Freitag, 28. November 2014

Total normal

Manchmal ist es in unserem Haus sehr, sehr still. Dann bin ich alleine zu Hause und es gibt nur mich und meinen Tinitus. 

Manchmal geht es aber auch zu wie gestern Abend. Dann, wenn sich wie von Zaubererhand plötzlich alle wieder in Küche und Esszimmer versammeln.

Seit McPotter als Bufdi in der Grundschule tätig ist, essen wir immer erst abends. Gestern Abend in Etappen, weil Resi später kam und da sie nicht wusste, um wie viel später, haben McPotter und ich schon mal gegessen.

Der geneigte Leser wird sich mittlerweile fragen, wer McPotter ist und wie sie zu ihrem Namen kam.

Wie McPotter zu ihrem Namen kam:
Letzten Sonntagabend - es war schon nach 23 Uhr - stand unvermittelt Magdalena im Wohnzimmer, ein blutiges Taschentuch an die Stirn gepresst. Ich sah sie erschrocken an und sie meinte, ihr sei ein Glas auf den Kopf gefallen. Über ihrem Bett befindet sich ein Regal auf dem ein Glas stand mit Sand und einer Kerze drin. Und eben dieses Glas fiel wie von Geisterhand runter auf ihren Kopf und nun hat sie eine Schramme auf der Stirn. Meine Reaktion war zugegebenermaßen wenig mütterlich. Anstatt "Oh mein Gott" auszurufen hab ich mich weggeschmissen vor Lachen. Da eben diese Schramme stark an Harry Potter erinnert heißt Magdalena im Moment eben McPotter.

Resi findet das übrigens genial und lässt keine Gelegenheit aus, mit Anspielungen aus H.P. Zaubererwelt aufzuwarten (heute hat dieses verrückte Huhn ihr tatsächlich einen Zauberstab - mit Glitzer - aus Freiburg mitgebracht).
Nach der Winterpause wird sich Guido wohl nach einer neuen Spielerin umsehen müssen. Mit ihrem Nimbus 2000, den es zu Weihnachten gibt, spielt McP. dann nämlich Quidditch.

Resi kam dann auch irgendwann angetrödelt  und genoss die frisch zubereiteten Rösti. Resi würde einen Mord für Rösti begehen. 
Um die Familie  komplett zu machen war Matze auf Stippvisite da und hat die Nudeln-mit-Tomatensoße-Reste gegessen. 
Meine Mutter meinte bei diesen Gelegenheiten immer, wenn wir den Opa nicht hätten, müssten wir uns eine Sau anschaffen.

McP saß derweil im Wohnzimmer auf dem Boden und betätigte sich kreativ. Katze Emmely saß in ihrer Kiste und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Sie wartete wohl auf eine gute Gelegenheit, den Wasserbecher umzuschmeißen.







Liebe Katzenbesitzer:
Spart euch die Ausgabe, eurer Katze teure Kuschelhöhlen aus Plüsch oder Fellimitat  zu kaufen. Bestellt euch ein Paar Winterstiefel und gebt eurer Mietze den Karton. Ist billiger, und ihr habt auch noch was davon!








Dann kamen wir auf das Thema Immobilien zu sprechen und Matze meinte, er an unserer Stelle würde das Haus verkaufen und sich ein schönes Leben machen. Bernie war sofort begeistert und erklärte, ihm sei das Haus sowieso zu groß. Wir könnten uns doch ein Wohnmobil kaufen und in der Gegend rumgondeln. Und wenn wir nicht rumgondeln, auf dem Campingplatz Gugel in Neuenburg stehen. Klar, super Idee.

Es entwickelten sich weitere mehr oder weniger interessante Gespräche über Grabsteininschriften, Weihnachtsgeschenke und die Frage, ob Matze wirklich Ähnlichkeit mit Bushido hat.

