Donnerstag, 24. Dezember 2015

www - worldwideweihnacht

Weihnachten. Fest der Freude, der Familie und der Rituale. Letztere sehen bei uns folgendermaßen aus: Am Heiligen Abend versammelt sich die ganze Familie bei Würstchen und Kartoffelsalat, dann gibt es Geschenke und wer dann noch nüchtern ist, geht in die Christmette. Ach ja, und die Geschenke auf den letzten Drücker gibt es auch noch.

So komme ich also relativ abgehetzt mit meinen aller-allerletzten Geschenken nach Hause. Aber ach, kana da. O man, alle fuerte. Malle sehen, wo sie sind. Von Resi liegt wenigstens ein Zettel auf dem Küchentisch: Bin in meinem Zimmer und chile. Sudan mache ich mich auf die Suche nach dem Rest. Matze ist wahrscheinlich mali wieder unterwegs, mal ta, mal ta, aber sonst?

Ich gehe in die Küche, wo mich fast der Schlag trifft. Wie sieht es denn hier aus? Das totale Laos. Da war wohl Mäc am Werk. Gott sei Dank kommt Bernie, um mir bei den weiteren Vorbereitungen zu helfen. „Jetzt peruig dich erst mal, alles halb so wild“, tröstet er mich.

Da kommen auch schon meine beiden Töchter. „Was habt denn ir an? Entfährt es mir angesichts ihrer Glitzerkleider, die sie zur Feier der Heiligen Nacht tragen. Statt einer Antwort geht Resi wie immer zum Radio, um die Stimmung mit Musik etwas feierlicher zu gestalten. Es kommt aber nur DomRep und Bernie stellt entnervt das Radio wieder aus.

Übrigens, Simon kommt nicht“, meinte Mäc. „Er ist krank.“
Oh, hoffentlich hat er keine Salomonenvergiftung vom Essen gestern“, erwidere ich besorgt.
Nein, nein, nur ein Katar der oberen Luftwege“, beruhigt mich Mäc. Der immer mit seinen Algerien, denke ich, sage aber: „Tschad, da kann man nix machen. Na immer noch besser als Fußschweiz“.
Dafür machen mir mal wieder die Beine weh. „Da ist bestimmt eine Vene zu. Ela hat das nämlich auch immer.“ diagnostiziert meine Tochter mein Leiden.

Matze ist wohl noch unterwegs, Fidschi fahren. Aber auch das kennen wir, der kommt generell erst zur allerletzten Minute. Kurz darauf steht er im Wohnzimmer. „Hast du die Geschenke dubei“, wie immer ist Resi besorgt, dass Matze die Geschenke vergessen haben könnte. „Nor wegen dir komm ich immer in Stress,“ mault Resi ihren Bruder an. „Schweden mir? Stimmt doch gar nicht. Du hast ja schon seit Tagen Nasenbluten.“

Nun sind wir vollzählig, alle sitzen erwartungsvoll am Tisch, die Gabun liegen unterm Christbaum und alle bestaunen die Krippe. „Das san Marinoschafe“ erkläre ich stolz meine krippalen Neuzugänge, was alle mit Wohlwollen kommentieren.

Benin dich gefälligst“ raune ich Bernie zu, als der sich ein Wienerle nehmen will, noch bevor das Tischgebet gesprochen wurde.
Auch für dich und für mich ist der Tisch gedeckt, hab Dank lieber Gott, dass es uns gut schmeckt. Jemen“. Endlich. Bernie greift beherzt zu. Was Vati kan, kann ich auch denken sich unsere Kinder und alle laden ihre Teller voll. Ich mache das nur ungarn, das sieht immer so gierig aus.

Krieg ich auch Wein?“ fragt unsere Jüngste. “So zur Feier des Tages könntet ihr doch mal eine Ausnahme machen“, bettelt sie.
Kommt gar nicht in Frage“, erwidert der Herr Papa. „Du kannst höchstens Milch mit Kuba trinken.“ Sein strenger Blick duldet keine Widerrede.
Ja mei, ka ma nix machen“, fügt sich Mäc in ihr Schicksal und vietnam sich statt dessen noch ein Wienerle.
Möchtest du noch einen Schluck Wein?“ fragt mich mein Göttergatte. „Liba non“, war meine Antwort. Von zu viel Wein kriege ich schnell Kopfweh.

Ich schlage vor, wir singen in diesem Jahr 10 Lieder vor der Bescherung.“ Resi neigt wie immer zur Übertreibung. „Das kapverden wir sicher nicht“, war die höfliche, aber bestimmte Antwort ihres Bruders. Er hasst Weihnachtslieder. „Und warum nicht?“ So leicht gibt sich Resi nicht geschlagen. „Wales ich sage“. „Macho.“ „Blöde Kuh“.
Bevor die Stimmung endgültig umschlägt, stimme ich ein Lied an. „Macht hoch die Tür, Ecuador macht weit“, besänftigt augenblicklich die Gemüter.


Die Seychellen läuten und im Liechtenstein der Kerzen wird mir wie immer ganz warm ums Herz.



Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern überall auf der Welt

Frohe Weihnachten * Merry Christmas * Feliz Navidad * Joyeux Noel * God Jul * Hyvää Joulua * Buon Natale * Kala Christougenna * Mo'adim Lesimkha * Vrolijk Kerstfeest * Nollaig Shona Dhuit * Bon Nadal * Boas Festas *
Wesolych Swiat * Sumaj kausay kachun Navidad ch'sisipi * Bella Festas daz Nadal * Nollaig chridheil *
Pozdrevlyayu sprazdnikom Rozhdestva * Krismas Njema Na Heri * Kellemes Karacsonyiunnepeket *
Idah Saidan Wa Sanah Jadidah * Subha nath thalak Vewa* 

Sonntag, 13. Dezember 2015

Think pink

Im Moment sieht man sich einer Fülle an Weihnachts-, Advents- oder Wintermärkten gegenüber. Prinzipiell finde ich alles, was Menschen zusammenbringt und sie gemeinsam feiern lässt schön und eigentlich lasse ich auch keine Gelegenheit aus, an solchen Events teilzunehmen. Außer im Winter. Da ist es mir schlicht zu kalt. Erschwerend kommt hinzu, dass ich keinen Wein trinke. Weder weiß noch rot und schon gar nicht in heißer Form. Und kalte Getränke im Winter zu trinken geht gar nicht. Desweiteren habe ich festgestellt, dass mir erhitzter Alkohol überhaupt nicht gut tut. Irgendwann schreibe ich mal meine Erfahrungen mit Nebenwirkungen von Russischer Schokolade auf. Man versteht dann vielleicht besser, was ich meine. 

Nachdem ich bereits gestern Morgen beim gemütlichen Küchengeburtstag bei Elisabeth eingeladen war und anschließend eine Redaktionssitzung (klingt cool - oder?) in Müllheim anberaumt war, hatte ich mir für den Abend, außer mit meinen Gefährten Mittelerde zu retten, nichts vorgenommen.

Dann meldete sich Elke bei mir, ob ich nicht Lust hätte, mit zur Waldweihnacht der Guggemuhlis auf der Schwärze zu gehen (was genau Guggemuhlis sind und wo die Schwärze ist wird in einem späteren Post erläutert werden - nur soviel: Sie machen Musik im weiteren Sinne). Elke würde mich abholen. Ich war mir sicher, dass meine Gefährten Mittelerde auch ohne mich retten würden und sagte zu. 

Zielsicher steuerte Elke den Parkplatz an und schon tauchten wir ein in einen Traum aus pink. Nichts mit zuckersüßem Weihnachtsgebimmel und Winterwonderland. Pretty in pink von der Deko bis zu den neckischen Weihnachtsmützen.














