. Mit Real Madrid hat er ja auch nicht so viel gerissen. Jedenfalls würde mir diese Form der Solidarität sehr gut gefallen. Er müsste auch nicht umsonst arbeiten. Neben einem Taschengeld in Höhe von € 363,- stehen ihm eine kostenlose Unterkunft sowie Verpflegung und Dienstkleidung zu. Also ich finde, das hört sich nicht schlecht an.

Gefreut habe ich mich über die Beileidsbekundungen meiner Schwester aus Starnberg. Mein Schwager war (und ist es wohl noch immer) untröstlich. Na ja, er hat ja immer noch den FC Bayern. Wobei ich mir nicht so sicher bin, ob man sich wirklich so wahnsinnig über die 25. Meisterschaft freut. 

Als Fan des SC Freiburg ist man ja einigermaßen abstiegserprobt. Man mag das System Bundesliga beklagen, in dem schon längst Großkonzerne und sonstige Investoren das Sagen haben und in dem man sich ohne weiteres bis zum Anschlag und darüber hinaus verschulden kann. Man kann es beklagen und versuchen, einen anderen Weg zu gehen. Allerdings ist da die Gefahr des Abstiegs immer mit einbegriffen. Wobei der in diesem Jahr so unnötig wie ein Kropf war. 

Für Bernie war gestern natürlich ein Sch...tag. Ihn nimmt der Abstieg wohl am meisten mit. Aber der SC ist eben sein Verein, hier hat er Fußball gespielt und im Laufe der vielen Jahrzehnte manches Tal der Tränen durchschritten.
Dann war er auch noch beim letzten Heimspiel des FC Neuenburg, über das wir hier den Mantel des Schweigens legen.
Schlechter hat es nur noch Theresa getroffen. Die ist seit gestern mit 7 Schwaben auf Mallorca. Ich hoffe, sie behandeln sie gut.

Sportlich einziger Lichtblick war in dieser Saison somit eindeutig die Damenmannschaft des FC Neuenburg, die das entscheidende Spiel um den direkten Klassenerhalt für sich entscheiden konnte. Da können sich die Herren mal ein paar Scheiben abschneiden, was Einsatzwille und Kampfgeist angeht. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass die Leistung der Mädels etwas mehr Würdigung verdient hätte.

Obwohl ich mir das gestern alles ganz anders vorgestellt habe, habe ich mir meinen Hugo schmecken lassen. Warum auch nicht. Denn eigentlich kann mir das Ganze egal sein. 




Mittwoch, 20. Mai 2015

Du weißt du bist ...

Auf Facebook gibt es eine Gruppe, die heißt "Du weißt du bist Freiburger, wenn ..." . Da schreibt man dann rein, in welchen Momenten man sich als Freiburger fühlt. Zum Beispiel "..., wenn du Gemüse auf deinem Dach anbaust", "..., wenn du Fahrrad fahrender Veganer bist.", oder "..., wenn du Mitglied in mindestens einer Bürgerinitiative egal gegen was bist." Sowas in der Art.

Das gibt es noch aus anderen Städten, beispielsweise aus Stuttgart, Remscheid, dem Ruhrgebiet und aus Müllheim. Aus Neuenburg auch, da heißt es aber "Du bisch vu Neueburg/Rh., wenn ...
Da postet man im Idealfall Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen. Oder was so gerade läuft im Städtle. Ab und zu schaue ich auf der Seite vorbei. Im Moment ist eine Diskussion pro und kontra Landesgartenschau im Gange. Übrigens sehr aufschlussreich.

Neugierig wie ich bin, habe ich mir mal die Mitglieder der Gruppe angeschaut und dabei festgestellt, dass diese teilweise mitnichten aus Neuenburg sind. Witzig, dachte ich mir, was schreibt man denn da aus der guten alten Zeit (die nur im Rückblick immer gut war) rein? 

Weiteres Nachdenken brachte mich dann zu noch mehr Fragen. Wann ist man von irgendwo her? Gilt, nur wenn man in dieser Stadt aufgewachsen ist, auch von dort zu sein? Wo fühle ich mich daheim? Wer oder was vermittelt dieses Gefühl? Was macht einen Zugezogenen zu einem Dazugehörenden? Warum gelingt das bei manchen, bei anderen aber nicht? Oder sind die Facebook-Mitglieder nur Mitglieder, weil sie dazugehören wollen und sich für den Rest eigentlich gar nicht interessieren (man sagt ja Facebook nicht zu Unrecht eine gewisse Oberflächlichkeit nach)?

