Sonntag, 29. Juni 2014

An Tagen wie diesen



Gestern endete mit der feierlichen Überreichung des Abizeugnisses ganz offiziell Magdalenas Schulzeit. Halleluja.

Prinzipiell ist es bei Frauen ja so, dass sie zu besonderen Anlässen nichts anzuziehen haben. Ist diese Frage geklärt, fehlen noch die passenden Schuhe. Deshalb machten sich gestern morgen Theresa, Magdalena und Jana (als Shoppingbegleitung) von 9:30 bis 15:30 auf die Suche nach Schuhen. Ihr Suchgebiet umfasste die gesamte Regio von Basel bis Freiburg.


Habe ich schon erwähnt, dass wir nicht einfach so aus dem Haus gehen, um eine Veranstaltung zu besuchen? Ohne Adrenalinkick geht es nicht. Eine halbe Stunde bevor wir aufbrachen, stellte Theresa fest, dass ihre Träger rutschten und mein Saum ging an den jeweiligen Enden am Schlitz auf. Also Träger festnähen, Saum provisorisch mit Stecknadeln festmachen (zum Nähen fehlte die Zeit) und als ich Häkchen für Häkchen Magdalena in ihr Kleid quetschte, rief Simon, er bräuchte jetzt sofort auf der Stelle seine Spritze.
Theresa, Magdalena und Verena fuhren mit dem Auto Richtung Stadthaus, Bernd und ich machten uns zu Fuß auf den Weg. Unterwegs hielt dann besagtes Auto neben uns an, sie bräuchten den Hausschlüssel, man habe vergessen, die Balkontüre zu schließen. Daran war natürlich ich schuld, denn ich habe meine Kinder nicht im Griff.

Die anschließende Abifeier war wirklich sehr schön. Wobei Theresa und Verena von den üblichen Reden nicht so sehr viel mitgekriegt haben. Sie waren damit beschäftigt, die Kleider der Abiturientinnen einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Die meisten kamen eher schlecht weg. Somit entging ihnen wohl auch der größte Teil der etwas eigenwilligen Rede von Rektor Kaltenbacher. Dieser beklagte sich mehr oder weniger über den diesjährigen Abijahrgang. Sie haben wohl in seinen Augen mit einem Gesamtdurchschnitt von 2,5 zu schlecht abgeschnitten und da hätten sich offensichtlich einige nicht richtig bemüht. Johanna mit ihren 1,0 sei Dank konnte er sich doch etwas im Glanze sonnen, aber so richtig zufrieden war er nicht. 

Dann erwähnte er noch, wie engagiert sein Kollegium gewesen sei, und dass die entsprechenden Fachlehrer wahnsinnig viel zusätzliche Zeit für die Kommunikationsprüfungen in den Sprachen investiert hätten. Sie haben sogar Überstunden gemacht. Stell sich das einer vor. Das kennt die übrige Arbeitswelt gar nicht. Nicht erwähnt hat er, dass den Tutoren bis zu den Sommerferien etliche Stunden entfallen, da ihre Klassen ja nicht mehr da sind. Aber wahrscheinlich müssen sie in diesen Freizeiten Archive aufräumen oder Klassenzimmer putzen.

Auf jeden Fall geht diese Demotivationsrede wohl in die Annalen des KGN ein. 

Bezeichnenderweise hielt die beste Rede eine Schülerin, die die Worte aussprach, die eigentlich die Schulleitung hätte sagen sollen. Nun gut.

Magdalenas Schuhe gingen recht schnell den Weg, den alle Highheels früher oder später gehen müssen: Sie landeten unter dem Tisch und der Rest des Abends wurde barfuß absolviert. Ganz unbeschadet überstanden auch die Kleider den Abend nicht. Auf Magdalenas Kleid zeichneten sich kleine Flecken des Abendessens ab und Theresa kann sowieso keine Mousse au Chocolat essen, ohne dies auf ihrer Kleidung zu verewigen. 