Dank diverser Weihnachtsfeiern hat sich Resi zur wahren Königin des Mousse-au-Chocolat entwickelt. Nach dem Abendessen hieß es auch gestern wieder, ran an den Mixer und frisch ans Werk. Und ja, man kann lauter reden als der Mixer kreischt. 

Von Stille also weit und breit keine Spur.



Im Moment ist es wieder sehr, sehr still. McP. ist auf Hogwarts, Resi auf Weihnachtsfeier und Bernie, klar, für den FC Neuenburg aktiv. Vielleicht kommt ja Matze noch vorbei. Ich hätte da noch Linsensuppe übrig.






Dienstag, 25. November 2014

Streich-Liste

Es ist schon eine besondere Atmosphäre "auf Nord" im Schwarzwaldstadion, das eigentlich immer noch das Dreisamstadion ist und sowieso Achim-Stocker-Stadion heißen müsste. Keine Frage also, wo ich alle vierzehn Tage meine Samstagnachmittage verbringe. Immer mit derselben Clique.

"Hey cool, dein neuer Bürkini steht dir wirklich gut.", werde ich von meiner besten Freundin begrüßt.
"Ja, gell, der macht ein schlankes Knie und in den Vereinsfarben ist er auch noch."
"Du, ist eigentlich der Dari da?", suchend schaue ich mich um.
"Nein, der ist mit Rovic noch unterwegs." Klar, es ist auch nicht einfach, sich bis zum Stadion durchzuschlagen. Proppevolle Straßenbahnen, Autokorso schon vor dem Spiel. Wird Zeit, dass der SC ein neues Stadion kriegt.
"Guede morge zemme." Mein Stehplatznachbar hat sich unbemerkt neben mich geschlichen und mich ziemlich erschreckt.
"Morgen ist gut. Hast du mal auf die Uhr geschaut? Aber wahrscheinlich bist du eben erst aufgestanden."
"Das hast du mal wieder haarscharf erkannt.", grinst er mich an.
"Dafür, dass du mich so erschreckt hast, holst du mir jetzt ein Bier. Aber mehm Edi mit, der soll dir tragen helfen. Und frag mein Männe, ob er auch eins will. Vielleicht günt er sich ja auch mal ein Bier statt einem Schorle.", gebe ich die erste Bestellung in Auftrag.
"Das hättest du auch höfler sagen können.", erwidert unser Gango und trollt sich davon Richtung Verpflegungsstand.
"Hast du eigentlich die Stadionzeitung gekauft?" Ich wusste, da fehlt doch noch was, um den Nachmittag perfekt zu machen.
"Nö, noch nicht. Und ich hab auch kein Kleingeld."
"Dann klaus halt.", werde ich unverblümt zu einer Straftat aufgefordert. 
"Kommt ja gar nicht in Frage. Und außerdem fängt das Spiel gleich an. Also auf geht's. Badnerlied singen."
Das Spiel kostet wie immer Nerven und Männe ist doch auf Schorle umgestiegen. "Der Wein hat Kerk.", mault er, während es auf dem Spielfeld ganz schön zur Sache geht.
"Der neue Stürmer macht sich gut.", gebe ich meinen ungebetenen Kommentar ab. 
"Klar, weil er auch wahnsinnig viele Torre jon geschossen hat.", werde ich gemaßregelt. Blödmann.
"Wenigstens geht er shahin, wo's weh tut." Kaum habe ich den Satz beendet, wird mein Stürmer übel gefoult. Da hilft wohl nur noch Frantzbranntwein.

Das Spiel ist aus. Die Punkte bleiben in Freiburg. Klar, auch dank der großartigen Fans.
"Und, was meint ihr? Wie sieht es aus mit dem Klassenerhalt?" In Freiburg leider immer ein Thema. 
"Für die nächste Saison schmid ich da  mal lieber keine Pläne.", meint Männe gewohnt pessimistisch. 
"Ach sorg dich nicht, mein Lieber. Ist noch immer gut gegangen."







