Mittwoch, 31. Dezember 2014

Silvesterblues

Es gibt zwei Tage im Jahr, die mir Probleme bereiten: Karfreitag und Silvester. Beide Tage machen aus mir einen nachdenklichen, pessimistischen Grübler und Nörgler.

In meinem Leben ist für gewöhnlich das Glas halbvoll. Im Grunde meines Herzens bin ich ein positiver, voll Zuversicht in die Zukunft blickender Mensch. Außer an Silvester. An diesem Tag kommen sie aus allen Ritzen hervor gekrochen, die trüben Gedanken um die Zukunft, und was das neue Jahr wohl bringen mag.

Will ich das wirklich wissen? Will ich tatsächlich das neue Jahr herzlich willkommen heißen? Was, wenn es furchtbar wird? Was, wenn ich -wie so viele Menschen - durch ein Tal der Tränen gehen muss? Werde ich es überhaupt überleben? Ich kann dem neuen Jahr nur zögerlich die Hand reichen. 

Selbstredend geht mir die Silvesterknallerei ziemlich auf die Nerven. Abgesehen davon, dass ich wieder alle Hände voll zu tun haben werde, meinen Hund zu beruhigen, sehe ich überhaupt nicht ein, das neue Jahr mit Vorschusslorbeeren zu begrüßen. Morgen sind die Nachrichten wieder voll von Meldungen über Idioten, die sich gleich zu Anfang des Jahres ins Jenseits geknallt haben (gut, sie brauchen sich über den weiteren Verlauf 2015 keine Sorgen mehr zu machen). Und auf den Straßen sieht es aus wie Sau, weil keiner hinterher aufräumt.

Außerdem ist mir jeder Euro zu schade, den ich in ein Feuerwerk investieren müsste (als die Kinder noch klein waren, haben wir Wunderkerzen abbrennen lassen). Super Idee, Euros in die Luft zu jagen.

Meine Abneigung gegen Silvester wurde mir in die Wiege gelegt. Auch meine Eltern bestachen nicht durch ausgelassene Freude an diesem Tag. Mit den Worten "Ich habe schon genug Knallerei in meinem Leben gehabt" ging mein Vater (Jahrgang 1925) noch vor Mitternacht ins Bett. Einmal gab es Feuerzangenbowle, die war so starkt, dass niemand den Jahreswechseln erlebt hat. Der Zucker hat aber auch zu schön gebrannt.

Wohlgemerkt: Ich gönne jedem seine Silvesterparty von Herzen. Normalerweise lasse ich auch keinen Grund zu feiern aus. Nur eben an Silvester nicht. Feiert also schon mal ohne mich, ich komme dann an Fasnacht nach.












Freitag, 26. Dezember 2014

Zeitverschwendung

Ist das Lesen eines Blogs über ein gewöhnliches Leben eines gewöhnlichen Menschen Zeitverschwendung und sind Blogs generell in Frage zu stellen? Darüber habe ich mir heute Gedanken gemacht und danke an dieser Stelle für die Anregung.

Stimmt haargenau. Ich bin ein gewöhnlicher Mensch mit einem gewöhnlichen Leben und kenne gewöhnliche Menschen. Das war die Ausgangslage meiner Überlegungen. Bei näherer Betrachtung und beim Nachdenken über die Menschen, die ich mich glücklich schätze zu kennen, fiel mir auf, dass es ganz und gar keine gewöhnliche Menschen sind.

Für mich jedenfalls sind sie außergewöhnlich (sie selbst sehen das wahrscheinlich ganz und gar nicht so). Sie sind außergewöhnlich in dem was sie tun und welche Bedeutung sie für ihre Mitmenschen haben. 

Diese Collage ist  natürlich unvollständig (da fehlen noch einige) und manche abgebildete Personen stehen stellvertretend für viele andere. Vereinsvorstände, "Fasnächter", Ferienlager, Musiker, Freunde und Familie. Alle außergewöhnlich. So wie ich. 

Ob nun das Lesen über ein gewöhnliches Leben einer außergewöhnlichen Person Zeitverschwendung ist, möge jeder für sich selbst entscheiden. Meinen Blog muss man ja nicht lesen. Und etwas zu tun, was man als Verschwendung empfindet, und sich dann darüber zu ärgern, dass man es tat, ist - irgendwie blöd.

Ob man Blogs generell in Frage stellen muss? Warum sollte man das tun? Ich selbst lese zwei Blogs: "Lebensart im Markgräflerland" und "Wir zwei in Neuseeland". Warum sollte ich mir das entgehen lassen? Warum sollte man etwas in Frage stellen, was anderen Menschen Freude macht?  




Dienstag, 23. Dezember 2014

Familienausflug

Es kommt nicht mehr so oft vor, dass Familie Lais gemeinsam unterwegs ist. Wäre jetzt auch etwas sonderbar, wenn ich immer noch meine Kinder überall hin mitnehmen würde. Und wenn wir zu fünft auftauchen, ist die Bude voll. Gestern war es aber mal wieder so weit: Familienausflug nach Freiburg.

Bernds Nichte hatte gestern Geburtstag. Mit ihrem Lebensgefährten betreibt sie in Freiburg in der Wilhelmstraße die Lila Bar.

Ich möchte an dieser Stelle mal etwas Werbung für die Lila Bar machen. Eine große Auswahl an Cocktails (mit oder ohne Alkohol), Gin, Wermut, Absinth, Cachaca, Wodka, Rum, Whiskey etc. lecker Mittagstisch, Abendkarte und Snacks (mehr unter lilabar-freiburg.de). Die Lila Bar hat nur einen Nachteil: Sie ist in Freiburg und nicht in Neuenburg. So was fehlt nämlich eindeutig in unserer Stadt.

Jedenfalls nahmen wir den Geburtstag zum Anlass, mal wieder einen gemeinsamen Abend außerhalb der eigenen vier Wände zu verbringen. Der Plan war, mit dem Zug zu fahren. Vom Bahnhof ist es nicht mehr weit zu laufen. Und auf dem Heimweg würde uns Theresa mitnehmen, die direkt aus Breisach nach Freiburg fährt. Allerdings ist es billiger, zu viert mit dem Auto zu fahren, also fuhr Matze. Für Mäc und mich war es eigentlich klar, dass wir ins Parkhaus des Konzerthauses fahren, die Männer meinten aber, in der Nähe der Bar einen Parkplatz finden zu können. Wir parkten im Konzerthaus.

Theresa Hinkelotte wartete schon auf uns und so ging es strammen Schrittes (Theresa mit Krücken) und voller Vorfreude Richtung Wilhelmstraße. Und immer schön auf die Freiburger Radfahrer aufpassen.