Da ich bei besagter Redaktionssitzung schon genug Motivationsbrause getrunken hatte, freute ich mich auf den angebotenen Kinderpunsch. Der Kinderpunsch sei aus, meinte der freundliche Muhli und ich sah ihn ungläubig an. Ernsthaft? Bei den Guggemuhlis aus Badenweiler ist der Kinderpunsch ausverkauft. Ein Widerspruch in sich.

Nun gut, dann gab es halt eine leckere Gutedelrahmsuppe. Wie versprochen ertönten dann Weihnachtslieder. Also die haben garantiert nicht den Kinderpunsch getrunken, dachte ich und nahm die Lieder auf, um sie einmal um die halbe Welt zu Theresa zu schicken. Ich bin immer noch total fasziniert von den technischen Möglichkeiten, die man heute hat. Aber ich stamme ja auch aus einer Zeit, in der es noch Telefone mit Kabel gab (immerhin hatten wir eines in grün) und Gespräche ins Ausland nur was für Multimillionäre waren.

Zwei Mädels versuchten, mit Schellen und Glöckchen die dargebotenen Weisen musikalisch zu verschönern. Der Versuch ist in meinen Ohren kläglich gescheitert - aber Hauptsache, die beiden hatten Spaß.

Dann krachte in der Nähe ein Böller, was die Besitzerin eines Hundes gar nicht witzig fand. Der arme Kerl hatte sich furchtbar erschrocken und zitterte am ganzen Leib. Zur Belohnung gab es dafür von Frauchen eine halbe Bockwurst. Logischerweise hörte das Zittern nicht auf. Konnte ja sein, dass Frauchen auch den Rest der Wurst spendierte.

Es war ein urgemütlicher Abend mit einem ganz eigenen Charme. Auf eine ganz besondere Art berührend. Also solange wir da waren jedenfalls. Und dank einer genialen Außen-Holzofen-nie-mehr-kalte-Füße-Heizung mit Theke habe ich überhaupt nicht gefroren.

Wieder zu Hause, waren meine Gefährten immer noch zugange und ich schaltete den Fernseher just in dem Moment ein, als Sam zu Frodo den Satz aller Sätze sagte:

"Es gibt etwas Gutes in dieser Welt, Herr Frodo, für das es sich lohnt zu kämpfen."

In diesem Sinne: Einen schönen 3. Advent


Dienstag, 8. Dezember 2015

Ein atemberaubender Abend

Vor ein paar Wochen fragte mich die Leiterin der Stadtbibliothek, ob ich nicht Lust hätte, an einer Buchlesung des Müllheimer Autors Harald Gritzner in historischem Gewande teilzunehmen. Gerne auch mit Mäc. Besagter Autor habe nämlich ein Buch geschrieben, das in Neuenburg im Mittelalter spielt. Das ist ja mal ganz was Neues, dachte ich, sagte spontan zu und habe mich auf einen interessanten Abend gefreut.

Man muss ja auch mal sehen, was die Konkurrenz so treibt. Wie stellt ein anderer die Zeit des Mittelalters in meiner Stadt dar. Wobei wir zeitlich beinahe 200 Jahre auseinander liegen. Aber egal. Gespannt war ich allemal.

Was ich in meiner Euphorie leider nicht bedachte war die Frage, ob ich überhaupt noch in mein Gewand passte. Zwei Tage vor besagtem Abend schlüpfte ich hinein und stellte fest, dass ich ohne Hilfe hinten im Freien stehen würde. Einen Plan B gab es nur insoweit, dass ich mir dachte, ich trage das Kleid mit einem Schultertuch. Wenn meine Mädels eines in Hülle und Fülle haben, dann sind es Tücher in allen Farben und Größen.

Dank Mäc funktionierte allerdings schon Plan A . Mehr oder weniger. Ich atmete ganz tief aus - und beneidete zum ersten Mal in meinem Leben Apnoetaucher. Mäc schloss den Reißverschluss und ich wagte ganz langsam und sehr, sehr flach wieder einzuatmen. Tief einatmen ging nicht und auch die Arme konnte ich nicht heben. Aber sonst ging es. Mäc hatte es da entschieden einfacher. Kutte-Gürtel-fertig.

Der Abend hat mir sehr gut gefallen. In aller Bescheidenheit darf ich sagen, dass Mäc und ich die perfekten Eyecatcher waren. Wir reichten Wein und Scharwaie, hier ein Schwätzchen, da ein Schwätzchen, also alles nach meinem Geschmack. Sehr gefreut habe ich mich über die musikalische Umrahmung in Gestalt von Herrn und Frau Haaf und Herrn Meier-Ehrat.

Welchen Aufwand ein Verlag für ein Buch betreibt, ist schon erstaunlich. Das ganze Drumrum war wirklich sehr beeindruckend. Da hat man eigens einen Stadtplan aus dem Jahre 1525 von einer Grafikerin gestalten lassen. Also so, wie man das sich vorstellt. Ist ja nichts mehr da an Vorlagen. Wirklich toll gemacht. Wobei mir zwei Kleinigkeiten aufgefallen sind, die ich anders sehe. Aber ich will ja hier nicht rumnölen.

Das flache Atmen und mein sehr aufrechter Gang begleiteten mich natürlich den ganzen Abend. Das Plan-B-Schultertuch hatte ich nämlich nicht dabei, und sollte der Reißverschluss nicht das halten, was er mir noch zu Hause versprochen hatte, dann hätte ich den Rest des Abends buchstäblich mit dem Rücken zur Wand verbringen müssen.  

Die Lesung brachte mir tatsächlich die erhofften Erkenntnisse für meine Schreiberei. Zum einen habe ich mir im Geiste auf die Schultern geklopft (ging auch nur im Geiste, ich konnte ja den Arm nicht heben) und mir im Stillen für meine Bücher gratuliert. Außerdem war mir der Abend Ansporn, mit dem eigenen Buch vorwärts zu kommen.
Mit einem Verlag im Rücken gestaltet sich einiges völlig anders. Die Unterstützung ist schon enorm.
Tja, und sollte ich mal wieder zu einer Lesung einladen, muss ich mir auf jeden Fall was ganz anderes überlegen.

Etwas schade fand ich, dass die erwähnten Musiker nach meinem Geschmack etwas zu kurz kamen. Die musikalische Umrahmung der einzelnen vorgelesenen Buchabschnitte hätte ich auf jeden Fall diesen hochkarätigen Musikern überlassen und nicht dem PC. Aber das soll's auch gewesen sein mit Kritik.

Gefreut hat mich die große Zahl an Zuhörern, so hat sich für das Team der Stadtbücherei wenigstens der Aufwand gelohnt. Zumal Lesungen in Neuenburg nicht immer gut besucht sind.


Mittwoch, 11. November 2015

"Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen ...

... man weiß nie was man kriegt". 

Wer hatte gestern den Termin vor dem Verwaltungsgericht Freiburg auf dem Schirm, in dem es um die Bürgermeisterwahl ging und die Frage, ob die Wahl gültig war oder nicht ? Also ich nicht. Was sollte auch schon schief gehen? Dem Termin konnte man relativ gelassen entgegen sehen.

Gestern Nachmittag war es dann vorbei mit Gelassenheit. Völlig ungläubig saß ich vor dem PC und konnte nicht fassen, was auf BZ online zu lesen war: Bürgermeisterwahl ungültig, Neuwahlen (sofern niemand Einspruch gegen das Urteil einlegt). Rumms. Schockstarre. Die vermeintliche Lobhudelei über den amtierenden Bürgermeister Schuster in einem Artikel in der Stadtzeitung fünf Wochen vor der Wahl stellten eine unzulässige Wahlbeeinflussung dar. So so.