Wie ist das mit den Weg-gezogenen? Sind die in zwei Städten gleichermaßen zu Hause? Wie verändert ein Zurück-kommen den Blick auf die Heimatstadt? 

Fragen über Fragen. Auf die ich jetzt auch keine Antworten weiß. Aber ich denk darüber nach.

Wie  unschwer zu erkennen ist, bin ich "vu Neueburg/Rh.", geboren und aufgewachsen, mit jeder Menge Geschichten. Etwa von den bösen Buben aus der Kreuzstraße. Vor dem großen Uli hatte ich immer einen Heidenrespekt. Groß ist der Uli zwar immer noch, aber die Angst hat sich Gott sei Dank gelegt. Was vielleicht damit zusammenhängt, dass er mit meiner Freundin verheiratet ist.

Ich finde es jedenfalls schön und es berührt mich irgendwie, dass es offensichtlich gelungen ist, dem ein oder anderen das Gefühl zu geben, in "meiner" Stadt daheim zu sein. Sie teilen mit uns keine Kindheits- und Jugenderinnerungen. Sie teilen mit uns die Gegenwart und gestalten die Zukunft mit. Wenigstens ein Teil der Facebook-Gruppe. 


Donnerstag, 14. Mai 2015

Bedenkenträger

Gestern nachmittag rief mich Elisabeth an, ob ich denn Zeit hätte, mich spontan mit ihr in der Eisdiele zu treffen. Es gäbe ja einiges zu besprechen wegen Ferienlager und unseres Termins mit Father Mayer. Da Spontanität mein zweiter Vorname ist schwang ich mich kurzerhand aufs Rad, um mich mit Elisabeth an köstlichem Eis zu laben.

Ich hege ja schon seit längerem den Verdacht, dass unser Hamschterle in einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum lebt. In ihrem Hamsterrad dreht sie unverdrossen Runde um Runde, während sie dafür pro Tag mehr als 24 Stunden zur Verfügung hat. Um so erstaunter war ich natürlich über ihren Anruf, sie habe Zeit, sich in die Eisdiele zu setzen. Vielleicht hat sie ja ihren Klon geschickt. 

Irgendwann kam dann die Sprache darauf, wie schön doch dieser Rathausplatz mit den zwei Eisdielen sei. Sicher der schönste Platz in Neuenburg. Was angesichts der vielen Gruben und Gräben, einer vor sich hin gammelnden ehemaligen Likörfabrik und einem Glashaus, in dem schon lange keiner mehr sitzt, auch nicht sonderlich verwundert.

Wie dem auch sei. Natürlich ist der Rathausplatz ein toller Treffpunkt.
Als ich so vor mich hin dachte fiel mir ein, wie heftig um eben diesen Platz gestritten wurde. Groß war das Geschrei der Bedenkenträger, die es nicht fassen konnten, wie man den schönen Platz mit dem schönen Brunnen und dem schönen Rasen so einfach zupflastern kann. Das ganze Grün verschwindet und überhaupt, was das alles kostet.

Ähnliches war vermehrt vor der Bürgermeisterwahl von den Arbeiten am Rhein im Zuge der Landesgartenschau, die 2022 in Neuenburg stattfindet, zu hören und zu lesen. Die Eingriffe in die Natur und was das alles kostet. Kann natürlich sein, dass es da eher um die Person des Bürgermeisters als um die Sache ging.

Ich habe zwar einen Garten, möchte mich aber hier nicht als ausgesprochenen Gartenspezialisten bezeichnen. Mein Sammelsurium würde man wohl am ehesten mit Naturgarten beschreiben (Giersch soll ja sehr gesund sein). Ich habe vor zig Jahren in Kehl meine erste und einzige Landesgartenschau besucht. Die Insel Mainau ist ganz nett, muss ich aber nicht noch mal haben. 

Dennoch freue ich mich riesig auf die Landesgartenschau in meiner Stadt. Denn seien wir doch ehrlich: Dass der Rhein an unserer Stadt vorbeifließt, hat mir bis jetzt nicht viel gebracht. Das Rheinufer lud nicht unbedingt zum Verweilen ein. 
Wir sind was wir sind durch die Lage der Stadt an diesem Fluss. Er bestimmte maßgeblich die Geschichte und das Gesicht der Stadt. Fluch und Segen zugleich. Dafür muss wieder ein Bewusstsein geschaffen werden. Was nicht gelingt, wenn man den Rhein vor lauter Wildnis gar nicht mehr sieht. 

Ich sehe in der Landesgartenschau in erster Linie die Chance, die Stadt lebenswerter zu machen. Und, um es mit Willy Brandt zu sagen, es wächst zusammen, was zusammen gehört.