Dienstag, 18. November 2014

Essensplan

Schon seit vielen Jahren gibt es bei uns einen sogenannten Essensplan. Am Sonntagabend, spätestens am Montagmorgen, schreibe ich in einem Kalender für jeden Tag der Woche auf, was es zu essen gibt. Mit Einkaufsliste für Bernie, der unsere Einkäufe erledigt. Müsste ich einkaufen gehen, säße ich wohl schon längst im Knast, weil ich angesichts dessen, was in den Läden abgeht, sicher schon Amok gelaufen wäre. Kann mir mal einer erklären, wieso man erst minutenlang in den Untiefen einer Handtasche in Reisetaschenformat nach dem Geldbeutel wühlen muss, nachdem die gekaufte Ware schon längst gescannt wurde? Das macht mich irre. Als ob das Bezahlen wahnsinnig überraschend kommt. Aber das nur am Rande.

Wer unseren Essensplan genauer liest wird feststellen, dass sich meine Menues etwa alle vierzehn Tage wiederholen. Die Schnittmenge dessen, was alle Familienmitglieder essen, liegt nämlich in überschaubaren Grenzen. 

Resi ist relativ pflegeleicht, allerdings isst sie nicht soooo gerne Linseneintopf, Pfannkuchen, Sahnesoßen und Bolognese. Merkwürdigerweise isst sie dagegen gerne Lasagne, Chili con Carne und Pizzasuppe (aus Hackfleisch). Aber ansonsten schreckt sie relativ wenig, was auf den Teller kommt. Nein, auch kein Meerschweinchen oder in Blut gesottene Schweineschwarte. 

Bernie ist es eigentlich egal, was der Essensplan spricht. Hauptsache, es ist Fleisch. Allerdings muss es fettes Fleisch sein. Wohingegen ich der Meinung bin, zweimal die Woche Fleisch reicht völlig aus.
Hackfleisch zählt - wie der Name schon sagt - für Bernie nicht zu Fleisch. Außerdem ist er wenig begeistert von Bolognese und möchte lieber ein Haschee. Und wehe, es befinden sich Zwiebeln in gekochter Form im Essen. Da kann er schon stinkig werden. Es sei denn, er "kocht" sich ein Dosengericht.

Mäc hingegen ist ganz klar mein kulinarisches Sorgenkind. Gemüse nur in Form von Erbsen, Karotten und Paprika, kein Rindfleisch (außer Rouladen), kein Fisch und auch Pfannkuchen rufen keine Begeisterungsstürme hervor -  ich frage mich heute noch, wie das Kind derart moppelig nach drei Monaten Chile wieder nach Hause kam. 

Je nach Mäcs Spielplan gibt es an Spieltagen auf jeden Fall etwas mit Nudeln - wegen der Kohlenhydrate. Also meist beschränkt sich dann mein Angebot auf Spaghetti mit Tomatensoße. Aber ohne Kräuter.

Doch auch von mir kann ich nicht wirklich behaupten, alles zu essen. Auf meinen Teller kommt auf keinen Fall fettes Fleisch, Kalb, Lamm, Kaninchen, Spanferkel, Gänseleber, Hirn, Schnecken oder Froschschenkel. Und seit einem traumatischen Kindheitserlebnis auch kein Grießbrei. Sehr gerne esse ich übrigens Maultaschen. Leider der Rest der Familie nicht. Gott sei Dank hat sich mit Simon ein Mitesser gefunden. Und da er mengenmäßig die Portion einer fünfköpfigen Familie vertilgt, lohnt es sich, auch mal Maultaschen nur für zwei Personen zu machen.

Den Preis als bester Resteverwerter gebührt eindeutig meinem Mann. Bernie isst zur Not vier Tage das gleiche. Oder er schmeißt alles auf einen Teller nach dem Motto "willst du das, oder hast du das schon gegessen?" Es sei denn, es gab Reis. Den mag er nämlich nicht so wahnsinnig gerne. Das kann dann schon mal sein, dass der Reisrest im Müll landet, nachdem er eine Woche im Kühlschrank vor sich hin lümmelte und langsam ein Eigenleben entwickelte. Unsere Tiere kriegen nichts vom Tisch, was Katze Emmely noch nicht ganz verinnerlicht hat. Sie unbeaufsichtigt in der Küche zu lassen wird meist gnadenlos bestraft.