Später spielten noch "Milestone", allerdings waren die anwesenden U20 nur sehr schwer aus der Reserve zu locken. Gott sei Dank muss ich im Nachhinein sagen, denn als sie sich endlich auch auf der Tanzfläche eingefunden hatten, forderten sie vehement, atemlos durch die Nacht zu jagen. Gott sei Dank steht dieses unsägliche Lied nicht auf der Liste der "Milestone" und wird es hoffentlich nie, nie, nie stehen. Sonst kündige ich ihnen mein Fandasein.
Dann rief Karsten ein Musikinstrument in Erinnerung, das völlig zu Unrecht von Musikern gern belächelt wird und ein völlig unterschätztes Dasein fristet: die Blockflöte. Karstens filigranes Spiel war ganz bezaubernd. 

Einige wenige Lehrer hielten tatsächlich bis zum Schluss durch. Wobei die Fachschaft Mathematik - im Gegensatz zur Fachschaft Sport -  nicht unbedingt durch tänzerische Begabung auffiel. Das kommt halt davon, wenn man nur den (Achtung Wortwitz!) Algorithmus im Blut hat. 

Als Matze nach Hause ging, hat er mich sogar in den Arm genommen. Das hat er zuletzt gemacht, als er noch im Kindergarten war. Theresa meinte allerdings, das zählt nur, wenn er sich auch heute noch daran erinnern könne.

Es war ein toller Abend. Natürlich bin ich heute etwas angeschlagen, aber ich habe ja jetzt 14 Tage Zeit, mich wieder zu erholen. Dann ist Nepomukfest.





Mittwoch, 25. Juni 2014

Ein Brunnen für den Froschkönig

Geht nicht - gibt's nicht. Dieser Slogan könnte auch das Lebensmotto meines Vaters gewesen sein. Es gab tatsächlich nichts, was er sich als leidenschaftlicher Heimwerker nicht zugetraut hätte. Schreinern, tapezieren, Fliesen legen, Dachfenster austauschen und mit den Ärzten der Notaufnahme auf Du und Du. 

Diesen unerschütterlichen Glauben an sich und seine Fähigkeiten gab er auch an mich weiter. Tapezieren, malen, Fliesen legen, IKEA-Küche aufbauen - kein Problem. Zu sagen, ich kann das nicht bevor ich es nicht probiert habe, kommt auch bei mir nicht in Frage.
Sehr zum Leidwesen von Matze, der von den Ergebnissen meiner Bemühungen alles andere als begeistert ist. Dipfeleschisser.

Auch Bernd ist von meinen Aktionen zu Anfang wenig angetan. Mit seinen Kommentaren "das geht so nicht", "das haut so nicht hin" oder "das funktioniert nicht" zeichnet er sich nicht unbedingt als Motivator aus. Manchmal sagt er auch gar nichts und lässt einfach sein Gesicht sprechen. Allerdings beeindrucken mich die spürbaren negativen Schwingungen nicht sonderlich.

Bis jetzt hat alles auch so in etwa hingehauen wie ich mir es vorgestellt habe.

Mein neustes Projekt ist ein Wassergarten in Form eines Brunnens. Die Steine dazu lagen nutzlos im Garten und waren Bernd im Weg. Begleitet von den oben erwähnten Kommentaren machte ich mich zuversichtlich ans Werk. Natürlich erwies sich der Plan, den Brunnen auf einmal mauern zu können, als nicht durchführbar. Das ist aber nicht weiter schlimm, da ich ja keine Zeitvorgabe habe.







Mittlerweile findet mein noch halbfertiger Brunnen Gnade vor Bernd (vor Matze eher nicht). Vielleicht ist er aber einfach nur froh, dass die Steine endlich aus dem Garten verschwunden sind.