Als wir die Bar betraten, waren meine Schwiegermutter, Schwägerin, Schwager mit Frau und Tochter schon da. Ihre Freude, uns zu sehen, hielt sich irgendwie merklich in Grenzen. Aber vielleicht lag das auch am Thema, das sie gerade hochkonzentriert diskutierten. Wer bäckt die beste Linzertorte? Welche Frage. Mäc natürlich. Aber das wollten wir nicht sagen.

Mit der Information, dass meine Schwiegermutter in diesem Jahr Weihnachtskerzen mit Batterien habe, und nun der Weihnachtsbaum mit einem Klick zum Leuchten gebracht werde, wurde das Thema gewechselt. Auch da konnten wir nicht mitreden. Wir haben immer noch eine Lichterkette (mit kleinen Kerzen) und echte Kerzen. 
Aber wir hatten ja immer noch uns und wir haben eigentlich immer was zu reden.

In der Zwischenzeit bestellte ich einen superleckeren Punsch und eine Currywurst. Das klingt jetzt vielleicht banal (also das mit der Currywurst), aber diese Currywurst ist das Beste, was ich je an Currywurst gegessen habe. Für mich ein Muss bei jedem Besuch.

Bernd unterhielt sich mit seinem Bruder über Fußball (klar) und ich übte mich in Smalltalk, der wirklich sehr small war.

Nach meiner Bestellung des zweiten Punschs wollten Theresa und Matze mittels "Schnick-Schnack-Schnuck" ausknobeln, wer die Mama nach Hause fahren muss. Die Kinder wollten uns nämlich unbedingt auf zwei Autos aufteilen. Wenn nämlich ein Auto in einen tödlichen Unfall verwickelt wäre, bliebe immer noch ein Elternteil übrig. 

Dann kam das Gespräch auf den SC Freiburg und den Plan, ein neues Stadion im Wolfswinkel zu bauen. War jetzt auch nicht wirklich weihnachtsstimmungsfördernd. Meine Schwägerin wohnt in der Nähe und ist eine strikte Gegnerin. Bernie und ich sind dafür. Sie brachte alle mir bekannten Argumente der Gegner zur Sprache, von wegen Frischluftschneiße und Flugplatz. Mir war bis dato gar nicht bewusst, dass meine Schwägerin einen Flugplatz braucht, aber gut, was weiß ich schon. Auch meine Schwiegermutter meinte, sie habe auch schon einmal einen Schwarzwaldrundflug gemacht. In 82 Jahren eine wirklich beachtliche Leistung. 
Wenn ich SC Freiburg wäre, hätte ich das Stadion schon lange mit dem Mack in Rust gebaut. Aber mich fragt halt mal wieder keiner.
Als dann die vermeintliche Meinung des toten Schwiegervaters ausgegraben wurde, beendete Theresa mit einem Machtwort (wie es nur unsere Resi kann) die Diskussion.

Ich bestellte mir meinen dritten Punsch.

Bernie meinte dann irgendwann, wir könnten uns doch jedes Jahr am 22. Dezember in der Lila Bar treffen. Die Reaktion war etwas verhalten. 

Die Frage, wer denn nun die Mama mitnimmt, war rasch geklärt. Matze weigerte sich nämlich, den Bernie mitzunehmen, da dieser nicht in einem Rutsch nach Hause fahren konnte, sondern ganz sicher auf einem Rastplatz Halt machen musste. Das hieß dann also Mama mit Matze und Resi nimmt den Rest.



Zu Matzes allergrößtem Erstaunen war Resi mit ihrem Popel-Opel schneller zu Hause als er mit seinem GTI. Trotz Bernie-Handicap. 


Samstag, 20. Dezember 2014

Nur kein Stress!

Es soll tatsächlich Leute geben, die Anfang Dezember schon alle Weihnachtsgeschenke gekauft und verpackt haben. Ich frage mich, was machen die eigentlich in der restlichen Vorweihnachtszeit. Ganz ehrlich, ohne kurz vor Heiligabend noch in den Läden aufzutauchen, würde mir was fehlen.

Ich verstehe durchaus, dass man dem Weihnachtsrummel kritisch gegenüberstehen kann. Für mich ist es dennoch eine besondere Zeit. Man muss sich dem ganzen, gerne als manipuliertem Konsumterror bezeichneten Wahnsinn, nicht beugen. Die Grenzen kann jeder für sich ziehen. Und der Wert eines Geschenkes hat mit dem Wert nichts zu tun. So hat das Jesuskind von den Drei Weisen Gold, Weihrauch und Myrrhe geschenkt gekriegt. Toll. Praktisch war das ja nicht gerade, und ich kann mir denken, dass Maria mit warmen Sachen für ihren Sohn mehr geholfen gewesen wäre. 

Weihnachten - George Michael memmt rum und Bob Geldof rettet mal wieder Afrika. Muss funktioniert haben, von Ebola hört man nix mehr, es wird also wohl nicht mehr gestorben. 
Mir gefällt "Driving home for Christmas" ja wesentlich besser als das nervtötende Gejammere von "Wham". In Gedanken fahre ich jede Weihnachten zurück zum Weihnachten meiner Kindheit. Zu den selbst gedrechselten Weihnachtsbaumfiguren meines Vaters (sehr speziell), zur Krippe (absolut speziell), einmal hat der Christbaum gebrannt und nicht zu vergessen die Glitzerkleider, die ich meiner kleinen Schwester und mir auf der alten Singernähmaschine genäht habe. Mit drei Kindern ging es bei uns alles andere als besinnlich zu. Opa lebte auch noch bei uns, es konnte allerdings sein, dass er in der nahe gelegenen Kneipe versumpfte, was die Weihnachtsstimmung meiner Mutter etwas trübte. Uns Kindern war es egal. Geschenke vom Opa gab es sowieso nie.

Weihnachtsmärkte all überall und ich hör die ewigen Nöler, die nölen, es ginge hierbei nur um winterliche Kollektivbesäufnisse. Dem möchte ich gar nicht widersprechen. Allerdings ist es doch schön, sich in glühweinseliger Atmosphäre zu Weihnachtsklängen und Winterdüften zu treffen und ist immer noch besser, als braunen Rattenfängern hinterherzulaufen, die meinen, sie müssten das Abendland retten. Neulich habe ich gelesen, dass vermehrt Elche nach Deutschland einwandern. Das sollte sich der gemeine Elch genau überlegen, bevor er durch deutsche Wälder trampelt. Es finden sich sicher bald Patridiotische Europäer gegen die Elchisierung und dann ist Ende Gelände.