Das geschriebene Wort, egal wie es zum Leser kommt, hat heute eine immer geringer werdende Halbwertzeit. Information gelesen, zack, weg, nächste Info. Da kann mir niemand erzählen, er würde sich am Wahltag noch an einen Artikel vor fünf Wochen in der Stadtzeitung erinnern. Oder er habe sich eigens Notizen gemacht, um sich die Entscheidung zu seiner Wahl fünf Wochen später nochmal ins Gedächtnis zu rufen. Lächerlich. Aber ich habe ja auch nicht Jura studiert und habe demnach keine Ahnung. 

Frau Wörlein jubelt, der Rechtsstaat habe gesiegt, als ob dieses Urteil eine Änderung in der Verfassung initiiert hätte. Hat es natürlich nicht. Es ist ein ganz normales Urteil, gefällt von einem unabhängigen Richter, ein anderer Richter wäre möglicherweise zu einem anderen Urteil gekommen. Teile ihrer Anhängerschaft kriegen sich vor Schadenfreude nicht ein und sehen Chancen auf eine erfolgreiche Wahl.

Mir war bis dato nicht bekannt, dass ich für solch ein bedeutendes Presseorgan wie dem Neuenburger Amtsblatt geschrieben habe. Dass unser Amtsblatt von so großer Bedeutung für die Leser ist, dass die Artikel sogar eine Wahl beeinflussen können. Krass. Hätte ich wirklich nicht gedacht. Sehr geehrter Richter Wolfgang Albers, sie beleidigen meine Intelligenz. Man kann zu besagtem Artikel stehen wie man will, aber er habe eine Wahl beeinflusst? Echt jetzt? 

Noch immer beschäftigt mich natürlich die Frage, warum Frau Wörlein (die sich übrigens auf ihrer Facebookseite als Politikerin bezeichnet - wie schräg ist das denn?) tut was sie glaubt tun zu müssen. Nachvollziehen kann ich es nämlich immer noch nicht. Ich fürchte, sie verkennt die Stimmungslage in der Stadt - die aus dem fernen Wiesbaden auch relativ schwer mitzukriegen ist. Woher kennt Frau Wörlein die Befindlichkeiten der Neuenburger Bürger? Die eine fährt nach der Urteilsverkündung ausgelassen nach Wiesbaden, der andere - wohl weniger ausgelassen - nach Hause nach Neuenburg am Rhein.

Mit ihren knapp über 37 Prozent erzielte sie bei der nunmehr ungültigen Wahl ein mehr als beachtliches Ergebnis. Zustande kam dies - wenn ich mich hier als Analyst betätigen darf - sicher aufgrund von Wählern, die von Frau Wörlein überzeugt waren, von Wählern, die Herrn Schuster einen Denkzettel verpassen wollten und von Wähler, die auch einen Torpfosten wählen würden, weil sie persönliche Probleme mit dem Amtsinhaber haben.

Welche Wähler am Ende bei der nächsten Wahl übrig bleiben, darüber kann man nur spekulieren. Wobei ich auf die Torpfosten tippe. Sollte sie nochmal auf über 37 Prozent kommen, würde mich das doch sehr wundern.

Neuwahlen also. Mit einer erneuten Vorstellung der Kandidaten. Herzlichen Glückwunsch Frau Wörlein. Da möchte ich nicht in ihrer Haut stecken. Aber wie gesagt, aus der Ferne kriegt man das halt nicht mit. Vielleicht wären die anstehenden Fasnachtsveranstaltungen ein guter Probelauf. 

Nun will sie also dem Rathaus vorstehen mit Mitarbeitern, die sie im Jahr zuvor noch der Wahlmanipulation bezichtigt hat. Super Idee. Wobei sich mir die Frage stellt, ob sie dann bei den Neuwahlen Wahlbeobachter anfordert. 

Selbstverständlich polarisieren Menschen in Machtpositionen. Es würde mich auch sehr befremden wenn wir einen Bürgermeister hätten, der everybody's darling ist. So jemand wäre mir dann doch sehr suspekt. Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen und kenne meine Stadt schon sehr lange - im Gegensatz zu Teilen der Anhängerschaft der Politikerin. Ich fühle mich daher kompetent genug zu sagen, dass Herr Schuster in den vergangenen 24 Jahren nicht so wahnsinnig viel falsch gemacht hat.

Wie dem auch sein, ich hoffe, bei den vermutlichen Neuwahlen geht alles glatt und mein Kopfschütteln wird nicht chronisch. 

Montag, 2. November 2015

Auswärtsspiel

Wir könnten doch nach dem Allerheiligen-Friedhofsbesuch in Freiburg anschließend nach Munzingen fahren. Dort spiele die 1. des FC Neuenburg. Wer konnte ein so verlockendes Angebot seitens meines Mannes schon ausschlagen? Außerdem versprach mir Bernie einen sonnigen Herbsttag, sobald sich der Nebel verzog. Und das würde er ganz bestimmt.

Also in Freiburg war es immer noch neblig, meinte Mäc, die vom Bodensee kommend durch Freiburg fuhr. Das mit dem Nebel, der sich noch verziehen sollte, glaubte sie nicht so recht. Ich hätte auf sie hören sollen.

Natürlich verzog sich nämlich überhaupt nichts. Im Gegenteil. Im Laufe des Nachmittages wurde die Sicht immer trüber und passte sich damit wunderbar der Stimmung unter den Neuenburger Fans an.

Flüchtlings,- Asyl,- Nahost- und sonstige Krisen: Vergesst es. Die wirklichen Dramen spielen sich jedes Wochenende auf und neben den Fußballplätzen der Republik ab. Alles hochemotional. Da wird gepöbelt und gestänkert, gemotzt und geschrien und lauthals der Unmut über das Versagen wahlweise des Schiedsrichters, des Gegners oder gerne auch der eigenen Mannschaft kundgetan. 

Die Chancenauswertung unserer Truppe war mal wieder eher suboptimal. Nachdem man großzügig auf die Führung verzichtet hatte und die Einladungen zum 1 und 2:0 dankend ablehnte, kam es, wie es kommen musste: Die Munzinger gingen 1:0 in Führung. Tja, das ist eben so wie im richtigen Leben. Wenn du deine Chancen nicht nutzt kommt ein anderer der nicht lange fackelt und hängt dich ab.

Zur Halbzeit stand es also 1:0 für Munzingen und der Nebel sank leise nieder. Kälte kroch mir in die Glieder und ich fragte mich, was ich eigentlich an diesem unwirtlichen Ort verloren habe. Überhaupt nichts, dachte ich mir und verzog mich ins Clubheim zu einer schönen heißen Tasse Tee. Ich beobachtete die 2. Halbzeit am Fenster stehend, zwischenzeitlich fiel das 2:0, die Emotionen kochten, der Schiedsrichter pfiff sich die Seele aus dem Leib, rote Karte für Munzingen, rote Karte für Neuenburg, mann da ging die Post ab. Alles ganz normal.

Kurz vor Ende des Spiels kam ein Munzinger ins Clubheim, aufgebracht schimpfte er über die Neuenburger Fans, so was habe er ja überhaupt noch nicht erlebt - schlimmer waren nur die aus Steinenstadt. So so denke ich und muss schmunzeln, das bleibt ja wenigstens in der Familie. Dann meinte er, das ist doch ein Pack, was da hergekommen wäre.

Dann war meinerseits Schluss mit Schmunzeln. Das reiche jetzt, meinte ich, ich würde mich (und im Übrigen auch die mitgereisten Anhänger) schon mal überhaupt nicht als Pack bezeichnen lassen. Natürlich gab dann ein Wort das andere und ich verlor zugegebenermaßen leicht die Contenance. Kann schon sein, dass ich leicht die Stimme erhoben und mit dem Finger gefuchtelt habe. Aber Pack? Geht's noch? Jedenfalls stürmte mein Kontrahent wütend aus dem Lokal und ward nicht mehr gesehen.

An der Theke stand ein grauhaariger älterer Mann, der versuchte, die Wogen etwas zu glätten. Sehr diplomatisch, muss ich sagen. Er kam dann zu dem Schluss, der Schiri sei sowieso schuld, weil er schlecht gepfiffen habe. Praktisch. Am Ende ist der Schiri Schuld.