Bedenkenträger können mich gerne verantwortungslos und angesichts der möglichen Schulden für die nachfolgende Generation rücksichtslos nennen. Und was man mit dem Geld nicht alles machen könnte. Was der ganze Spaß letztlich kostet, ist mir nämlich relativ egal. Man kann Zukunft nicht immer nach einer nüchternen Kosten-Nutzen-Rechnung gestalten. 





Samstag, 9. Mai 2015

Buchgenuss

"Freunde, gute Bücher und ein schläfriges Bewußtsein: Dies ist das ideale Leben!"

Das Zitat könnte von mir sein. Allerdings hatte Mark Twain wohl ein ebenso inniges Verhältnis zu Büchern und Freunden. Ein Leben ohne Bücher? Kaum vorstellbar. Ganz egal, wann ich zu Bett gehe, ohne ein paar Seiten zu lesen beschließe ich keinen Tag. Wobei es durchaus vorkommen kann, dass ich am anderen Tag nicht mehr weiß, was ich gelesen habe. 

Mit Freunden und guten Büchern waren beim abendlichen "Buchgenuss nach Ladenschluss" in der Buchhandlung Beidek in Müllheim schon mal zwei Voraussetzungen zum idealen Leben erfüllt.

Insgesamt waren wir zehn Frauen, die sich von 19 bis 21 Uhr  ungestört in der Buchhandlung breit machen durften. Was wir denn für eine Gruppe seien, wollte die Verkäuferin noch wissen, ehe sie uns alleine ließ. Elkes Antwort "eine Chaotengruppe" veranlasste die gute Frau, uns mit einem "macht keinen Unfug" in den Bücherabend zu entlassen. 

Unfug machten wir natürlich keinen. Wir schmökerten uns hemmungslos durch die Bücherregale. Theresa und Magdalena deckten sich zunächst mit Büchern über psychopathische Serienmörder und andere Menschenquäler ein. Da fragt man sich als Mutter schon, ob man sich nicht Sorgen machen sollte.

Wobei auch für mich nichts über einen gepflegten Mord geht. Allerdings gewürzt mit einer Prise Humor. In meinen Regalen stapeln sich mittlerweile Leichenberge. Zwischendurch gibt es noch was Witzig-Skurriles, aber in der Hauptsache gilt "Mord ist ihr Hobby".

Später erfüllte dann Theresas Lachen die Buchhandlung. Es waren nicht ihre Killerbücher, sondern "Schab nix gemacht" - Geschichten aus der Hauptschule, die zu wahren Heiterkeitsausbrüchen führte. Elisabeth bestätigte dann auch, dass der Beruf des Lehrers total witzig sei. Alles eine Frage der Einstellung.

Buchgenuss  nach Ladenschluss. Kein Onlinehändler der Welt kann diesen Traum aller Bücherfreunde erfüllen.  




Das schläfrige Bewußtsein zum idealen Leben ereilte mich natürlich am Abend auch noch. Vor lauter Schläfrigkeit habe ich allerdings meine Katze auf dem Balkon vergessen, so dass sie die ganze Nacht draußen verbrachte. Sehr zu ihrem Unmut, den sie wohl gegen Morgen lautstark kundtat. Jedenfalls sah sich eine Nachbarin dazu veranlasst, mir um 5.37 Uhr und 5.41 Uhr auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen, ich solle die Katze rein lassen. Natürlich, ohne ihren Namen zu nennen.

Wer mich kennt weiß, dass ich zu dieser unchristlichen Zeit telefonisch garantiert nicht zu erreichen bin. Aber überhaupt nicht. Drei Stunden später möglicherweise. Aber niemals um zwanzig vor sechs.

Natürlich kann ich mir vorstellen, dass Emmelys lautstarker Protest gegen ihr Exil nervig war. Aber ich habe sie halt vor lauter Schläfrigkeit (und vielleicht auch aus Frust, weil der FC Bayern so kläglich in Barcelona unterging) auf dem Balkon vergessen.

Zur Buße haben Bernie und ich dann Nachbars Katze vom Garagendach gerettet. Sie war zwar wenig darüber begeistert, dass wir sie in einen Sack für Gartenabfälle steckten, aber mit einer zappelnden Katze eine Leiter runtersteigen wäre wohl nicht ohne Personenschaden abgegangen. 

Wie dem auch sei: In Emmelys Fall führte mein schläfriges Bewußtsein garantiert nicht zum idealen Leben. Jedenfalls nicht für meine Nachbarin.