An Heiligabend wartet auch wieder ein spezielles Programm auf den geneigten Fernsehzuschauer. Carmen Nebel wabert im ZDF, ansonsten gibt es die hundertsten Wiederholungen davon, was man sich in Hollywood unter einem Weihnachtsfilm vorstellt. In der ARD gibt es davon die deutsche Version - auch nicht besser. Auf Pro7 läuft "Stirb langsam" und "Tödliche Weihnachten". Klingt irgendwie nach Weihnachtsverweigerung.

Die Geschenke für meine Lieben habe ich natürlich noch nicht alle. Hab ja noch etwas Zeit - also alles im grünen Bereich, nur kein Stress. Wenigstens der Baum steht schon im Holzschopf. Katze Emmely freut sich sicher schon darauf, wenn im Wohnzimmer wieder ein Baum steht, an dem Spielsachen hängen.



Dienstag, 16. Dezember 2014

Märchenwinterwunderland

Ist es nicht herrlich, wenn die Wintersonne den Himmel in einem schier unwirklichen Blau erscheinen lässt? Wenn Schneekristalle die Landschaft in ein wunderschönes Märchenwinterwunderland verzaubern? Wenn in den Wohnstuben Kerzenlicht die Herzen der Menschen wärmt? Wenn die Natur ein kleines Päuschen macht?

Nein. Ist es nicht. Dann hat sich der Winter höchstens von seiner angenehmen Seite gezeigt, aber er bleibt, was er ist: Ein kalter Geselle. Er und ich waren noch nie ein Herz und eine Seele. Und das wird auch nichts mehr in diesem Leben.

Denn mal ganz ehrlich: Wie viele solcher Märchenwinterwunderlandtage gibt es denn in den Wintermonaten? Die kann man an einer Hand abzählen. Ansonsten ist die Welt um uns herum eher trist, gemalt in den Farben Kackbraun, Matschgrau und Schmutzigweiß.

Sobald das Thermometer unter 15° fällt, beginnt für mich die Zeit der Leiden. Das war schon immer so. Gern gibt meine Mutter eine Geschichte aus meiner Kindheit zum besten. Wie sie mich stundenlang mehrlagig angezogen hat (Schneeanzüge gab es noch nicht), damit ich mit meiner Schwester Schlitten fahren gehen konnte. Nach 5 Minuten im Schnee hat mich meine Schwester dann wieder nach Hause gebracht. Ich habe Rotz und Wasser geheult, weil mir zu kalt war.
Ich denke allerdings, dass meine Schwester mich, kaum dass wir draußen waren, in den Schnee geschmissen hat. Immerhin ist sie 5 Jahre älter und hatte sicher keinen Bock, auf ihre Schwester aufzupassen, während sie mit den Kindern aus der Nachbarschaft Schlitten fahren wollte. Allerdings fehlen mir für diese meine Behauptung leider die Beweise. Und natürlich wird sie es heftigst dementieren.

Meine Abneigung gegen den Winter ist geblieben. Die Kleidung, die mich auch bei < 15° warm hält, ist noch nicht erfunden. Das Grau in Grau schlägt mir aufs Gemüt. Und warum sollte ausgerechnet zu Weihnachten Schnee liegen?

Neulich hab ich von einer Holländerin gelesen, die mit dem Traktor zum Südpol gefahren ist. Gut. Am Südpol ist grad Polarsommer. Und von Holländern weiß man, dass sie ein reiselustiges Völkchen sind. Aber mit dem Traktor? In diese Gegend? Bei der Kälte? Allein bei der Vorstellung krieg ich Frostbeulen.

Abends um 5 ist es schon dunkel und wer durch die Straßen geht, dem tränen angesichts der teilweise skurrilen Fensterbeleuchtungen die Augen. Den "Bad-Taste-Award" teilen sich dabei gleich mehrere Bewerber. Blinkende Sterne in den Farben weiß, rot und blau, türkisfarbene Lichterketten, beleuchtete Kitschfiguren (sehr gerne Schneemänner, Weihnachtsmänner oder Rentiere) und vieles mehr, was es an Geschmacklosigkeiten sonst noch gibt.

Mein Lieblingsplatz ist im Flur vor dem Ofentor des Kachelofens. Da steh ich wie festgeklebt, bis es wieder Frühling wird. Es sind noch 94 Tage bis zum 20. März.

Montag, 8. Dezember 2014

Man weiß es nicht

Die Frage nach meinem Lieblingsfilm ist schnell beantwortet. Ich kann schon nicht mehr genau sagen, wie oft ich die "Herr der Ringe"-Trilogie schon angeschaut habe. So auch an diesem Wochenende den 3. Teil. Die Rückkehr des Königs.

"Ihr verbeugt Euch vor niemandem." Allein dieser Satz (überhaupt die ganze Szene) lässt mich dahin schmelzen.

Merkwürdigerweise schaffe ich es allerdings nie, mir die Teile in aller Ruhe von Anfang an anzusehen. Die ersten beiden Stunden fehlen mir grundsätzlich, so auch am Samstag, als mein Plan, mich von Beginn an auf die Rückkehr des Königs vorzubereiten, durch die A-Jugend des FC Neuenburg vereitelt wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.

Sat 1 war so nett und hat für mich den 3. Teil wiederholt. So verbrachte ich eben zusammen mit Resi den Sonntagnachmittag in Mittelerde. Magdalena buk in der Zwischenzeit Weihnachtsplätzen und Linzertorte - jeder eben das, was er am besten kann.

So oft ich sehe, wie König Théoden aus Rohan und (der noch nicht König) Aragorn aus Gondor sich an die Spitze ihrer Truppen setzen und sie einschwören auf den bevorstehenden Kampf um Minas Tirith, so oft frage ich mich, ob unsere Welt eine andere wäre, wenn auch unsere Entscheidungsträger an vorderster Front mit ihren Mannen in den Krieg ziehen müssten. Wenn alle Sesselfurzer (oder Sitzsack- oder Teppichfurzer - je nach Sitzmöbel der Herren Taliban und Führer des IS) sich an die Spitze der von ihnen geführten Schlachten setzen müssten. 

Gäbe es weniger Kriege, wenn die Damen und Herren Verteidigungsminister und Staatsoberhäupter an vorderster Front mit Leib und Leben in all den kriegerischen Auseinandersetzungen kämpfen müssten? Wenn sie die schmutzige Arbeit nicht nur delegieren würden? Wenn es nicht nur ab und zu werbewirksame Truppenbesuche fürs Fotoalbum geben würde? Wenn sie aktiver Teil ihrer Truppen wären? 