Vielleicht (wenn er dann fertig ist) setzt sich ja ein Fröschlein an den Rand des Brunnens, Theresa kann ihn an die Wand werfen, auf dass ein wunderschöner, reicher, intelligenter, sympathischer Prinz ihr Herz erobert. Oder dann halt doch ElitePartner.de   

Sonntag, 22. Juni 2014

Ich habe WM

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mich das Weltgeschehen im Moment herzlich wenig interessiert. Sollen sich Sunniten und Schiiten und was weiß ich wer noch die Köpfe ein- bzw. abschlagen (das machen sie wahrscheinlich seit Jahrhunderten so, bisher hat es nur keiner mitgekriegt), Putin und die Ukraine? Von mir aus kann er sie haben. Entführte Mädchen in Nigeria (ist das überhaupt noch ein Thema?) und Abhörskandal - mir alles egal. Keine Zeit. Ich habe WM.

Gestern also das Spiel gegen Ghana, das mich mal wieder an meinem Geisteszustand zweifeln ließ. Ich möchte den Spielverlauf an dieser Stelle nicht weiter kommentieren, er zerrte an meinen Nerven und Bernds Kommentare trugen auch nicht dazu bei, diese zu beruhigen. Im Gegensatz zu mir war er die Zuversicht in Person und ich fragte ihn zwischendurch, ob er sicher wäre, dass wir das gleiche Spiel schauen.

Der Kommentator Tom Bartels bestätigte meine Meinung zu Kommentatoren als unqualifizierte Laberschwätzer. Sein ständiges "wäre, hätte, würde, könnte" ging mir gewaltig auf den Sender. Ich schrie ihn an, dass weder das Leben noch der Fußball im Konjunktiv stattfänden. Andernfalls wäre ich in Brasilien, hätte Karten für das Spiel, würde das Geschehen auf dem Platz live verfolgen und könnte ihm bei dieser Gelegenheit das Mikrofon in den Rachen stopfen, auf dass er endlich seinen Schnabel hielte.

Nach dem 1:2 crushte ich das Eis in meinem Caipi auf Konfettigröße und fragte mich, ob es das wert sei. Im Grunde genommen geht es mich ja gar nichts an, was die Nationalmannschaft um Löw zusammenkickt. Es betrifft mein Leben nicht. Ob wir gewinnen oder verlieren hat mit mir nichts zu tun. Ich muss trotzdem heute 40 Häkchen und Ösen an Mäcs Korsage nähen. Da hilft mir kein Klose oder Neuer. Wobei - wäre mal ne Abwechslung für die Jungs. 

Mit diesen Gedanken versuche ich mich zu beruhigen. Es gelingt mir nicht. Zwischendurch beneide ich Menschen, die mit Fußball so gar nichts am Hut haben. Die Glücklichen, denke ich, sie machen sich klugerweise keine Gedanken über Menschen, die sie überhaupt nicht kennen, die nur Fußball spielen und die dennoch ihr Lebensglück entscheidend beeinflussen.

Meine zwischenzeitliche buddhistische Gelassenheit hat mit dem wahnsinnig idiotischen "Hackentrick" von Lahm am gegnerischen Strafraum (und dem damit eingeleiteten Konter des Gegners) ein Ende. Meinen Kommentar konnte man bis zu Nachbars hören.

Das Spiel ist aus und Mehmet Scholl bestätigt meinen Eindruck, dass das Spiel über weite Strecken einfach zu pomadig gewesen sei. Meine Worte. Ich schaue noch die erste Halbzeit des Spiels Bosnien-Herzegowina - Nigeria an, drehe meine Runde mit dem Hund und bringe mich auf Normalzustand.

Und am Donnerstag fegen wir die Amis vom Platz.

Mittwoch, 18. Juni 2014

Abiabschlussfahrt

Menschen werden ja gerne in Schubladen gesteckt. Frühaufsteher oder Nachtmensch - also Lerche oder Eule. Frühlings-, Sommer-, Herbst,- oder Wintertyp. Süden- oder Nordenurlauber. 