Kurz darauf, das Spiel endete 2:1 für Munzingen, stürmte dann ein weiterer Einheimischer ins Clubheim und verkündete lautstark, er würde die Neuenburger Nummer 10 verklagen wegen Körperverletzung. Alle Beschwichtigungsversuche fruchteten nicht. Ich dachte mir, die haben hier wohl alle ein Rad ab, war aber still. Als er das Lokal verließ, bedankte er sich in meine Richtung. Bernie, der sich zwischenzeitlich zu mir gesellt hatte, sah mich verwundert an und fragte, ob der mich gemeint habe. Keine Ahnung, wofür genau der sich bedankte. Vielleicht für den Umsatz im Clubheim, für den das "Neuenburger Pack" gesorgt hat? 

Man kann mir an dieser Stelle unterstellen, ich hätte das Geschehen durch eine gelb-schwarze Brille beobachtet und ich wäre auf dem linken Ohr fast taub. Aber ganz ehrlich, mir ist ein ungebührliches Verhalten seitens der Neuenburger Fans nicht aufgefallen. Nichts, was außerhalb des üblichen Rahmens liegt. Wir waren, denke ich, zahlenmäßig überlegen und damit einfach lauter. Aber wenn die Munzinger bei Heimspielen lieber zu Hause bleiben (was ich ihnen an diesem Sonntagnachmittag überhaupt nicht verdenken konnte), ist das wohl deren Problem. Und eine Klage wegen Körperverletzung? Echt jetzt?

Beim Fußball geht es hoch her. Das war schon immer so. Schon meine Oma ging mit einem Schirm auf den Schiedsrichter los und erhielt daraufhin Platzverbot (und natürlich hat sich mein Onkel in Grund und Boden geschämt). Das muss man aushalten.

Im besten Fall steht man nach dem Schlusspfiff an der Theke und trinkt was zusammen. Also die anderen. Ich nicht. Das sieht mit einer Tasse Tee einfach zu blöd aus.

  




Dienstag, 20. Oktober 2015

Glückstage

Im Laufe eines Jahres gibt es Tage, auf die man sich besonders freut. Zum Beispiel die Osternacht im Elztal. Wobei ich jetzt gar nicht mal so genau sagen kann, was mir da am besten gefällt: Das Pizza essen mit Bernhard, das Ende der Fastenzeit oder die Auferstehung. Die Geburtstage von Gaby (mit superleckeren Rindswürsten und dem running gag, dass Gaby nie ihren Wunsch verwirklichen kann, ihren Geburtstag draußen zu feiern). Elke (die ihren Geburtstag draußen feiert, obwohl schlechtes Wetter ist) und Elisabeth (die jedes Jahr unter Beweis stellt, dass man sehr wohl 20 Personen um einen kleinen Küchentisch platzieren kann).

Definitiv zu meinem persönlichen Jahresglückstag zählt auch der Samstag der Frankfurter Buchmesse. In diesem Jahr hatte ich das Glück, die Buchmesse mit Mäc und drei Freundinnen zu besuchen. Auch wenn dies bedeutete, unchristlich früh aufstehen zu müssen. 

Aus der Fülle der Veranstaltungen wollte ich eigentlich nur zur Sendung "Druckfrisch" mit Denis Scheck, dem ich bei seinen Kritiken sehr gerne zuhöre und die ich in den allermeisten Fällen auch teile. "Druckfrisch" hat dann auch tatsächlich gehalten, was ich mir davon versprochen habe.
Ansonsten ist die Promidichte an der Buchmesse natürlich relativ hoch - sofern man von den zahlreichen Autoren auch weiß, wie sie aussehen. Und sofern man sie auch als Prominent wahrnimmt. Mario Adorf und Ulrich Wickert könnten problemlos an Mäc vorbeilaufen, sie hat weder vom einen noch vom anderen je etwas gehört. Im Falle von Ulrich Wickert war es tatsächlich so, mein "das war der Wickert" hat sie nicht sonderlich beeindruckt. So relativiert sich das eben mit dem Promidasein.

Der Einfachheit halber haben wir uns in Gruppen aufgeteilt. Elke und Gaby, Mäc und ich, Elisabeth war alleine unterwegs, ihre Leidenschaft für die Wissenschaft entsprach nicht so ganz unseren Interessen. Zwischendurch trafen wir uns dann zum Erfahrungsaustausch. Das erste Treffen haben allerdings Elke und Gaby verpasst. Die Damen haben sich in eine Veranstaltung eines Verlages geschmuggelt bei der auch Sekt gereicht wurde - da kann man ein Treffen schon mal verpassen. Außerdem hatten sie danach leichte Orientierungsprobleme, was möglicherweise mit dem Sekt zusammenhing. Man weiß es nicht.

Schlecht an der Buchmesse ist, dass man am Samstag keine Bücher kaufen kann. Der Grund leuchtet mir im Smartphonezeitalter nicht ganz ein. Ob ich Bücher vor Ort kaufe oder mir vor Ort im Netz bestelle ist doch völlig egal. Gut am Samstag ist, dass man keine Bücher kaufen kann. Die Gefahr, in einen wahren Kaufrausch zu fallen, wäre einfach zu groß. Was mich noch interessieren würde ist, wie viele Bücher an so einer Buchmesse eigentlich geklaut werden. Angesichts der Massen, die sich durch die Reihen schieben, ist dies nämlich ein leichtes Unterfangen, möchte ich mal behaupten. 

Mit ihren überaus fantasievollen Kostümen waren Cosplayer, die an diesem Tag zu Hunderten die Messe bevölkerten, bunte Hingucker (oder eyecatcher wie wir heute zu sagen pflegen). Dabei ist mir der Tod (na ja, nicht gerade die bunteste Erscheinung) drei Mal über den Weg gelaufen und ich hoffe, das hat nichts zu bedeuten. 

Überhaupt bin ich mir nicht ganz sicher, was mich mehr an der Buchmesse beeindruckt: Die wirklich in schier unübersichtlicher Zahl vorhandenen Bücher oder das Publikum. Lesen scheint Gott sei Dank doch noch nicht so ganz aus der Mode gekommen zu sein. Erstaunt war ich auch von den langen Schlangen vor den Ständen, an denen Autoren ihre Werke signierten. Was macht man mit einem Buch, das die Unterschrift des Autors enthält? Steht das dann aufgeklappt im Wohnzimmer? Zeigt man das seinen Freunden, auf das diese dann vor Neid erblassen? 

Nach 7,5 Stunden Buchmesse waren wir dann alle ziemlich platt. Auch meine Mitreisenden, die noch bei der Ankunft im Parkhaus fröhlich hüpfend die Treppe benutzten (im Gegensatz zu mir), fuhren dankbar für die Möglichkeit, ihre müden Beine zu schonen, auf dem Weg zum Parkplatz mit der Rolltreppe.



Natürlich steht auch im nächsten Jahr der Besuch der Buchmesse in meinem Kalender. Es ist übrigens der 22.10.

Apropos Bücher: Ich war eigentlich immer der Meinung, man darf Bücher auf keinen Fall wegschmeißen. Das tut man nicht. Doch manchmal ist man gezwungen, seine Meinung zu revidieren. Aus gegebenem Anlass werde ich meine Bücher von Akif Pirincci entsorgen. Eigentlich wollte ich sie verbrennen, das wäre allerdings die falsche Symbolik. Ich werde sie deshalb dahin schmeißen, wohin dieser Autor gehört - in den Müll.