Man weiß es nicht. Das Leben findet eben nicht im Konjunktiv statt.

Gut - die Stellenbeschreibung wäre tatsächlich nicht mehr wahnsinnig attraktiv. Und bei der maroden Ausstattung der Bundeswehr würde es für Ursel von der Leyen und Joachim Gauck wahrscheinlich nur für ein Pferd reichen. Aber immerhin: Für die Befreiung von Minas Tirith und Mittelerde hat das auch gelangt.


Mittwoch, 3. Dezember 2014

Von neuen und alten Besen

Am letzten Sonntag fuhren Bernd und ich mit unserem Schutzengel nach Segnas in Graubünden, um für das Ferienlager der KjG  im nächsten Jahr ein Haus zu besichtigen.

Uns hat es etwa 60 km vor Chur einen Reifen zerfetzt, und es war vom Schutzengel furchtbar nett, dass er mitgefahren ist. Es ist weiter nichts passiert, als dass wir den Reifen am Straßenrand wechseln mussten.

Wieso die Haussuche mittlerweile zu meinen Aufgaben innerhalb der Katholischen Seelsorgeeinheit zählt, ist eine lange Geschichte, die mich immer dann wütend macht, wenn ich mir genau diese Frage stelle: Warum ich, beziehungsweise: Warum wir?

Vor langer, langer Zeit, im goldenen Zeitalter der Katholischen Gemeinde in Neuenburg, rief der damalige Pfarrer Schulz das von allen sehr geschätzte Ferienlager für Jugendliche ins Leben. Auch sein Nachfolger setzte die Tradition fort. Selbstverständlich oblag die Organisation und  Durchführung in den Händen der hauptamtlichen Leiter der Seelsorgeeinheit.

Dann zogen dunkle Wolken auf und der Himmel verfinsterte sich - also zumindest unserer, die wir als Gruppenleiter und Küchenteamler mit sehr viel Herzblut tätig waren.

Neue Besen kehren nicht immer gut und der neue Besen hatte Stahlborsten, mit denen er alles wegfegte, was nicht in sein katholisches Leitbild passte. Und das läpperte sich.

Gospelchor - hat nichts in der Kirche verloren, Musikgruppe der Jugend - weg damit, Katecheten Kommunion - weg damit, Katecheten Firmung - weg damit, Zahl der Ministranten - nahezu halbiert, usw. usw. Bewährte Strukturen wurden zerstört. 

Das neue Gemeindeoberhaupt schien aus der Zeit gefallen zu sein. Einer Zeit vor dem 2. Vatikanischen Konzil. 

Auch das Ferienlager stand auf seiner Streichliste, allerdings stieß er da auf erheblichen Widerstand. Wenigstens auf Seiten der Leiter und "Küche". Unterstützung aus dem Pfarrgemeinderat erhielten wir nicht. Im Gegenteil: Einige Kleingeister meinten, endlich auf Kosten des Ferienlagers alte Rechnungen begleichen zu müssen. Sie schämten sich nicht dafür, uns ihre Verachtung zu zeigen, obwohl auch ihre Kinder Teilnehmer des Lagers waren. Es wurde die Straßenseite gewechselt, sobald man Gefahr lief, einen "Aufwiegler" grüßen zu müssen. Freundschaften zerbrachen an der Frage: Für oder gegen den neuen Besen. Und wer traut sich zu outen? Man riskierte viel, wenn man sich als "Gegner" offenbarte.

Die Weinigen, die uns im Pfarrgemeinderat unterstützten, warfen entnervt das Handtuch. Ja, so geht es eben zu bei uns Katholen.

Wollten wir das Lager im Sinne seines Gründers am Leben erhalten, mussten wir uns "selbstständig" machen, d.h., wir begaben uns unter das Dach der KjG. Natürlich wurde dieser Schritt mit beleidigenden Äußerungen während einer Pfarrgemeinderatssitzung kommentiert. Irgendwann in der Sitzung bin ich wutentbrannt aufgestanden und bin in den "Salmen" gestürmt. 

Wie gesagt, seitdem organisieren wir das Lager. Und dazu gehört eben auch die Haussuche. Das Haus muss vor allem "billig" sein, damit auch Kinder aus weniger betuchten Familien die Möglichkeit haben, am Lager teilzunehmen. Das ist ein Teil dessen, was uns als Christen ausmachen sollte. Und spätestens bei diesem Gedanken packt mich die Wut. Es ist eben nicht unsere Aufgabe, alles, was mit der Durchführung eines Lagers zusammenhängt, ehrenamtlich zu stemmen. Dafür gibt es Hauptamtliche. Es ist ihr Job, für die Gemeinde da zu sein. Und zwar für alle.    

Finanziell ist so ein Ferienlager natürlich ein Tanz auf der Rasierklinge. Von der Kirchengemeinde ist leider nichts zu erwarten. Die muss das Geld anderweitig zum Fenster rausschmeißen. Kuchenverkauf nach dem Gottesdienst geht auch nicht mehr - wobei bei der Anzahl der Gottesdiensbesucher mehr als ein Kuchen wohl auch nicht verkauft werden würde. Es bleibt einzig die Papiersammlung mit der Kolpingfamilie, die unser Kässlein auffüllt. Und die Zuschüsse aus was weiß ich für Quellen, die Lisbeth aufgetan hat. Gott sei Dank erfahren wir noch weitere Unterstützung von Firmen Institutionen und Privatpersonen. Ohne sie sähe es wesentlich dusterer aus.

Durch unsere Gemeinde geht nicht nur ein Riss. Wer sich die Grabungsstelle in Neuenburg in der Schlüsselstraße anschaut, kann sich vom Zustand ein ungefähres Bild davon machen. Natürlich gibt es mittlerweile auch welche, die die Seite gewechselt haben und eigentlich auch schon immer auf unserer Seite standen. Heuchler. Da kommt  mir die Galle hoch.

Nächstes Jahr kommt wieder ein neuer Besen. Ich beneide ihn nicht. Ich hätte unsere Gemeinde nicht gerne an der Backe.










Freitag, 28. November 2014

Total normal

Manchmal ist es in unserem Haus sehr, sehr still. Dann bin ich alleine zu Hause und es gibt nur mich und meinen Tinitus. 

Manchmal geht es aber auch zu wie gestern Abend. Dann, wenn sich wie von Zaubererhand plötzlich alle wieder in Küche und Esszimmer versammeln.

Seit McPotter als Bufdi in der Grundschule tätig ist, essen wir immer erst abends. Gestern Abend in Etappen, weil Resi später kam und da sie nicht wusste, um wie viel später, haben McPotter und ich schon mal gegessen.