Wie gesagt: Alles nicht so einfach. Manchmal schaffen es auch neue Gerichte auf den Plan. Ich muss eben nur ganz genau die Zutatenliste studieren. Und zur allergrößten Not gibt es immer noch Tiefkühlpizza. Wenigstens für die Mädels und mich. Bernie mag nämlich keine Fertigpizza. Nur ab und zu meine selbstgemachte mit Meeresfrüchten. Wobei diese die Mädels nicht mögen und ich sie nicht essen darf - Muscheln sind nichts für mich.

Heute? Heute gibt es Flammkuchen (wir essen immer erst abends). Also für die Resi, Mäc und mich. Für Mäc allerdings ohne Zwiebeln und nur mit wenig Speck ...












Freitag, 14. November 2014

Liebes Internet,

nach langer, langer Zeit der Zusammenarbeit ist es an der Zeit, dass ich mich bei dir bedanke. Ich finde dich toll.

Obwohl ich den größten Teil meines Lebens ohne dich verbracht habe, kann ich mir ein Leben ohne dich gar nicht mehr vorstellen.

Was wäre ich ohne das tägliche Checken meiner Mails, ohne Spiegel, Stern und BZ, die mir den Irrsinn der Welt frei Haus liefern. Vor allem das Forum der Badischen Zeitung erheitert dabei mein Gemüt. Wenn sich Herr M.S.-R. mit Herrn W.K. und Herrn U. A. und vielen anderen schon seit Monaten verbal die immer gleichen Argumente für oder gegen ein neues SC Stadion in Freiburg um die Augen hauen. Herrlich.

Ich liebe den Postillon mit seinen irrwitzigen Meldungen und seinem Sprachwitz. Und noch besser sind mittlerweile die Kommentare zu eben diesen Meldungen. Obwohl sie manchmal schon erschrecken. 

Ich finde es toll, dass ich nicht bis zu meinem nächsten Friseurbesuch warten muss, bis ich den neusten Tratsch und Klatsch der Reichen und Schönen lesen kann. Gibt es tatsächliche Menschen, die den Schwachsinn, der da verbreitet wird, glauben?

Ich muss nicht gleich ein ganzes Kochbuch kaufen, um in der Küche ein neues Rezept auszuprobieren.

Meine Mädels waren tausende Kilometer weit weg auf einem anderen Kontinent und trotzdem waren sie mir nah. Du lässt die Welt kleiner werden.

Du stehst mir mit deinem schier unendlichen Fundus an Wissen mit Rat zur Seite.

Natürlich ist das alles nicht umsonst zu haben. Das verstehe ich. Und deshalb macht es  mir auch nichts aus, dass ich mit Werbung konfrontiert werde.

Es geht mir allerdings tierisch auf den Sender, wenn sich plötzlich ein debil blickender TechNick von unten hoch ins Bild schiebt und ein Weiterlesen unmöglich macht. Bis ich herausgefunden habe, wo das hellgraue "x" zum Wegdrücken der Werbung ist, ist es zu spät. Gestern fuhr plötzlich ein Lastwagen von rechts nach links mitten durchs Bild. Bitte lass das sein!

Ich finde es auch nicht witzig, wenn ich gerade einen Artikel lese und plötzlich wird das ganze Bild nach unten verschoben, weil mir von oben eine Versicherung für Zahnersatz angeboten wird. 

Könntest du auch der Marketingabteilung von "OTTO" mitteilen, dass es bestimmt unzählige Artikel gibt, die ich brauchen könnte. Ein Klebe-BH gehört aber ganz bestimmt nicht dazu. In meinem Alter ist Werbung mit wohlgeformten Brüsten, die mich ständig höhnisch anblicken, eher deprimierend. 