Ich liebe den Süden. Von Griechenland bis Portugal  führten mich meine Reisen einmal um das halbe Mittelmeer. La dolce Vita, laue Sommernächte, milde Meeresbrisen 

Demnach bin ich eine südenurlaubende Sommereule.

Magdalena, Simon der Ungeschickte und ich flogen zu unserer ganz persönlichen Abiabschlussfahrt nach ... Edingburgh.

Ich habe keine Ahnung, weshalb ich als Reiseziel gerade Edingburgh zum Vorschlag machte. Ich treffe viele meiner Entscheidungen aus dem Bauch raus, ohne dass ich sie wirklich erklären könnte. Möglicherweise wollte ich mir auch mal die vielgepriesene stürmische Nordseeluft ins Gesicht blasen lassen. Eine meiner Romanfiguren kommt aus Schottland, vielleicht wollte ich einfach mal schauen, wo der gute Gavrhan so herkommt.

Mit Easyjet ab Basel dauert ein Flug gerade mal 2 Stunden. 2 Stunden, in denen ich mich unendlich langweilte. Gut. Hinter uns saß eine Familie, die etwas für Abwechslung sorgte. Und schräg gegenüber saß ein Mann, der so fett war, dass er gerade so in seinen Sitz passte. Er war ununterbrochen am Essen. Manches ist so gruselig, dass man den Blick kaum abwenden möchte. 
Das Mädchen hinter mir fragte beim Landeanflug jedes Mal, wenn es einen Tümpel sah, ob dies Loch Ness sei. Die Mutter wusste es offensichtlich auch nicht so genau, sonst hätte sie ihrer Tochter ein für alle Mal erklärt, dass sie meilenweit von Loch Ness entfernt waren. Dann wollte das Mädchen wissen, ob sie im Auto ihr was-weiß-ich-Phone laden könne. Nein, meinte der Papa, zuerst müsse er seine E-Zigarette aufladen.

Basel - Abflug - Sonne 30 Grad. Edingburgh - Ankunft - Regen 14 Grad. Und die Frisur hält. 

Irgendwie war mir nicht bewusst, wie hügelig dieses Edingburgh ist. Beim Studieren des Reiseführers muss ich das wohl überlesen haben. Jedenfalls ist es sehr hügelig. Aber, so dachte ich mir, wir haben ja Simon den Ungeschickten dabei, da kann Magdalena nicht wie üblich im Stechschritt durch die Stadt hetzen. Simon der Ungeschickte hatte sich nämlich beim Fußball das Knie ohne Fremdeinwirkung kaputtgemacht. Nun humpelte er mit einer Schiene. Ich dachte, das bringe mir einen strategischen Vorteil und ich müsste eben wegen Simon langsam wie ich bin die Hügel hoch und runter kriechen.

Komischerweise war Simon trotz Schiene weit weniger langsam als gedacht. Meistens mussten Mäc und er trotzdem auf mich warten. Das war aber auch steil.

Ansonsten ist Edingburgh eine wunderschöne Stadt. Kleine, verwinkelte Gassen, sehr gepflegte Grünanlagen (bestens geeignet zum Ausruhen), unglaublich freundliche Menschen.

Wir wohnten direkt am Grassmarket, dem ehemaligen Galgenplatz, auf dem 1748 die letzte Hinrichtung stattfand. 
Natürlich war mein Zimmer im dritten Stock. Mit einem Aufzug nur bis zur ersten Etage. Dafür entschädigte die Aussicht.

An diesem Grassmarket befindet sich ein Pub am anderen, teilweise jeden Abend mit Livemusik und lecker Guinness. Die Pubs sind genau so, wie man sich Britische Pubs vorstellt. Treffpunkt an der Theke auf ein, zwei, drei Bier oder vielleicht doch lieber einen von geschätzten 50 Whiskeys. Dazu eine Kleinigkeit zu essen. Ich hätte gerne ein Pub in meiner Stadt. 