Montag, 4. Mai 2015

Sonntagsvergnügen

Ob wir denn nicht am Sonntagabend grillen könnten, schließlich sei ihr Geburtstag, meinte Resi letzte Woche. Nun ist es so, dass bei uns der FC Neuenburg die Wochenendplanungen bestimmt, da macht ein Geburtstag keine Ausnahme. Wir einigten uns daher auf den Sonntagnachmittag als einzige Alternative.

Wir sind jetzt nicht so die Hardcoregriller, also keine multifunktionale Gasgrillstation zum Preis einer einwöchigen All-Inclusiv-Reise. Wir zählen uns eher zu der Fraktion der Steinzeitgriller, d.h. Bernie erlegt das Mammut im Edeka in Buggingen und ich bin zuständig für den Dreibeingrill. Kohle anzünden, Fleisch auf den Rost und gut ist. Bernie teilt die Leidenschaft vieler Männer nicht, die alles auf den Grill schmeißen, was nicht bei 10 auf den Bäumen ist. Wir sind schon froh, wenn Bernie das Fleisch nicht buchstäblich im Hals stecken bleibt und er jämmerlich daran erstickt.

Da es, wie vorhergesagt, am Sonntagnachmittag regnete, grillten wir auf dem Balkon. Kaum hatte ich die Anzünder unter dem Kamingrillanzünder angezündet (was für ein Satz), stieg auch schon eine schwarze Rauchwolke gen Himmel, der sich daraufhin in noch dunkleres Grau hüllte. Meine Sorge galt dabei in erster Linie der Nachbarschaft und dem Wunsch, diese möge nicht die Feuerwehr rufen. 

Das Mammut hat sehr gut geschmeckt, Bernie konnte sein Steak fast unfallfrei verspeisen, und Resi war glücklich.

Nach dem Geburtstagseis in der Eisdiele auf dem Rathausplatz fuhr ich zum Neubürgerfest in die Gemeinschaftsunterkunft der Flüchtlinge. 

Alleine zu Veranstaltungen zu gehen, ist für mich überhaupt kein Problem. In Neuenburg kann ich mir sicher sein, immer irgendjemanden zu treffen. Das war gestern nicht anders. Wenn es gilt, sich ehrenamtlich zu engagieren, ist Erwin Bornemann zur Stelle und so war er auch der erste, mit dem ich ein Schwätzchen hielt. 

Dann bin ich Silvia über den Weg gelaufen. Mit Silvia kann man wirklich tolle, ernsthafte Gespräche führen. Und dann haut sie einen raus und du liegst am Boden vor Lachen. Ich fragte sie nach der Kommunionsfeier ihres Enkel und sie war total begeistert. Sie habe auch einen jungen Flüchtling kennen gelernt, der in der Kirche neben ihr saß. Eduard aus Gambia, den sie sogleich suchte und auch fand. Wir redeten ein bisschen und dann fragte er, ob wir ihn nicht dem Pfarrer vorstellen könnten. Er ginge jeden Sonntag in die Kirche. Was er nicht verstand war, dass wir drei verschiedene Pfarrer haben. Leider fiel mir das englische Wort für Seelsorgeeinheit nicht ein.

Gerne stellten wir ihn also bei Father Maier vor. Neben Father Maier saß der Bürgermeister. Auch ihn wollte Silvia natürlich vorstellen und erhob diesen kurzerhand in den Adelsstand. Das englische Wort für Bürgermeister ist ihr nicht eingefallen. Ich fragte sie, ob sie sich vielleicht als Untertanin fühlte oder ob sie einfach noch unter dem Einfluss der Geburt des Royal Babys stand. Beides verneinte sie vehement. Rainer was jedenfalls not amused. 

Mit ernsthaften Gesprächen war es nach dieser Commedyeinalge natürlich vorbei.

Zwei Jungs aus Eritrea führten ein kurzes Theaterstück auf. Leider hatten die beiden kein Mikrofon und man hat kein Wort verstanden. Sie gingen dann von Tisch zu Tisch und stellten sich vor. Zwei wirklich taffe Jungs mit einer unglaublichen Ausstrahlung. Wir waren sehr beeindruckt. Einer der Jungs stellte sich als Michael vor (der Name des anderen war nicht so einfach zu merken und ich habe ihn leider schon wieder vergessen). In Neuenburg gäbe es auch eine Kirche die Michael hieße, so Silvia daraufhin. Was den Michael aus Eritrea aber nicht sonderlich beeindruckte.