Der geneigte Leser wird sich mittlerweile fragen, wer McPotter ist und wie sie zu ihrem Namen kam.

Wie McPotter zu ihrem Namen kam:
Letzten Sonntagabend - es war schon nach 23 Uhr - stand unvermittelt Magdalena im Wohnzimmer, ein blutiges Taschentuch an die Stirn gepresst. Ich sah sie erschrocken an und sie meinte, ihr sei ein Glas auf den Kopf gefallen. Über ihrem Bett befindet sich ein Regal auf dem ein Glas stand mit Sand und einer Kerze drin. Und eben dieses Glas fiel wie von Geisterhand runter auf ihren Kopf und nun hat sie eine Schramme auf der Stirn. Meine Reaktion war zugegebenermaßen wenig mütterlich. Anstatt "Oh mein Gott" auszurufen hab ich mich weggeschmissen vor Lachen. Da eben diese Schramme stark an Harry Potter erinnert heißt Magdalena im Moment eben McPotter.

Resi findet das übrigens genial und lässt keine Gelegenheit aus, mit Anspielungen aus H.P. Zaubererwelt aufzuwarten (heute hat dieses verrückte Huhn ihr tatsächlich einen Zauberstab - mit Glitzer - aus Freiburg mitgebracht).
Nach der Winterpause wird sich Guido wohl nach einer neuen Spielerin umsehen müssen. Mit ihrem Nimbus 2000, den es zu Weihnachten gibt, spielt McP. dann nämlich Quidditch.

Resi kam dann auch irgendwann angetrödelt  und genoss die frisch zubereiteten Rösti. Resi würde einen Mord für Rösti begehen. 
Um die Familie  komplett zu machen war Matze auf Stippvisite da und hat die Nudeln-mit-Tomatensoße-Reste gegessen. 
Meine Mutter meinte bei diesen Gelegenheiten immer, wenn wir den Opa nicht hätten, müssten wir uns eine Sau anschaffen.

McP saß derweil im Wohnzimmer auf dem Boden und betätigte sich kreativ. Katze Emmely saß in ihrer Kiste und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Sie wartete wohl auf eine gute Gelegenheit, den Wasserbecher umzuschmeißen.







Liebe Katzenbesitzer:
Spart euch die Ausgabe, eurer Katze teure Kuschelhöhlen aus Plüsch oder Fellimitat  zu kaufen. Bestellt euch ein Paar Winterstiefel und gebt eurer Mietze den Karton. Ist billiger, und ihr habt auch noch was davon!








Dann kamen wir auf das Thema Immobilien zu sprechen und Matze meinte, er an unserer Stelle würde das Haus verkaufen und sich ein schönes Leben machen. Bernie war sofort begeistert und erklärte, ihm sei das Haus sowieso zu groß. Wir könnten uns doch ein Wohnmobil kaufen und in der Gegend rumgondeln. Und wenn wir nicht rumgondeln, auf dem Campingplatz Gugel in Neuenburg stehen. Klar, super Idee.

Es entwickelten sich weitere mehr oder weniger interessante Gespräche über Grabsteininschriften, Weihnachtsgeschenke und die Frage, ob Matze wirklich Ähnlichkeit mit Bushido hat.

Dank diverser Weihnachtsfeiern hat sich Resi zur wahren Königin des Mousse-au-Chocolat entwickelt. Nach dem Abendessen hieß es auch gestern wieder, ran an den Mixer und frisch ans Werk. Und ja, man kann lauter reden als der Mixer kreischt. 

Von Stille also weit und breit keine Spur.



Im Moment ist es wieder sehr, sehr still. McP. ist auf Hogwarts, Resi auf Weihnachtsfeier und Bernie, klar, für den FC Neuenburg aktiv. Vielleicht kommt ja Matze noch vorbei. Ich hätte da noch Linsensuppe übrig.






Dienstag, 25. November 2014

Streich-Liste

Es ist schon eine besondere Atmosphäre "auf Nord" im Schwarzwaldstadion, das eigentlich immer noch das Dreisamstadion ist und sowieso Achim-Stocker-Stadion heißen müsste. Keine Frage also, wo ich alle vierzehn Tage meine Samstagnachmittage verbringe. Immer mit derselben Clique.

"Hey cool, dein neuer Bürkini steht dir wirklich gut.", werde ich von meiner besten Freundin begrüßt.
"Ja, gell, der macht ein schlankes Knie und in den Vereinsfarben ist er auch noch."
"Du, ist eigentlich der Dari da?", suchend schaue ich mich um.
"Nein, der ist mit Rovic noch unterwegs." Klar, es ist auch nicht einfach, sich bis zum Stadion durchzuschlagen. Proppevolle Straßenbahnen, Autokorso schon vor dem Spiel. Wird Zeit, dass der SC ein neues Stadion kriegt.
"Guede morge zemme." Mein Stehplatznachbar hat sich unbemerkt neben mich geschlichen und mich ziemlich erschreckt.
"Morgen ist gut. Hast du mal auf die Uhr geschaut? Aber wahrscheinlich bist du eben erst aufgestanden."
"Das hast du mal wieder haarscharf erkannt.", grinst er mich an.
"Dafür, dass du mich so erschreckt hast, holst du mir jetzt ein Bier. Aber mehm Edi mit, der soll dir tragen helfen. Und frag mein Männe, ob er auch eins will. Vielleicht günt er sich ja auch mal ein Bier statt einem Schorle.", gebe ich die erste Bestellung in Auftrag.
"Das hättest du auch höfler sagen können.", erwidert unser Gango und trollt sich davon Richtung Verpflegungsstand.
"Hast du eigentlich die Stadionzeitung gekauft?" Ich wusste, da fehlt doch noch was, um den Nachmittag perfekt zu machen.
"Nö, noch nicht. Und ich hab auch kein Kleingeld."
"Dann klaus halt.", werde ich unverblümt zu einer Straftat aufgefordert. 
"Kommt ja gar nicht in Frage. Und außerdem fängt das Spiel gleich an. Also auf geht's. Badnerlied singen."
Das Spiel kostet wie immer Nerven und Männe ist doch auf Schorle umgestiegen. "Der Wein hat Kerk.", mault er, während es auf dem Spielfeld ganz schön zur Sache geht.
"Der neue Stürmer macht sich gut.", gebe ich meinen ungebetenen Kommentar ab. 
"Klar, weil er auch wahnsinnig viele Torre jon geschossen hat.", werde ich gemaßregelt. Blödmann.
"Wenigstens geht er shahin, wo's weh tut." Kaum habe ich den Satz beendet, wird mein Stürmer übel gefoult. Da hilft wohl nur noch Frantzbranntwein.