Mittwoch, 7. Oktober 2015

Sie ist dann mal (wieder) weg

Sie müsse mir was sagen und ich solle mich doch bitte hinsetzen, meinte Theresa Anfang Juni mit ernstem Gesicht. Wenn mein Leben ein langer ruhiger Fluss ist, dann sorgt Theresa ab und zu für die ein oder andere Stromschnelle, gerne auch kleinere Wasserfälle. Sie ist, wie ich sie gerne auch nenne, mein kleines Überraschungsei.

Ich nahm also Platz und harrte ihrer Ankündigung. Sie habe ihren Job gekündigt und gehe mit ihrer Freundin Linda ab Oktober drei Monate lang auf Tour durch Südamerika, genauer nach Argentinien, Chile und Bolivien. 

So so, dachte ich. Hätte schlimmer kommen können. Zum Islam konvertieren und sich dem IS anschließen zum Beispiel. Bernies Begeisterung hielt sich in Grenzen. 

Es war mir schon lange klar, dass sich Resi irgendwann mal wieder auf die Reise nach Südamerika machen wird. Und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir sie in irgendein Land (ich tippe mal auf Südafrika) verabschieden werden. Sie wird immer eine Reisende sein. 

Natürlich beneide ich sie um diese Reise. Aber wenn man eines nicht brauchen kann auf so einer Tour, dann ist es die eigene Mutter. Leider. Aber einfach seine Sachen packen zu können und den ganzen Wahnsinn hinter sich zu lassen - wie ich das Kind beneide.

Selbstverständlich mache ich mir Sorgen und hoffe, dass wir die Mädels im Januar wieder wohlbehalten am Flughafen in Empfang nehmen können. Aber Sorgen macht man sich als Eltern immer. Von Anfang an. Die Sorge um das Wohlergehen ist ständiger Begleiter. Das gehört zum Job. Aber wie meinte meine Cousine Anja: Als Eltern braucht  man Hornhaut.


Ich möchte an dieser Stelle den Philosophen Khalil Gibran zitieren, seine Gedanken sind mir Inspiration.

Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der
Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch.
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken
denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts,
noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der
Unendlichkeit, und Er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des
Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt,
so liebt Er auch den Bogen, der fest ist.

So, nun bin ich gespannt, was und wann wir wieder von den beiden hören. Unter einhundert2tage.myblog.de kann jeder, der möchte, den beiden auf ihrer Reise folgen. 




E

Montag, 28. September 2015

Der Mond ist aufgegangen

Alle Welt sprach gestern von dem astronomischen Ereignis, das uns der gute Mond, der sonst so stille geht, bescheren würde. Blutmond. Uuuuh. Mystisch. Zuvor gab es auch noch eine totale Mondfinsternis, zusammen ein Event, das es so erst wieder in 18 Jahren geben würde. Die Nacht versprach, sternenklar zu werden. Optimale Bedingungen für das Himmelsspektakel.

Ach komm, dachte ich mir, stellst dir halt auch den Wecker und schaust dir an, was das Firmament dir so zu bieten hat. Weil mir das in der Familie (und auch sonst) kein Mensch glauben würde, legte ich mir meine Kamera griffbereit auf den Nachttisch. Bernie hatte Nachtschicht, sein "du bist nicht ganz sauber" blieb mir also erspart.

Groß und rund stand der Mond am Himmel und tauchte meine Umgebung in ein bläuliches, kaltes Licht, als ich um kurz nach zwölf mit dem Hund unterwegs war. Wer eine Vollmondnacht in den Schweizer Alpen erleben durfte, für den war der gestrige Mond schon ein wenig pille-palle. Aber ok. 

Um 3.30 Uhr düdeldüte mein Wecker. Durch das Schlafzimmerfenster lugte la Luna. Anders als bei der Sonnenfinsternis braucht man bei einer Mondfinsternis wenigstens keine Spezialbrille dachte ich und wankte schlaftrunken zum Fenster. Ich blickte nach draußen und beobachtete, wie die Erde Stück für Stück ihren Schatten auf den Mond warf.  Um zu beweisen, dass ich wirklich und wahrhaftig um diese, in meinen Augen, unchristliche und zum Aufstehen absurde Uhrzeit aufgestanden bin, nahm ich meine Kamera zur Hand, um das Geschehen am Himmel über Neuenburg zu fotografieren. Soweit der Plan. Blöderweise war der Akku meiner Kamera leer.  

Die Worte, die mir spontan durch den Kopf gingen, sind nicht druckreif. Ich nahm notgedrungen mein Superhandy und knipste zwei Fotos. 

Wie gesagt, sie sollen nur als Beweis dienen. Der helle Fleck in den Bildmitten ist der Mond, kein Fleck auf dem Bildschirm.

Ganz ehrlich: Der Blutmond konnte mir gestohlen bleiben. Der war mir sowas von egal, als ich wieder unter die Decke schlüpfte. Gegen die Bilder von Alex hätten meine wohl sowieso abstinken können. Und außerdem sind heute massenweise Bilder von Monden in allen Rottönen zu sehen.

So gesehen sind mir schon einmalige Aufnahmen gelungen. 



Mittwoch, 16. September 2015

Das wird man ja noch sagen dürfen

Soll ich oder soll ich nicht?

Normalerweise gebe ich keine politischen Statements ab. Im Moment komme ich allerdings mit dem Denken nicht hinterher, mein Hirn ist blockiert und anstatt über meine konspirative Aktion am Freiburger Bahnhof zu schreiben, schleichen sich immer wieder Gedanken zur momentanen Flüchtlingssituation ein. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich bis zur endgültigen Entscheidungsfindung etwas länger brauche. Oder, mit anderen Worten, ich denke zu langsam.

Das gilt selbstverständlich nicht für meine grundlegenden Ansichten, die ich hier gar nicht weiter diskutieren möchte. Es gibt Grundsätzliches, worüber ich nicht diskutiere. Über alles, was sich am rechten Rand bewegt. Es ist möglicherweise leichtsinnig von mir zu sagen, ich nehme diese (jetzt fällt mir kein Wort ein, das sprachlich nicht entgleist und mich damit auf eine Stufe stellt mit denen, zu denen mir die Worte fehlen) nicht wirklich ernst. Sie sind intellektuell einfach zu weit weg. Wir haben schlicht keine gemeinsame Basis, auf der sich eine Diskussion auch nur ansatzweise führen lassen könnte. 

Jetzt marschieren sie also wieder, die selbsternannten patriotischen Retter des Abendlandes. Immer mit dem Hinweis, man sei ja nicht "rechts". Was denn sonst, meine lieben Marschierer? Von mir aus könnt ihr eure Zeit damit verplempern, mit fragwürdigen, fremdenfeindlichen Parolen (die jeglicher Grundlage entbehren) durch die Gegend zu latschen. Diese "Das-wird-man-ja-noch-sagen-Dürfer" dürfen das selbstverständlich gerne tun. Wir sind ein freies Land in dem jeder seine Meinung kund tun kann. Aber hört auf damit rumzumemmen, wenn man euch in die rechte Ecke verortet. Wenn es die geistigen Fähigkeiten nicht zu sehr überfordert, kann sich der ein oder anderen vielleicht Gedanken über die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge der Ursachen von Flucht und Vertreibung machen. Einfach mal googeln.
 

Was mein Blut allerdings in Wallung bringt, ist das erbärmliche kollektive Versagen der sogenannten Europäischen Union. Von Union kann schon lange keine Rede mehr sein, spätestens mit den Dubliner Verträgen haben sie diese aufgekündigt. Man hat Italien und Griechenland (ausgerechnet) mit der Flüchtlingsflut alleine gelassen in der Hoffnung, das Problem werde sich schon von alleine lösen. Das Absaufen Tausender Menschen wurde dabei billigend in Kauf genommen. Lass mal den Papst Blumen ins Meer bei Lampedusa schmeißen und alles wird gut. Es wurde eben nicht alles wieder gut. Und das, meine Damen und Herren, war abzusehen. Man müsse sich wohl stärker mit dem Krieg in Syrien befassen, meinte unser Innenminister. Blitzmerker. Nach 5 Jahren ist ihm also auch aufgefallen, dass es einen Zusammenhang von Krieg und Flucht gibt. Aber vor 5 Jahren war er halt noch Verteidigungsminister, da hat er das vielleicht nicht mitgekriegt.