Gestern liefen halbnackte, alte, runzlige Männer durchs Bild. Ich habe keine Ahnung, worum es ging. Tolle Werbung, bei der man keine Lust hat, sie zu Ende zu sehen.

Liebes Internet, ich brauche keine neues Handy, keinen Sofortkredit, keine neue Brille und ich habe keine Ahnung, was ich mit Viagra anfangen soll. Da wir von Vodafone schon lange keine Kunden mehr sind ist es zwecklos, mir weismachen zu wollen, ich müsste die angehängte Rechnung der Mail öffnen. Das gilt auch für Transaktionen bei der Volksbank. Zu blöd - wir sind Kunden der Sparkasse. Sorry, nix mit Trojanern, Viren und sonstigem Müll. Aber halt wahnsinnig ärgerlich.

Wie gesagt, ich liebe dich. Aber nervig bist du manchmal schon.










Montag, 10. November 2014

Punkt 12 oder Die tägliche Seife

"Das war aber nicht unbedingt das perfekte Dinner", meinte Bernie und schob seinen Teller zur Seite.
"Damit habe ich ausnahmsweise nichts zu tun," erwiderte ich. "Die Mädels haben gekocht, wobei ihr Wirken mehr einer Küchenschlacht glich."
"Diese Meinung habt ihr aber Exclusiv". Mäc funkelte uns wütend an. Ein ganz normales Gespräch am Mittagstisch, wie bei Familien im Brennpunkt eben üblich. Und so langsam wurde es Explosiv.
"Soll ich euch mal erzählen How I met your Mother?", wechselte Bernie das Thema.
"Nein!", kam es unisono und sehr energisch aus Richtung unserer Mädels. "Die Story haben wir schon hundert Mal gehört. Verbotene Liebe und all der Käse." Resi brachte es mal wieder in einem Satz auf den Punkt.
"Das ist eben mein dunkles Geheimnis.", Bernie gab so schnell  nicht auf.
"Unter uns. Wo ist eigentlich Matze?". Auch mir war das Thema zu Brisant.
" Der ist als Topfgeldjäger unterwegs auf Streife mit der SOKO Kitzbühel. Sie beschatten eine Shopping Queen, da gibt es offensichtlich Verdachtsfälle. Anschließend hat er noch einen Termin bei Richterin Barbara Salesch oder Richter Alexander Holt. Also einem von den beiden. Außerdem hat er ein New Girl.", klärte mich Mäc auf.
"Um Himmels Willen. Der hat doch einen Knall. Und keinen kleinen, wenn ich das mal sagen darf."
"Ach Mutti, du immer mit deiner Big Bang Theory." Irgendwie hatte ich das Gefühl, Resi nimmt mich mal wieder nicht ernst. 
"Du hast ja Recht. Seit er mir Rote Rosen geschenkt hat, sollte ich nachsichtiger sein.
"Hilf mir doch, ich möchte Jonas eine Karte schicken. Weißt du die Postleitzahl?", Resi neigte schon immer zur Theatralik. 
" Köln 50667", gelassen beantwortete Mäc Resis Frage. Was alle am Tisch erstaunte, da sie, seit die Damen des FC Neuenburg im Endspiel zum DFB Pokal standen, nur noch eins im Kopf hatte: Berlin Tag und Nacht.

Dass wir uns so gut verstehen, ist bei unseren Family Stories sowieso alles was zählt. Klar gibt es mal gute Zeiten, schlechte Zeiten, aber sonst ... Und wer meint, ich erzähle hier lauter Lügen, dem rufe ich zu: Verklag mich doch!









Donnerstag, 6. November 2014

Familienurlaub

Es war ungewöhnlich still auf unserer Fahrt letzte Woche nach München - jedenfalls bis wir uns verfahren hatten - und ich dachte an unsere Fahrten in den Urlaub mit der ganzen Familie.