Ich werde Edingburgh ganz bestimmt noch einmal besuchen. Auf die Nordseebrise könnte ich aber verzichten.



                                               








Dienstag, 17. Juni 2014

Was bisher geschah ...

Meine größte Sorge zu Beginn meines Bloggerdaseins bestand darin, ob ich denn genügend Beiträge haben werde, um meinen Blog  mit Leben zu füllen. Eine Sorge, die völlig unbegründet war. Mit meiner Familie laufen mir Geschichten quasi ständig über den Weg. Das hätte ich wissen können.

Bis zum heutigen Tag wurde mein Blog 2.278 mal aufgerufen. Wahrscheinlich ist das nicht besonders erfolgreich. Erfolgreicher wäre ich wahrscheinlich mit einem Modeblog. Aber was soll ich mit einem Modeblog? Zumal Modeblogs völlig überbewertet sind. Trotz Modeblogs quetschen sich junge Mädchen mit viel zu fetten Hintern in viel zu enge Leggins, nur weil das momentan angesagt ist.

"Musst du immer alles kommentieren?" So Theresas Antwort auf meinen Kommentar unter ein Bild, das sie aus dem Bildungszentrum Untersteinbach auf Facebook gepostet hat und das ich mit "Schwarmintelligenz" kommentiert hatte. Dass sie wütend war, konnte man hörbar lesen. Gott sein Dank erhielt ich von Linda ein "gefällt mir", sonst wären mir tatsächlich Zweifel gekommen. Aber Schwaben sagt man ja auch einen direkteren, gnadenloseren Humor nach. 

Eigentlich würde ich noch viel mehr kommentieren, ich halte mich tatsächlich zurück. Wenn ich mir die "Dialoge" mancher "Facebookfreundinnen" anschaue, juckt es mich schon gewaltig in den Fingern. "Oh, bist du hübsch" "Nein, du bist viel hübscher"  "Das musst grad du sagen"
Die beiden haben wohl keine Spiegel zu Hause. Wie kommt man dazu, jemandem mit einem Pferdegesicht mit "Du Schönheit" anzureden? Ganz schön verlogen, diese Netzgemeinde.

Deshalb blogge ich. 

Was mich an der Statistik zu meinem Blog fasziniert ist die Tatsache, dass bis jetzt 251 Aufrufe aus den USA erfolgt sind. Gut: NSA,CIA, FBI, NCIS und den Secret Service ziehen wir mal ab. Bleiben aber immer noch genügend Normalos übrig. Wo kommen die her? Ich kenne niemanden in den USA. Also nicht persönlich. 

Liebe US-amerikanische Blogleser,
es freut mich außerordentlich, dass ihr offensichtlich mit Freuden an meinem Leben teilnehmt und ich sende herzliche Grüße. Sollte jemand dabei sein, der auf Hawaii wohnt und mich einmal persönlich kennen lernen möchte, so möchte ich höflich anfragen, ob ich dann meinen Schwager Roland mitbringen dürfte. Hawaii ist nämlich sein größter Reisetraum. Alle anderen würde ich natürlich auch gerne besuchen. Aber dann ohne Roland.

Etwas unheimlicher ist das plötzliche Auftauchen von 6 Bloglesern aus der Russischen Föderation und einem aus der Ukraine. Sie erschienen nach dem "Kleid für Theresa" auf der Bildfläche (wobei dieser Post bis jetzt am Erfolgreichsten ist). Was ist an diesem Posttitel wohl verdächtig? Kleid oder Theresa? Man weiß es nicht. Und nein, ich möchte niemanden in Russland besuchen.

Aus dem ein oder anderen Land gab es noch Einzelaufrufe. Die haben sich wohl unter dem Titel "Mein-liebes-Leben" etwas anderes vorgestellt. Ausgerechnet.