Das Spiel ist aus. Die Punkte bleiben in Freiburg. Klar, auch dank der großartigen Fans.
"Und, was meint ihr? Wie sieht es aus mit dem Klassenerhalt?" In Freiburg leider immer ein Thema. 
"Für die nächste Saison schmid ich da  mal lieber keine Pläne.", meint Männe gewohnt pessimistisch. 
"Ach sorg dich nicht, mein Lieber. Ist noch immer gut gegangen."







Dienstag, 18. November 2014

Essensplan

Schon seit vielen Jahren gibt es bei uns einen sogenannten Essensplan. Am Sonntagabend, spätestens am Montagmorgen, schreibe ich in einem Kalender für jeden Tag der Woche auf, was es zu essen gibt. Mit Einkaufsliste für Bernie, der unsere Einkäufe erledigt. Müsste ich einkaufen gehen, säße ich wohl schon längst im Knast, weil ich angesichts dessen, was in den Läden abgeht, sicher schon Amok gelaufen wäre. Kann mir mal einer erklären, wieso man erst minutenlang in den Untiefen einer Handtasche in Reisetaschenformat nach dem Geldbeutel wühlen muss, nachdem die gekaufte Ware schon längst gescannt wurde? Das macht mich irre. Als ob das Bezahlen wahnsinnig überraschend kommt. Aber das nur am Rande.

Wer unseren Essensplan genauer liest wird feststellen, dass sich meine Menues etwa alle vierzehn Tage wiederholen. Die Schnittmenge dessen, was alle Familienmitglieder essen, liegt nämlich in überschaubaren Grenzen. 

Resi ist relativ pflegeleicht, allerdings isst sie nicht soooo gerne Linseneintopf, Pfannkuchen, Sahnesoßen und Bolognese. Merkwürdigerweise isst sie dagegen gerne Lasagne, Chili con Carne und Pizzasuppe (aus Hackfleisch). Aber ansonsten schreckt sie relativ wenig, was auf den Teller kommt. Nein, auch kein Meerschweinchen oder in Blut gesottene Schweineschwarte. 

Bernie ist es eigentlich egal, was der Essensplan spricht. Hauptsache, es ist Fleisch. Allerdings muss es fettes Fleisch sein. Wohingegen ich der Meinung bin, zweimal die Woche Fleisch reicht völlig aus.
Hackfleisch zählt - wie der Name schon sagt - für Bernie nicht zu Fleisch. Außerdem ist er wenig begeistert von Bolognese und möchte lieber ein Haschee. Und wehe, es befinden sich Zwiebeln in gekochter Form im Essen. Da kann er schon stinkig werden. Es sei denn, er "kocht" sich ein Dosengericht.

Mäc hingegen ist ganz klar mein kulinarisches Sorgenkind. Gemüse nur in Form von Erbsen, Karotten und Paprika, kein Rindfleisch (außer Rouladen), kein Fisch und auch Pfannkuchen rufen keine Begeisterungsstürme hervor -  ich frage mich heute noch, wie das Kind derart moppelig nach drei Monaten Chile wieder nach Hause kam. 

Je nach Mäcs Spielplan gibt es an Spieltagen auf jeden Fall etwas mit Nudeln - wegen der Kohlenhydrate. Also meist beschränkt sich dann mein Angebot auf Spaghetti mit Tomatensoße. Aber ohne Kräuter.

Doch auch von mir kann ich nicht wirklich behaupten, alles zu essen. Auf meinen Teller kommt auf keinen Fall fettes Fleisch, Kalb, Lamm, Kaninchen, Spanferkel, Gänseleber, Hirn, Schnecken oder Froschschenkel. Und seit einem traumatischen Kindheitserlebnis auch kein Grießbrei. Sehr gerne esse ich übrigens Maultaschen. Leider der Rest der Familie nicht. Gott sei Dank hat sich mit Simon ein Mitesser gefunden. Und da er mengenmäßig die Portion einer fünfköpfigen Familie vertilgt, lohnt es sich, auch mal Maultaschen nur für zwei Personen zu machen.

Den Preis als bester Resteverwerter gebührt eindeutig meinem Mann. Bernie isst zur Not vier Tage das gleiche. Oder er schmeißt alles auf einen Teller nach dem Motto "willst du das, oder hast du das schon gegessen?" Es sei denn, es gab Reis. Den mag er nämlich nicht so wahnsinnig gerne. Das kann dann schon mal sein, dass der Reisrest im Müll landet, nachdem er eine Woche im Kühlschrank vor sich hin lümmelte und langsam ein Eigenleben entwickelte. Unsere Tiere kriegen nichts vom Tisch, was Katze Emmely noch nicht ganz verinnerlicht hat. Sie unbeaufsichtigt in der Küche zu lassen wird meist gnadenlos bestraft.

Wie gesagt: Alles nicht so einfach. Manchmal schaffen es auch neue Gerichte auf den Plan. Ich muss eben nur ganz genau die Zutatenliste studieren. Und zur allergrößten Not gibt es immer noch Tiefkühlpizza. Wenigstens für die Mädels und mich. Bernie mag nämlich keine Fertigpizza. Nur ab und zu meine selbstgemachte mit Meeresfrüchten. Wobei diese die Mädels nicht mögen und ich sie nicht essen darf - Muscheln sind nichts für mich.

Heute? Heute gibt es Flammkuchen (wir essen immer erst abends). Also für die Resi, Mäc und mich. Für Mäc allerdings ohne Zwiebeln und nur mit wenig Speck ...












Freitag, 14. November 2014

Liebes Internet,

nach langer, langer Zeit der Zusammenarbeit ist es an der Zeit, dass ich mich bei dir bedanke. Ich finde dich toll.

Obwohl ich den größten Teil meines Lebens ohne dich verbracht habe, kann ich mir ein Leben ohne dich gar nicht mehr vorstellen.

Was wäre ich ohne das tägliche Checken meiner Mails, ohne Spiegel, Stern und BZ, die mir den Irrsinn der Welt frei Haus liefern. Vor allem das Forum der Badischen Zeitung erheitert dabei mein Gemüt. Wenn sich Herr M.S.-R. mit Herrn W.K. und Herrn U. A. und vielen anderen schon seit Monaten verbal die immer gleichen Argumente für oder gegen ein neues SC Stadion in Freiburg um die Augen hauen. Herrlich.

Ich liebe den Postillon mit seinen irrwitzigen Meldungen und seinem Sprachwitz. Und noch besser sind mittlerweile die Kommentare zu eben diesen Meldungen. Obwohl sie manchmal schon erschrecken. 