Es war eine wirklich sehr gelungene Veranstaltung, die von erfreulich Vielen besucht wurde.

Wenn Eduard aus Gambia erzählt, dass er über Lampedusa nach Deutschland gekommen ist, dann hat dieses tausendfache Flüchtlingsdrama einen Namen und ein Gesicht. Dann kann man Menschen, die in Flüchtlingen eine Gefahr für den Wert ihrer Immobilie sehen, kein Verständnis aufbringen. Als ob es sich um Fässer voller Giftmüll handelt, die auf dem Grundstück vergraben werden.

Wenn Eduard aus Gambia erzählt, dann schämt man sich fast ein bisschen, dass das einzige Problem am Wochenende war, dass der SC Freiburg gegen Paderborn verloren hat.

  




Freitag, 1. Mai 2015

Verschwörungstheorie

Nach der Veröffentlichung eines Beitrages in meinem Blog bin ich immer sehr gespannt, wie viele Leser den Post lesen, und woher sie denn so alle kommen.
Zugegebenermaßen sind es außerhalb Deutschlands meistens Urlauber, die an ihrem Urlaubsort lesen und meinem Blog den Hauch von Exotik verleihen.

Im Beitrag "Fernweh" fiel mir deshalb die große Anzahl Leser aus der russischen Föderation auf, und ich dachte so bei mir, das können wohl kaum nur Urlauber sein. Wer macht da schon Urlaub? Dann fiel mir ein, ich hatte den Namen Putin erwähnt. Deshalb ist der folgende Beitrag quasi ein Experiment. Mal schauen, woher nun meine Leser kommen.

Im Juni ist die Welt zu Gast in Bayern. Auf Schloß Elmau in Krün findet der G7 Gipfel statt. Und mein Neffe hat alle Hände voll zu tun. Bis da jeder Kanaldeckel in der Umgebung verschweißt ist, bist du eine Weile beschäftigt. In Krün war ich übrigens auch schon mal. An einer Hochzeit, aber das ist eine andere Geschichte.

Im großen Sandkasten der Weltpolitik darf ja klein Wladimir nicht mehr mitspielen. Der hat das Krim-Förmchen an sich gerissen. Mutti war böse und jetzt ist er raus. Ruhe im Sandkasten ist aber deshalb noch lange nicht. Nach dem neusten Abhörskandal ist Mutti in Erklärungsnot, gerade Monsieur Hollande dürfte ziemlich stinkig sein. Da fällt mir ein, mein Neffe könnte den mal daran erinnern, wenn er schon in der Nähe ist, dass das KKW Fessenheim auch wirklich abgeschaltet wird.

Weniger Stress mit Kernkraftwerken hat ausgerechnet Japan. Trotz Fukushima setzt der Shinzo Abe weiterhin auf Atomstrom. Und das in einem überaus Erdbeben gefährdeten Gebiet. Es gibt Dinge, die kann man nicht nachvollziehen. Aber gut.

Ich gebe zu, dass ich erst mal googeln musste, wer gerade Regierungschef in Italien ist. Ich war ja 14 Tage nicht da, und in Italien geht das manchmal ruck-zuck (wobei - kaum war ich weg, war der Müller-Wohlfahrt nicht mehr Bayern-Doc. Klopp verlässt Dortmund und der Grass ist gestorben). Also Renzi ist noch am Ruder. Und ich habe immer irgendwie das Gefühl, der Silvio hängt wie ein Damoklesschwert über ihm.

Großbritanniens Cameron weiß noch gar nicht, ob er überhaupt noch mit dabei ist. Im Mai sind Wahlen und im Juni ist der Gipfel. Aber Großbritannien hat eh andere Sorgen. Dort wartet man auf das Royal Baby. Auf die Windsors war halt schon immer Verlass.

Quizfrage: Weiß jemand, ohne zu googeln, wie der Regierungschef von Kanada heißt? Na? Genau - der heißt Harper. Weiter weiß ich über den auch nichts. Kanada wurschtelt irgendwie so vor sich hin. Man hört so gar nichts.

Anders die USA. Immer für Schlagzeilen gut. Für mich ist es ja ein Rätsel, wie versessen man darauf sein kann, Präsident (oder Präsidentin) der Vereinigten Staaten werden zu wollen. Da hat man innerhalb der USA wirklich mit sehr merkwürdigen Menschen zu tun. Mr Obama ist manchmal nicht zu beneiden. Augen auf bei der Berufswahl, sag ich immer. Und bald hat er es ja hinter sich. 

So. Nun bin ich mal gespannt, durch wie viel Suchmaschinen mein Post läuft.