Ansonsten freut mich natürlich die überaus positive Resonanz auf mein Geschreibsel. Wobei mir der Rest der Familie ab und zu drohende Blicke zuwirft und glaubt, mich dadurch beeindrucken zu können.

Freitag, 13. Juni 2014

Ein Kleid für Theresa

Vor vielen Jahren hatte Ursula die Idee, wir könnten uns doch zu einem Nähkurs bei der VHS anmelden. Die Umsetzung dieser Idee erwies sich als einer der besten Investitionen meines Lebens. Seither nähe ich für besondere Anlässe besondere Kleider.

Für Magdalenas bevorstehenden Abiball bedarf es natürlich wieder besonderer Kleider und so suchten wir (Magdalena, Theresa und ich) uns die entsprechenden Schnitte aus.

Es gibt Vorhaben, die von Anfang zum Scheitern verurteilt scheinen. Das Nähen von Theresas Kleid ist so ein Vorhaben. Ich hätte es wissen müssen, als ich den Schnitt bei Burda bestellte. Den gab es nur als Download, also downloadete ich den Schnitt, er kam in 21 Einzelblättern aus meinem Drucker. Eigentlich sollte das Probequadrat auf Seite 4 genau 10 x 10 cm messen. Natürlich tat es das nicht. Es war größer. Macht nichts, dachte ich mir, mach ich einfach den Schnitt kleiner.

Theresa wollte übrigens mal was ganz anderes, es sollte ein Kleid eher so in Hängerlestyle sein. 

Bis dahin lief alles noch ganz normal. Kleid ausgeschnitten, zusammengenäht, anprobiert. Mist. Der Ausschnitt endete vorn knapp über dem Bauchnabel und hinten rückenmittig. Mein Hinweis, dass Rihanna auch mit solchen Ausschnitten rumläuft bescherte mir genervt-böse Blicke. 

Alles klar, dann halt nicht, dann setz ich einfach ein Stück Stoff ein. Abgemessen, eingenäht, immer noch zu groß. Dann also mit drei Stoffstreifen den Ausschnitt raffiniert gestaltet. Gott sei Dank fand diese Idee Gnade vor Theresas Augen.

Mit Hängerlestyle war übrigens nichts. Sie sah darin aus wie in einem Kartoffelsack. Also aus Hängerle ein Etuikleid geschnitten. 

Leider war der Tisch nicht ganz sauber, als ich die Stoffstreifen eingenäht habe. Von Magdalenas Hanuta befindet sich jetzt ein kleiner Fleck hinten auf dem Kleid. Da hatte ich zum ersten Mal das Bedürfnis, das Kleid samt Nähmaschine zum Fenster raus zu werfen.

Über dem Kleid wird ein Oberteil aus Spitzenstoff getragen. War auch soweit kein Problem. Bis ich die Arm- Hals- und Rückenausschnitte mit Schrägband einfasste. Für diese an sich einfache Arbeit brauchte ich nahezu zwei Stunden. Es sah an den Armausschnitten bescheuert aus. Theresa müsste den Abend mit angewinkelten Armen verbringen, dann ginge es möglicherweise. Also das Schrägband wieder weg. 

Um mir ein Bild davon zu machen, wie das Endprodukt so in etwa aussehen könnte, habe ich es anprobiert. Mir hat es vor dem Spiegel schier die Sprache verschlagen. Furchtbar. Die einzige Hoffnung bestand darin, dass es an Theresa nicht so erbärmlich aussah.

Der Anprobe folgte ich bangen Blickes. 

Und  manchmal wird man für seine Ausdauer und Hartnäckigkeit tatsächlich belohnt. Mit noch ein paar Änderungen sieht das Kleid bestimmt toll aus. Mit dem ursprünglichen Schnitt hat es übrigens überhaupt nichts mehr gemein.