Drei Kinder, zwei Erwachsene, Gepäck für einen Campingurlaub samt Buggy für Magdalena. Benjamin Blümchen mit seinem Törööö sowie Bibi und Tina auf Amadeus und Sabrina machten die Reisegruppe komplett. Erstaunlich, was alles in einem VW Golf Platz findet.

Theresa hatte auf dem Weg zum Gardasee schon an der ersten großen Kreuzung in Neuenburg Hunger und spätestens an der Grenze in Basel kam die unvermeidliche Frage, wann wir denn da wären. Bei der Ankunft goss es in Strömen, was am Gardasee keine Seltenheit und auch nicht weiter schlimm ist. Zwei Stunden später konnten wir trotzdem ins Schwimmbad.

Theresa wirkte im Rahmen der Kinderanimation am Stück "101 Dalmatiner" mit. Ihre Vorstellung war ganz bezaubernd, vor allem, als das kleine neuenburger Dalmatinermädchen als einzige dem Publikum den Hintern entgegenstreckte.

Wo wart ihr am 26. Mai 1999? Jedem Bayern-Fan ist dieses Datum tief in seine Fanseele eintätowiert. An diesem Tag verlor der FC Bayern das schon sicher gewonnen geglaubte Endspiel der Championsleague gegen Manchester United innerhalb von 2 Minuten in der Nachspielzeit. Trauma.

Wir waren in einem Centerpark in Holland. Man konnte den Tag der Abreise noch im Badeparadies verbringen, und wir hielten es für eine gute Idee, erst am Abend wieder nach Hause zu fahren. Dann würden die Kinder schlafen. Soweit der Plan. Das Cola-eis, das wir MäcZwerg vor der Heimfahrt spendierten, erwies sich allerdings als suboptimal. Das Kind war die ganze Heimfahrt über wach und quatschte uns ein Ohr ab. Erschwerend kam hinzu, dass der Mond voll und rund ins Auto schien und es laut MäcZwerg sowieso viel zu hell zum schlafen sei.

Legendär war auch unsere Fahrt nach Deutsch-Sibirien zur Hochzeit meines Neffen. Während sich bei uns die ersten Frühlingsblumen zeigen, herrscht in der Gegend Garmisch-Mittenwald Anfang März noch tiefster Winter. Mein Google-Maps Ausdruck erwies sich als relativ untauglich, es wurde dunkel und Schneegestöber setzte ein. Wir hatten keinen blassen Schimmer, wo wir waren. Magdalena war das ziemlich egal, Matze war am Rande des Nervenzusammenbruchs und Theresa ist gefahren - sie befand sich immer noch in der Zeit, da sie nur mit mir als Beifahrer fahren durfte. Klar sind wir angekommen.

Es gibt unzählige solcher Geschichten. Romémarathon bei Scheißwetter in der Toskana, Weltuntergang in Bergamo, Urlaub mit der Schwiegermutter. 

In unserer schnelllebigen Zeit sollten wir es nicht versäumen, unser Schatzkästlein der Erinnerungen immer wieder neu zu füllen. Dazu bedarf es nicht viel. Ein schöner Abend mit Freunden (ich denke gerade an den Abend mit den "Zwillingen"? - Hab grad die Bilder gesehen. Ich könnt mich immer noch wegschmeißen und nein, sie sind nichts für die Öffentlichkeit). Gesellige Stunden im Verein. Konzertbesuche. Klein aber fein.





Sonntag, 2. November 2014

Auswärts

Ob wir nicht zum Pokalspiel des SC Freiburg gegen die Sechziger nach München kommen wollten, fragte mich meine Schwester, die in Starnberg wohnt. Eigentlich keine schlechte Idee dachte ich und sagte unseren Besuch zu.