Ich finde es toll, dass ich nicht bis zu meinem nächsten Friseurbesuch warten muss, bis ich den neusten Tratsch und Klatsch der Reichen und Schönen lesen kann. Gibt es tatsächliche Menschen, die den Schwachsinn, der da verbreitet wird, glauben?

Ich muss nicht gleich ein ganzes Kochbuch kaufen, um in der Küche ein neues Rezept auszuprobieren.

Meine Mädels waren tausende Kilometer weit weg auf einem anderen Kontinent und trotzdem waren sie mir nah. Du lässt die Welt kleiner werden.

Du stehst mir mit deinem schier unendlichen Fundus an Wissen mit Rat zur Seite.

Natürlich ist das alles nicht umsonst zu haben. Das verstehe ich. Und deshalb macht es  mir auch nichts aus, dass ich mit Werbung konfrontiert werde.

Es geht mir allerdings tierisch auf den Sender, wenn sich plötzlich ein debil blickender TechNick von unten hoch ins Bild schiebt und ein Weiterlesen unmöglich macht. Bis ich herausgefunden habe, wo das hellgraue "x" zum Wegdrücken der Werbung ist, ist es zu spät. Gestern fuhr plötzlich ein Lastwagen von rechts nach links mitten durchs Bild. Bitte lass das sein!

Ich finde es auch nicht witzig, wenn ich gerade einen Artikel lese und plötzlich wird das ganze Bild nach unten verschoben, weil mir von oben eine Versicherung für Zahnersatz angeboten wird. 

Könntest du auch der Marketingabteilung von "OTTO" mitteilen, dass es bestimmt unzählige Artikel gibt, die ich brauchen könnte. Ein Klebe-BH gehört aber ganz bestimmt nicht dazu. In meinem Alter ist Werbung mit wohlgeformten Brüsten, die mich ständig höhnisch anblicken, eher deprimierend. 

Gestern liefen halbnackte, alte, runzlige Männer durchs Bild. Ich habe keine Ahnung, worum es ging. Tolle Werbung, bei der man keine Lust hat, sie zu Ende zu sehen.

Liebes Internet, ich brauche keine neues Handy, keinen Sofortkredit, keine neue Brille und ich habe keine Ahnung, was ich mit Viagra anfangen soll. Da wir von Vodafone schon lange keine Kunden mehr sind ist es zwecklos, mir weismachen zu wollen, ich müsste die angehängte Rechnung der Mail öffnen. Das gilt auch für Transaktionen bei der Volksbank. Zu blöd - wir sind Kunden der Sparkasse. Sorry, nix mit Trojanern, Viren und sonstigem Müll. Aber halt wahnsinnig ärgerlich.

Wie gesagt, ich liebe dich. Aber nervig bist du manchmal schon.










Montag, 10. November 2014

Punkt 12 oder Die tägliche Seife

"Das war aber nicht unbedingt das perfekte Dinner", meinte Bernie und schob seinen Teller zur Seite.
"Damit habe ich ausnahmsweise nichts zu tun," erwiderte ich. "Die Mädels haben gekocht, wobei ihr Wirken mehr einer Küchenschlacht glich."
"Diese Meinung habt ihr aber Exclusiv". Mäc funkelte uns wütend an. Ein ganz normales Gespräch am Mittagstisch, wie bei Familien im Brennpunkt eben üblich. Und so langsam wurde es Explosiv.
"Soll ich euch mal erzählen How I met your Mother?", wechselte Bernie das Thema.
"Nein!", kam es unisono und sehr energisch aus Richtung unserer Mädels. "Die Story haben wir schon hundert Mal gehört. Verbotene Liebe und all der Käse." Resi brachte es mal wieder in einem Satz auf den Punkt.
"Das ist eben mein dunkles Geheimnis.", Bernie gab so schnell  nicht auf.
"Unter uns. Wo ist eigentlich Matze?". Auch mir war das Thema zu Brisant.
" Der ist als Topfgeldjäger unterwegs auf Streife mit der SOKO Kitzbühel. Sie beschatten eine Shopping Queen, da gibt es offensichtlich Verdachtsfälle. Anschließend hat er noch einen Termin bei Richterin Barbara Salesch oder Richter Alexander Holt. Also einem von den beiden. Außerdem hat er ein New Girl.", klärte mich Mäc auf.
"Um Himmels Willen. Der hat doch einen Knall. Und keinen kleinen, wenn ich das mal sagen darf."
"Ach Mutti, du immer mit deiner Big Bang Theory." Irgendwie hatte ich das Gefühl, Resi nimmt mich mal wieder nicht ernst. 
"Du hast ja Recht. Seit er mir Rote Rosen geschenkt hat, sollte ich nachsichtiger sein.
"Hilf mir doch, ich möchte Jonas eine Karte schicken. Weißt du die Postleitzahl?", Resi neigte schon immer zur Theatralik. 
" Köln 50667", gelassen beantwortete Mäc Resis Frage. Was alle am Tisch erstaunte, da sie, seit die Damen des FC Neuenburg im Endspiel zum DFB Pokal standen, nur noch eins im Kopf hatte: Berlin Tag und Nacht.

Dass wir uns so gut verstehen, ist bei unseren Family Stories sowieso alles was zählt. Klar gibt es mal gute Zeiten, schlechte Zeiten, aber sonst ... Und wer meint, ich erzähle hier lauter Lügen, dem rufe ich zu: Verklag mich doch!









Donnerstag, 6. November 2014

Familienurlaub

Es war ungewöhnlich still auf unserer Fahrt letzte Woche nach München - jedenfalls bis wir uns verfahren hatten - und ich dachte an unsere Fahrten in den Urlaub mit der ganzen Familie.

Drei Kinder, zwei Erwachsene, Gepäck für einen Campingurlaub samt Buggy für Magdalena. Benjamin Blümchen mit seinem Törööö sowie Bibi und Tina auf Amadeus und Sabrina machten die Reisegruppe komplett. Erstaunlich, was alles in einem VW Golf Platz findet.

Theresa hatte auf dem Weg zum Gardasee schon an der ersten großen Kreuzung in Neuenburg Hunger und spätestens an der Grenze in Basel kam die unvermeidliche Frage, wann wir denn da wären. Bei der Ankunft goss es in Strömen, was am Gardasee keine Seltenheit und auch nicht weiter schlimm ist. Zwei Stunden später konnten wir trotzdem ins Schwimmbad.

Theresa wirkte im Rahmen der Kinderanimation am Stück "101 Dalmatiner" mit. Ihre Vorstellung war ganz bezaubernd, vor allem, als das kleine neuenburger Dalmatinermädchen als einzige dem Publikum den Hintern entgegenstreckte.