Als es um die Rettung von Quasi-bankrott-Griechenland ging, legten die zuständigen Minister einen Eifer an den Tag, der mich ungläubig staunen ließ. Diesen Eifer würde ich mir bezüglich der Rettung von Menschen auch wünschen. Am Dienstag trafen sich die Innenminister. Es werden 160.000 Flüchtlinge verteilt. Übernehmt euch nur nicht. Am kommenden Dienstag nun ein weiteres Treffen. Ich hoffe, ihnen wird angesichts des Tempos, das sie an den Tag legen, nicht schwindelig.


Mr Obama mahnte Frau Kanzlerin an, Europa möge doch das Problem mit den Flüchtlingen schnell in den Griff kriegen. Mr President belieben zu scherzen. Meines Wissens trugen die USA (unter Mithilfe der europäischen Verbündeten) nicht unwesentlich dazu bei, den Nahen und Mittleren Osten zu destabilisieren. Und nun sind die USA großzügigerweise gewillt, 10.000 Syrer aufzunehmen. Angst vor Überfremdung, oder was?
Es braucht mir keiner zu erzählen, dass der IS so plötzlich und unerwartet wie aus dem Nichts aufgetaucht ist. Den hatte wirklich keiner auf dem Schirm? Das hat man doch gewusst. Mit großzügiger Unterstützung einiger Golfstaaten wurde ein Packt mit dem Teufel geschlossen. Golfstaaten? War da was? Ach ja. Saudi Arabien. Und Katar. Mehr brauche ich wohl nicht zu schreiben.

Natürlich stehen wir vor einer großen Herausforderung. Wie viele Generationen vor uns übrigens auch. Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass man Flüchtlinge problemlos aufnehmen und schwuppdiwupp integrieren kann. Wenn die erst mal alle verteilt sind ist alles gut. Natürlich wird es zu Spannungen und Problemen kommen. Die ersten Sätze von wegen, das habt ihr nun von eurer Willkommenskultur, werden wohl nicht lange auf sich warten lassen.

Das Boot ist nicht voll. Es ist etwas einseitig beladen und hat Schlagseite - und die Crew täte gut daran, die Passagiere ausgeglichen zu verteilen. 

Ich bin dankbar dafür, dass ich in Deutschland aufwachsen durfte und heute ein sorgenfreies Leben in diesem Land führen darf. Aber das ist nicht mein Verdienst. Dafür kann ich nichts. Die sogenannten Asylkritiker übrigens auch nicht.

Das wird man ja noch sagen dürfen.

So. Und jetzt kann ich über meine konspirative Aktion am Freiburger Hauptbahnhof berichten. 

Dienstag, 1. September 2015

Altes Fieber

Seit ein paar Wochen singe ich im Gesangverein Niederweiler. Wieso ausgerechnet in Niederweiler ist eine andere Geschichte, jedenfalls proben wir für das Jahreskonzert das Lied "Altes Fieber" von den Toten Hosen (und wenn ich in meiner Stimme eine Pause habe schicke ich leise Grüße nach Baiersbronn).

An dieses Lied musste ich in den letzten beiden Wochen öfters denken - es war mal wieder Ferienlagerzeit und "Immer wieder, sind es die selben Lieder ..." Lieder als Erinnerungen an vergangene Ferienlager, die natürlich geprägt und eng verknüpft sind mit den zwei schönsten, anstrengendsten, unvergesslichsten und beeindruckendsten Wochen des Jahres.

Wenn wir uns im Lagerlied die Lunge rausschreien und den Himmel noch mehr anflehen beendet dieses Lied den Bunten Abend und lässt nochmals die letzten Tage Revue passieren. Gerne denke ich an den Abend in Chatelard zurück, als wir, angeführt von Philip, unser Laudato si hinaussangen und wir sicher bis zum Gipfel des Montblanc zu hören waren. "Who let the dogs out?" konnten wir ganz leicht beantworten.

Ebenso unvergessen ist mir unser Musical "König der Löwen" in der Lenzerheide- Kurzversion oder die vielstimmige "Carmina burana" in Sedrun. "Es gibt nichts was mich hält, au revoir ..." An diesem Lied kam man in letzten Jahr nicht vorbei und Pfarrer Schulzens Lieblingskanon "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind" schallte immer wieder durchs letztjährige Lagerhaus in Lenzerheide.

In diesem Jahr tat sich allerdings kein Lied hervor, dass ich explizit mit dem Lager in Segnas verbinden würde. Nur für mich hatte ich das passende Lied in der Disco der ersten Woche gehört: "Wir bleiben wach bis die Wolken wieder lila sind" Ganz offensichtlich war dies das Motto eines Teils der Lagerkinder.

A propos Lagerkinder. Die waren teilweise so merkwürdig wie erwartet und erneut frage ich mich wann sich eigentlich Eltern aus ihrem Erziehungsauftrag verabschiedet haben. Vielleicht sollte ich der Mutter von I. den Tipp geben, mal in ihrem Keller nachzuschauen. Ihr Sohn hat nämlich die unangenehme Angewohnheit, in selbigen zu pissen. Vielleicht macht er das zu Hause ja auch.

Ansonsten war auch dieses Lager voller Höhepunkte. Der Besuch der Pfarrer Maier und Schulz nebst dem Herrn Baltes (wie der jetzt dazu kam, weiß ich nicht genau). Mit Pfarrer Maier habe ich nun, wie es scheint, auch wieder einen Pfarrer. Bodenständig verhaftet im Hier und Jetzt. Nicht aus der Zeit gefallen und dahinschwebend in höheren geistigen (und geistlichen) Sphären, denen zu folgen ich leider nicht in der Lage war. Ich wünsche Pfarrer Maier jedenfalls viel Erfolg bei der Wiederbelebung unserer im Koma liegenden Gemeinde. Möge die Macht mit ihm sein.

Über Pfarrer Schulz bedarf es eigentlich keiner Worte. Er war einfach nur Schulz. An dieser Stelle muss ich natürlich folgende Szene schildern (sorry Mäc): Mäc und ich saßen nebeneinander zusammen mit Schulz am Tisch. Da steht er auf einmal auf (und er ist ja nun wirklich nicht mehr gut zu Fuß) kommt zu uns rüber und meint: Wenn er uns so nebeneinander sitzen sähe könnte man meinen, wir seien Schwestern. Diesen Satz sticke ich mir auf ein Kissen, pinsle ihn an die Wand und werde ihn immer in meinem Herzen tragen.


Sister Act
Herzwohltuend war für mich auch der Besuch von Sophia, Franzi und Theresa, die bedauerlicherweise nur übers Wochenende da sein konnten. Sie haben dem Lager gut getan.

ihr habt mir gefehlt

Auch dieses Lager hat viele "Weißt du nochs".  Angefangen von familienfreundlichen Wanderungen, auf denen man schlappe 7 Stunden unterwegs war (also ich nicht), Schmuggler und Zöllner, das im Bachbett endete, Kinder die sich wahlweise vegan, von Pringles, Eistee, Cola oder gar nicht ernährten, Lukas als personifiziertes Leiden Christi, Mother Mary, Jörgs neuer Liebe und viele Stories, die ich nicht mitbekommen habe, die mich nichts angehen und Lagerleitergeheimnis bleiben.


"Wir machen alte Kisten auf, hol'n unsre Geschichten raus ..." Kommt mir irgendwie bekannt vor. 