Sonntag, 8. Juni 2014

Muttertag

Das dicke, nachträgliche Lob für die Erziehung meiner Kinder als Kommentar von Sandra zu meinem "School is over" Post veranlasste mich, mir über die Kinder in meinem Freundes- und Bekanntenkreis Gedanken zu machen. 

Wenn ich mir das "Ergebnis" unserer Bemühungen, aus unseren Kindern selbstbewusste, starke und liebenswerte Menschen zu machen, ansehe, möchte ich an dieser Stelle sagen:

Meine Damen, wir haben einen tollen Job gemacht.

"Du hast ja auch wirklich Glück mit deinen Kindern", meinte einmal eine Mutter zu mir. Nun, wie wir alle wissen, hat das mit Glück nicht unbedingt etwas zu tun. Vielmehr mit enorm viel Zeit, Energie und Nerven, bis unsere Kücken einigermaßen flügge wurden.

Stunden, die wir, mal mit mehr, mal mit weniger Geduld bei den Hausaufgaben gesessen sind (also bei Matze nicht, der hatte nie welche auf), wir haben uns mit Französischvokabeln abgequält und hatten nicht wirklich eine Antwort darauf, wann man jemals wieder im Leben die 27. Ableitung einer Funktion braucht.

Wir verbrachten unzählige Stunden auf den Straßen mit Bring- und Abholdiensten, wahlweise zum Sport- oder Musikunterricht oder beidem. Später auch gerne zu entfernter wohnenden Freunden.

Wir bildeten einen Puffer gegen das vermeintliche Oberhaupt der Familie und nahmen klaglos hin, dass wir Schuld daran hatten, wenn etwas nicht so lief, wie es laufen sollte.

Den Kindern zuliebe hockten wir uns zwei Mal jährlich in Elternabende, die uns manchmal an den Rand des Nervenzusammenbruchs führten. Zur Belohnung wurden wir als Elternvertreter gewählt, weil ich wahrscheinlich heute noch in einem miefigen Klassenzimmer sitzen würde, da bei der Frage nach der Wahl alle anderen betreten zu Boden blickten.

Die Talentierten unserer Kinder lernten ein, zwei oder gerne auch drei Musikinstrumente. Wer allerdings das Glück der Erde eher auf dem Rücken eines Pferdes fand, für den verbrachten wir gerne unsere Zeit in stinkenden Ställen oder bei nervenaufreibenden Reitturnieren. Oder doch lieber ganz klassisch Fußball? Auch kein Problem. Wer träumte einst nicht davon, bei strömenden Regen und kaltem Wind am Spielfeldrand zu stehen und dabei zuzusehen, wie das Kind eins auf die Knochen kriegt.

Die selbst gemalten Bilder zum Muttertag habe ich immer noch sorgsam aufbewahrt. Wobei ich den Muttertag als Gedenkveranstaltung überhaupt nicht mag. Für die Mutti Blumen und Vati säuft sich an Vatertag die Hucke voll. 

Die Frage nach Kind und Karriere stelle sich uns nicht. Matthias bekam im Alter von 4 Jahren mit Ach und Krach einen Kindergartenplatz. Von Kinderkrippe sprach absolut niemand. Wozu auch. Bei einer Arbeitslosenzahl von 11% in den Neunzigern wurden wir schlichtweg nicht gebraucht. Andererseits machte dieser Umstand eben möglich, dass wir unseren Kindern das Wertvollste bieten konnten, das wir hatten: Unsere Zeit. 

Vielleicht machte uns dieses Mehr an Zeit auch etwas gelassener im Umgang mit unseren Kindern. Wir waren einfach präsenter und legten die Erziehung nicht gänzlich in fremde Hände.

"Weil Gott nicht alles alleine machen wollte, erschuf er die Mütter."

Eines meiner Lieblingszitate.  