Als Fan kann man sich ja seinen Fußballclub nicht aussuchen. Der SC Freiburg war quasi im Berniegesamtpaket mit drin. Zu Anfang, als wir noch in der 2. Liga irgendwo im nirgendwo rumdümpelten, war auch alles ganz easy. Das änderte sich mit dem Aufstieg in die 1. Liga. Seitdem kostet der Verein einfach nur noch Nerven. Aber es hätte mich schlimmer treffen können. Schalke zum Beispiel.

Wie dem auch sei, vergangenen Dienstag machten wir uns auf den Weg nach München. Die vorab bestellten Eintrittskarten waren natürlich noch nicht da. Macht nichts, meinte der nette Herr vom Ticketverkauf, er gibt in München Bescheid und wir können die Karten am Schalter abholen. Bernie war nicht begeistert.

Die Strecke nach München sind wir schon sehr oft gefahren, allerdings war das letzte Mal schon eine Weile her, und da wir nicht Autobahn fahren wollten, verloren wir kurzfristig die Orientierung. In Konstanz wollte Bernie wieder nach Hause fahren. Du glaubst doch nicht, dass ich wieder umkehre und das damit erkläre, dass wir München nicht gefunden hätten. Also weiter. Und wir kamen irgendwann tatsächlich in der Bayrischen Landeshauptstadt an.


Nach einem Stadtbummel die Weiterfahrt nach Starnberg, das auf keinem Straßenschild verzeichnet war. Mittlerweile war es stockdunkel, der Akku vom Handy war natürlich leer, so dass wir auch kein Navi mehr hatten. Eine nette Kundin am Vikutalienmarkt hat uns dann den rechten Weg gewiesen und wir kamen tatsächlich in Starnberg an. Nach einer deftigen Brotzeit und einem (oder zwei) Hacker-Pschorr mit 11,5% Stammwürze schliefen wir wie die Babys.

Das schöne Wetter am Mittwoch nutzten wir zu einem Stadtbummel in Starnberg und einem leckeren Latte Macchiato mit Seeblick. Bernie trank ein Schwipp-Schwapp, was irgendwie komisch aussah zwischen all den Bier trinkenden Touristen. 







Abends dann also Allianz-Arena. Natürlich waren unsere Karten hinterlegt. Die Plätze hinterm Tor fanden doch noch Gnade vor meinem nörgelnden Bernie. Das Spiel begann. Wer allerdings auf Seiten der Freiburger auflief, war nicht zu erfahren, die Münchner hatten die Mannschaftsaufstellung wohl irgendwann im Morgengrauen durchgesagt.






Ich fror wie Sau und auch Theresas "Easy Mutti", das sie mir per WhatsApp zusandte, erwärmte mich nicht. Natürlich weiß ich ganz genau, dass mich meine Kinder nicht ernst nehmen, wenn sie mich "Mutti" (mit zwei "d") nennen. In Gedanken streicheln sie mir dann gönnerhaft über mein Haupt. Ach Mutti. 

Das 1:0 (und auch das 2:3) der Löwen wurde in gefühlten zwanzig Zeitlupen wiederholt. Wer die Tore auf Freiburger Seite schoss, erfuhr ich erst bei der Zusammenfassung im Fernsehen. Vielleicht sollten die Sechziger ihre Gäste etwas gastfreundlicher behandeln, dann klappt es vielleicht auch mit den Punkten in der 2. Liga. Erschwerend kam hinzu, dass bei jedem Tor die Zuschauer vor mir aufsprangen und ich überhaupt nichts sah. Wer unter Höhenangst leidet vermeidet es, in der Allianz-Arena aufzuspringen. 


Über das Spiel lege ich das Mäntelchen des Schweigens. 


Die Heimfahrt am anderen Tag war dann lässig. In viereinhalb Stunden waren wir wieder daheim. 

Für Spiele jenseits von 25° Außentemperatur bin ich nicht gemacht. Im Moment plage ich mich mit Schnupfen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen rum. Und vielleicht sollte ich einfach die Sportart wechseln: Rhythmische Sportgymnastik, Synchronschwimmen oder Curling sind eigentlich auch ganz cool.