  

Dienstag, 11. August 2015

Aktivurlaub

Wer Kinder hat, kennt die Situation: Kind ist im Kinderzimmer und soll alleine spielen. Mutter merkt, dass es einige Zeit schon verdächtig ruhig ist und geht nachschauen. Tatsächlich war die Ruhe trügerisch und das Kinderzimmer nicht mehr wieder zu erkennen.

Man ersetze nun "Kind" durch "Mann" und "Kinderzimmer" durch "Garten" und schon bekommt man eine Ahnung davon, wie es meinem Garten heute ergangen ist.

Bernie hat Urlaub, das muss ich an dieser Stelle vorausschicken. Wenn Bernie Urlaub hat ist er, was seine Aktivitäten angeht, sehr kreativ. Leider ist FCN-mäßig nicht allzu viel zu tun, so dass er seine Kreativität zu Hause auslebt.

Ich telefonierte gerade mit meiner Freundin und schaute zum Fenster Richtung Garten hinaus, als ich Bernie mit der elektrischen Säge erblickte. Ich sage noch zu Ursel, dass ich nicht glaube, dass das ein gutes Zeichen sei, war aber letztlich froh, dass Bernie beschäftigt war. Dann war es verdächtig lange sehr, sehr still. 

Nach einer Weile beschloss ich dann doch nachzuschauen, was mein Gatte so getrieben hat. Für ein Teil meiner Pflanzen kam leider jede Hilfe zu spät. Im Gegenzug zu Grace im letzten Jahr befürchte ich, dass sich der Haselnuss wohl nicht mehr so schnell erholen wird.









Die entstandene Lücke will er in der Zeit meiner zweiwöchigen lagerbedingten Abwesenheit verschönern. Ich bin sehr gespannt. 





Den rosa Katzenkratzbaum habe ich schon mal abgelehnt.






Ich kann gar nicht genau sagen ob vor oder nach der Gartenaktion, jedenfalls war Bernie heute noch auf Schnäppchenjagt. Alles für 1,-- €. Er hat 17 (in Worten: siebzehn) Teile gekauft. Unter anderem Thermotragetaschen, Leim und Schraubzwingen. Wofür er Letzteres braucht, weiß ich nicht. Resi tippte für eine Kiste, die er für unsere Hündin bauen möchte, da er mit deren baldigem Ableben rechnet. Nun ist sie tatsächlich schon 15 Jahre alt und man merkt ihr das Alter natürlich an. Allerdings bin ich, im Gegensatz zu Bernie, nicht der Meinung, dass dies gerade dann passiert, wenn ich im Lager bin. Aber gut, soll er halt mal eine Kiste bauen und im Garten schon mal ein Loch graben. 

Manchmal, in einem stillen Moment (doch doch, den gibt es ab und zu), versuche ich, von außen einen Blick auf meine Familie zu werfen. Als neutraler Beobachter sozusagen. Und dann denke ich: Ganz schön schräg - manchmal.










Sonntag, 2. August 2015

Über Stock und Stein

Meine Mutter ist im Pflegeheim. Das hat sie sich für ihren Lebensabend sicher nicht vorgestellt und ist nichts, was man sich für die eigene Zukunft aussuchen würde. Aber man kann sich sein Leben nicht immer aussuchen, manchmal wird man einfach gelebt.

Jedenfalls dachte ich mir, ich mache meiner Mutter eine Freude und lade sie zu einer Matinee des Vokalensembles Müllheim in die Martinskirche ein. Aufgeregt erwartete sie mich um halb elf, schick angezogen mit weißer Bluse und altrosa Strickjäckchen. Fröhlich saß sie in ihrem Rollstuhl und verabschiedete sich winkend von ihren Mitbewohnern und Pflegerinnen.

Soweit - so gut. Weniger fröhlich war ich, als ich am Fuße der Wilhelmstraße stand. Die Wilhelmstraße in Müllheim steigt bis zu ihrem Ende mehr oder weniger leicht an, was an sich für rollstuhlschiebende Nichtsportler kein Problem darstellt. Problematisch ist das holprige Pflaster, von dem wahnsinnig clevere Müllheimer Stadtplaner dachten, es sei eine wahnsinnig clevere Idee. Liebe wahnsinnig clevere Müllheimer Stadtplaner: Ihr habt euch geirrt.

Wer keine Wanderschuhe oder zumindest feste Turnschuhe an den Füßen hat, für den ist das Pflaster eher suboptimal. Wenn ich mich recht daran erinnere, wurde das Pflaster seinerzeit aus Vietnam importiert. Wahrscheinlich deshalb, weil Vietnam Weltmarktführer im Bepflastern von kaum frequentierten Fußgängerzonen ist. Bis heute beschäftigt mich die Frage, wer sich eigentlich so was ausdenkt.

Schimpfend und fluchend schob ich meine Mutter langsam bergan übers Pflaster und selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nicht schneller laufen können ohne Gefahr zu laufen, dass es meine Mutter aus dem Rollstuhl rumpelt. Festschnallen darf ich sie nämlich ohne Genehmigung des Amtsgerichts nicht. Auf Bitten der Pflegeeinrichtung habe ich ein Bettgitter für die Nacht beantragt, da meine Mutter sehr unruhig schläft und man Angst hatte, sie fällt aus dem Bett. Vom Amt kam die Rückfrage, ob auch andere Maßnahmen ins Auge gefasst worden seien, beispielsweise das Tragen eines Helmes. Das lasse ich jetzt mal so wirken.

Jedenfalls hoppelten wir die Straße hoch und mit jedem Meter wuchs meine Wut. "Da hast du ja ganz schön was zu schaffen", zollte mir meine Mutter ihre Anerkennung. Ziemlich außer Atem - zumindest ich - erreichten wir dann doch noch die Martinskirche.

Das Konzert war sehr schön und hat meiner Mutter sehr gut gefallen. Im langsameren Teil hat sie noch ein Nickerchen gemacht und so schob ich sie gut erholt nach dem Konzert über das elende Pflaster wieder hinunter.

Ich könne ja jetzt ein Mittagsschläfchen machen, meinte meine Mutter, als ich sie wieder im "Stüble", wo Kaffee und Kuchen auf sie warteten, abgeliefert hatte. Ein frommer Wunsch, denn als ich nach Hause kam, war meine Couch belegt von Resi, Mäc und Simon, die Lucky Luke schauten. Ein herzallerliebstes Bild, das ich durch ein "Runter von meiner Couch" nicht zerstören wollte.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Aus gegebenem Anlass

Es gibt Dinge, über die kann ich mich aufregen, obwohl ich selbst gar nicht davon betroffen bin oder die ich sowieso nicht ändern kann. Eine Fußball-WM in der Wüste, das nachmittägliche Fernsehprogramm, die BILD (und die Frage, warum sie in der Tagesschau zitiert wird). Und Kommentare im Netz. 

Im Schutze der Anonymität wird geistiger Sondermüll verbreitet, der sprachlos macht. Was an Beleidigungen und Anmaßungen durch Netz fließen, ist kaum zu ertragen. 
Es ist völlig normal, unter den schwachsinnigsten Fantasienamen noch schwachsinnigere Meinungen zu verbreiten. Warum keine Pflicht zu sogenannten Klarnamen? Warum bietet das Netz problemlos für diese intellektuell Benachteiligten die Möglichkeit einer feigen, anonymen Identität?

Natürlich gibt es Umstände, in denen das Posten unter einem Decknamen durchaus sinnvoll ist. In Saudi Arabien oder China beispielsweise. 

Die Kommentare unter Meldungen des Postillon lassen mich an der Menschheit zweifeln. Da weiß ich echt nicht ob ich lachen oder weinen soll.
Manchmal habe ich das Gefühl, in unserem Land wächst die Zahl derer, die nach dem Kindergarten keine Empfehlung für die Grundschule erhalten haben. 

Aber was soll's. Betrifft mich wie gesagt nicht und ich brauch den Mist ja nicht zu lesen. 