Dienstag, 3. Juni 2014

School is over

Adieu, arrivederci, adios, nastrovje - nach 19 Jahren ging heute mein Dasein als Schülermutter zu Ende. 

Es gibt sie tatsächlich, gute Lehrer. Ab und zu hatten wir sogar das Glück, dieser offenbar vom Aussterben bedrohten Spezies zu begegnen.
Dieser Post soll keine Abrechnung mit den Erfahrungen aus 19 Jahren sein. In meinem Freundeskreis gibt es Lehrer, von denen ich mir wünschte, sie hätten meine Kinder unterrichtet und die eben nicht in das gängigen Klischee des dauerurlaubenden Faulenzers passen. Leider hatte ich es zum größten Teil mit Lehrern zu tun, bei denen ich mich fragte, wie um Himmels Willen sie auf die Idee  kamen, ihre Brötchen mit der Arbeit mit Menschen zu verdienen. Ich habe einen Fundus an Geschichten, die den Rahmen meines Blogs sprengen würde.

Matthias hatte in der 5. Klasse in seinem Deutschaufsatz geschrieben, dass ein Mann an eine Gruppe von Kindern Kinder-Pingui verteilt habe. Sein Deutschlehrer hat das "Kinder" durchgestrichen, "junge Pinguine" darüber geschrieben und am Rand bemerkt: "Wo kommen denn plötzlich die jungen Pinguine her?" Da bin ich zum ersten Mal ausgerastet und hatte mein erstes Lehrergespräch. Wobei ich alle Lehrer von Matthias kennenlernen durfte. Was, zugegebenermaßen, meist an Matze lag (oder, wie ein Lehrer es formulierte, an meiner wohl nicht vorhandenen Erziehung). Matze hat übrigens immer noch 40 Stunden Nachsitzen offen. Was auf ein durchdachtes pädagogisches Konzept der Realschule Neuenburg schließen lässt.

Theresa erhielt in einer Bioarbeit eine schlechtere Note, weil sie einen Elefanten perspektivisch falsch gezeichnet hatte. Und eine schlechtere Note in der Mathearbeit wegen diverser Rechtschreibfehler. Wohingegen diese in Deutschaufsätzen nicht bewertet wurden.

Über Magdalenas letzte vier Jahre möchte ich an dieser Stelle lieber den Mantel des Schweigens legen. Aber muss man verstehen, dass eine eher stille und zurückhaltende Mitschülerin 13 Punkte für ihre mündliche Mitarbeit erhält mit der Begründung des Lehrers, er wisse ja, dass sie es weiß. War mir bis dato unbekannt, dass man auch für telepathische Leistungen benotet wird. Ich gönne ihr übrigens die 13 Punkte von Herzen. Sie ist ein ganz liebes Mädel.

Ich habe euch Lehrern das Wertvollste überlassen das ich habe. Den Wenigsten war diese Tatsache bewusst und die Wenigsten wurden meinen Anforderungen gerecht. Die waren weiß Gott nicht zu hoch. Aber hin und wieder musste ich mich fragen, wann im Lehramtsstudium gibt man seinen gesunden Menschenverstand ab und warum erhält ihn nur ein Teil wieder zurück?

Ich wünsche allen Lehrern, die mich in meinem Bemühen unterstützten, aus meinen Kindern das zu machen, was sie sind, nämlich selbstbewusste und liebenswerte Menschen, alles erdenklich Gute und Gottes Segen für ihr weiteres Wirken (Magdalena legte in Religion ihre letzte mündliche Prüfung ab - das wirkt noch nach). Allen anderen möchte ich ein bemerkenswertes Zitat ans Herz legen, das ich heute Morgen (sicher nicht zufällig) in der Badischen Zeitung las. Der Lehramtsstudent Philipp Zedelius warb darin für das Heranbilden von Persönlichkeiten mit den Worten:

"Man kann als guter Lehrer jedes Thema so aufbereiten, dass Schüler begeistert werden können."