Andererseits gibt es durchaus Dinge über die ich mich aufrege, weil sie mich betreffen.

Es ist weiß Gott nicht so, dass ich mit Kommentaren auf meine Posts zugeschüttet werde. Viele Rückmeldungen erhalte ich persönlich, face to face sozusagen oder über Facebook. Jedenfalls freue ich mich sehr darüber, wenn ich höre oder lese, dass anderen gefällt, was ich schreibe.

Weniger erfreut, um nicht zu sagen relativ stinkig bin ich über anonyme Kommentare. Kommentare landen prinzipiell in meinem Spamordner, und ich entscheide darüber, ob ich ihn veröffentliche oder nicht. Natürlich werden anonyme Kommentare nicht veröffentlicht sondern gleich gelöscht.
Es erschließt sich mir überhaupt nicht, warum man mir über meinen Blog und einen Post nicht offen seine Meinung sagen kann. Warum darf ich den Absender nicht kennen? Traut er (oder sie) seiner (ihrer) eigenen Meinung nicht? Dann sollte er (oder sie) sie besser für sich behalten.

Dienstag, 21. Juli 2015

Von Champions, Spiegel und Hassan

Man unterscheidet beim Schreiben von Whatsapp-Nachrichten und SMSsen (schreibt man heutzutage überhaupt noch SMSsen und heißt das so?) zwischen drei Typen: Die Daumenschreiber, die mit ihren zwei Daumen über die Tasten fliegen, dass es eine wahre Pracht ist. Die Ein-Zeigefingerschreiber, die etwas länger brauchen und meist meiner Generation angehören. Oder Bernie, der längere Nachrichten schreiben lässt.

Nun gehöre ich einer Generation an, die noch ungeübte Diktate schreiben musste, wo die Rechtschreibung natürlich in die Note eines Deutschaufsatzes einfloss und das Rechtschreibprogramm im Bücherregal stand.
Ich weiß, wann ich "dass" oder "das" nach einem Komma schreiben muss und kenne den Unterschied zwischen "seid" und "seit". Oldschool halt und, wie ich feststelle, ein Wissen, das nach und nach verloren zu gehen scheint.

Ich finde es trotzdem wahnsinnig nett von meinem Handy, mich mit seinem Korrekturprogramm zu unterstützen. Andererseits treibt mich diese Unterstützung ab und zu in den Wahnsinn.

Ich bin ja jetzt nicht viel whatsappend unterwegs. Wenn ich also schon mal eine Nachricht verschicke, möchte ich tunlichst vermeiden den Eindruck zu erwecken, ich wäre Legastheniker oder einfach nur zu blöd, eine einfache Nachricht fehlerfrei zu senden. So viel Ehrgeiz muss sein. 

Zugegebenermaßen sind viele Fehler meiner Tipperei geschuldet. Die Buchstaben sind aber auch verdammt klein auf so einem Handydisplay. Dann heißt es halt Bus Donnerstag anstatt bis. Wobei der Bus nicht wirklich meine Idee war. Komisch ist allerdings, dass mein scjaien als Wort erkannt wurde. 

Liebes Handy, wenn ich Champignongs schreibe meine ich nicht Champions und gib es zu, Mutig hat's Handy dabei ergibt keinen Sinn. Mutti hingegen schon. Genauso sinnfrei ist die Nachricht, dass er das mit Jeans verbinden möchte. Was an Spiegel gesund sein soll, weiß ich nicht. Ich bin aber sicher, dass ich Spargel geschrieben habe.

Den Vogel abgeschossen haben die Neujahrswünsche an meine Freundin Ursel nach Müllheim: "Ich wünsche Dir Hassan wenig Stress im nächsten Jahr ..." Ich habe wirklich keine Ahnung, wo der Hassan plötzlich her kam. Ich kenne keinen Hassan (vielleicht Matzes Friseur?) und auch Ursel aus Müllheim ist ein Hassan gänzlich unbekannt. 

Es gibt also noch allerhand an Beziehungsarbeit zu leisten zwischen mir und meinem Handy. Irgendwann wird es verstehen, dass es seine Autokorrektur ruhig etwas sparsamer einsetzen kann. Und ich versuche es vielleicht auch mal mit dem Daumensystem.
















Dienstag, 14. Juli 2015

Nepomuk 2015

Eigentlich hatte ich schon vor einem Jahr über unser Nepomukfest geschrieben, und nichts ist langweiliger, als sich ständig zu wiederholen. Andererseits schreibt jedes Fest seine eigenen Geschichten, da macht die 47. Ausgabe keine Ausnahme.

A propos 47 Jahre Nepomukfest. Der große Uli kann die lückenlose Teilnahme während der letzten 47 Jahre nachweisen und stellte die Frage, ob er sich dies auf die Rente anrechnen lassen kann. Die kleine Uli nahm sich der Sache an und gab die Frage an den Amtsverweser weiter. Der versprach, sich darum zu kümmern.

Am Samstag und Sonntag waren Milestonetage. Auftritte - egal von welcher Band - verlaufen ja immer nach dem selben Muster: Bei Spielbeginn bevölkern hauptsächlich Kinder die Bühne, die tanzbegeisterten Erwachsenen trauen sich erst später. Dafür fordern sie auch nach Ende der regulären Spielzeit vehement nach Zugaben, was am Samstag die wichtigen Männer der Security auf den Plan rief. 
Dankbar bin ich "meinen" Milestone auf jeden Fall für einen helene-fischer-andrea-berg-freien Abend.


♫ 36 Grad und es wird noch heißer

"We are family" hieß es dann am Sonntag beim Handharmonikaverein, was den Nagel ziemlich auf den Kopf getroffen hat. Tatsächlich versammeln sich selbstverständlich die Familienangehörigen der Bandmitglieder in trauter Gemeinsamkeit. Elke, Gaby und ich fühlen uns natürlich ebenso dazugehörig. Als Musikanten-Tanten sozusagen. Zuzüglich Onkel Andi.

A propos Onkel Andi. Der stellte an diesem Abend fest, dass ich eigentlich ganz nett sei. Das lasse ich jetzt mal so stehen. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass wir uns schon etliche Jahre kennen und es freut mich natürlich, wenn jemandem nach vielen Jahren auffällt, dass ich ein netter Mensch bin. Besser später als nie. Und natürlich hat er recht. 

hier möchte ich anmerken, dass die beiden mich gerade auslachen



Witzig fand ich auch die Besetzung des Schupfnudelstandes beim FC Neuenburg mit zwei Hobbits. Elli Gamdschi und Mäc Beutlin lugten nur mit Mühe über den Tresen und so mancher Besucher dachte sicher enttäuscht, dass es am Sonntag wohl keine Schupfnudeln gebe. 

Weniger witzig fand ich hingegen, dass man seitens eines Neuenburger Vereins seine "Laube" (wobei es sich nicht wirklich um eine solche handelte) quasi untervermietete. Natürlich kann man mir hier Engstirnigkeit vorwerfen und im Prinzip kann es ja wurscht sein, wer eine Bude betreibt. Allerdings ist es für mich nicht egal, wer hinter dem Tresen steht. Ich finde es schön, wenn Philipp extra für mich einen Flammkuchen macht und Familie Grumber Gyros mit Pommes. Ich hätte schon gerne, dass mein Geld in den Neuenburger Vereinen bleibt. Es mag pathetisch klingen, aber in meinen Augen verkauft man ein Stück weit die Seele dieses Festes. 
Es steht außer Frage, dass es problematisch ist, die Dienstpläne während der Festtage zu besetzen. Aber die Arbeit einfach outsourcen? Echt jetzt?

Nun hat uns also der Alltag wieder. Wir retten Griechenland und sehen hilflos zu, wie der IS die Welt in Flammen setzt.  

Nepomukfest  - eine kleine Flucht aus dem Alltag, die ich hoffentlich auch in der 48. Auflage genießen kann.