Wo wart ihr am 26. Mai 1999? Jedem Bayern-Fan ist dieses Datum tief in seine Fanseele eintätowiert. An diesem Tag verlor der FC Bayern das schon sicher gewonnen geglaubte Endspiel der Championsleague gegen Manchester United innerhalb von 2 Minuten in der Nachspielzeit. Trauma.

Wir waren in einem Centerpark in Holland. Man konnte den Tag der Abreise noch im Badeparadies verbringen, und wir hielten es für eine gute Idee, erst am Abend wieder nach Hause zu fahren. Dann würden die Kinder schlafen. Soweit der Plan. Das Cola-eis, das wir MäcZwerg vor der Heimfahrt spendierten, erwies sich allerdings als suboptimal. Das Kind war die ganze Heimfahrt über wach und quatschte uns ein Ohr ab. Erschwerend kam hinzu, dass der Mond voll und rund ins Auto schien und es laut MäcZwerg sowieso viel zu hell zum schlafen sei.

Legendär war auch unsere Fahrt nach Deutsch-Sibirien zur Hochzeit meines Neffen. Während sich bei uns die ersten Frühlingsblumen zeigen, herrscht in der Gegend Garmisch-Mittenwald Anfang März noch tiefster Winter. Mein Google-Maps Ausdruck erwies sich als relativ untauglich, es wurde dunkel und Schneegestöber setzte ein. Wir hatten keinen blassen Schimmer, wo wir waren. Magdalena war das ziemlich egal, Matze war am Rande des Nervenzusammenbruchs und Theresa ist gefahren - sie befand sich immer noch in der Zeit, da sie nur mit mir als Beifahrer fahren durfte. Klar sind wir angekommen.

Es gibt unzählige solcher Geschichten. Romémarathon bei Scheißwetter in der Toskana, Weltuntergang in Bergamo, Urlaub mit der Schwiegermutter. 

In unserer schnelllebigen Zeit sollten wir es nicht versäumen, unser Schatzkästlein der Erinnerungen immer wieder neu zu füllen. Dazu bedarf es nicht viel. Ein schöner Abend mit Freunden (ich denke gerade an den Abend mit den "Zwillingen"? - Hab grad die Bilder gesehen. Ich könnt mich immer noch wegschmeißen und nein, sie sind nichts für die Öffentlichkeit). Gesellige Stunden im Verein. Konzertbesuche. Klein aber fein.





Sonntag, 2. November 2014

Auswärts

Ob wir nicht zum Pokalspiel des SC Freiburg gegen die Sechziger nach München kommen wollten, fragte mich meine Schwester, die in Starnberg wohnt. Eigentlich keine schlechte Idee dachte ich und sagte unseren Besuch zu.

Als Fan kann man sich ja seinen Fußballclub nicht aussuchen. Der SC Freiburg war quasi im Berniegesamtpaket mit drin. Zu Anfang, als wir noch in der 2. Liga irgendwo im nirgendwo rumdümpelten, war auch alles ganz easy. Das änderte sich mit dem Aufstieg in die 1. Liga. Seitdem kostet der Verein einfach nur noch Nerven. Aber es hätte mich schlimmer treffen können. Schalke zum Beispiel.

Wie dem auch sei, vergangenen Dienstag machten wir uns auf den Weg nach München. Die vorab bestellten Eintrittskarten waren natürlich noch nicht da. Macht nichts, meinte der nette Herr vom Ticketverkauf, er gibt in München Bescheid und wir können die Karten am Schalter abholen. Bernie war nicht begeistert.

Die Strecke nach München sind wir schon sehr oft gefahren, allerdings war das letzte Mal schon eine Weile her, und da wir nicht Autobahn fahren wollten, verloren wir kurzfristig die Orientierung. In Konstanz wollte Bernie wieder nach Hause fahren. Du glaubst doch nicht, dass ich wieder umkehre und das damit erkläre, dass wir München nicht gefunden hätten. Also weiter. Und wir kamen irgendwann tatsächlich in der Bayrischen Landeshauptstadt an.


Nach einem Stadtbummel die Weiterfahrt nach Starnberg, das auf keinem Straßenschild verzeichnet war. Mittlerweile war es stockdunkel, der Akku vom Handy war natürlich leer, so dass wir auch kein Navi mehr hatten. Eine nette Kundin am Vikutalienmarkt hat uns dann den rechten Weg gewiesen und wir kamen tatsächlich in Starnberg an. Nach einer deftigen Brotzeit und einem (oder zwei) Hacker-Pschorr mit 11,5% Stammwürze schliefen wir wie die Babys.

Das schöne Wetter am Mittwoch nutzten wir zu einem Stadtbummel in Starnberg und einem leckeren Latte Macchiato mit Seeblick. Bernie trank ein Schwipp-Schwapp, was irgendwie komisch aussah zwischen all den Bier trinkenden Touristen. 







Abends dann also Allianz-Arena. Natürlich waren unsere Karten hinterlegt. Die Plätze hinterm Tor fanden doch noch Gnade vor meinem nörgelnden Bernie. Das Spiel begann. Wer allerdings auf Seiten der Freiburger auflief, war nicht zu erfahren, die Münchner hatten die Mannschaftsaufstellung wohl irgendwann im Morgengrauen durchgesagt.






Ich fror wie Sau und auch Theresas "Easy Mutti", das sie mir per WhatsApp zusandte, erwärmte mich nicht. Natürlich weiß ich ganz genau, dass mich meine Kinder nicht ernst nehmen, wenn sie mich "Mutti" (mit zwei "d") nennen. In Gedanken streicheln sie mir dann gönnerhaft über mein Haupt. Ach Mutti. 

Das 1:0 (und auch das 2:3) der Löwen wurde in gefühlten zwanzig Zeitlupen wiederholt. Wer die Tore auf Freiburger Seite schoss, erfuhr ich erst bei der Zusammenfassung im Fernsehen. Vielleicht sollten die Sechziger ihre Gäste etwas gastfreundlicher behandeln, dann klappt es vielleicht auch mit den Punkten in der 2. Liga. Erschwerend kam hinzu, dass bei jedem Tor die Zuschauer vor mir aufsprangen und ich überhaupt nichts sah. Wer unter Höhenangst leidet vermeidet es, in der Allianz-Arena aufzuspringen. 


Über das Spiel lege ich das Mäntelchen des Schweigens. 


Die Heimfahrt am anderen Tag war dann lässig. In viereinhalb Stunden waren wir wieder daheim. 

Für Spiele jenseits von 25° Außentemperatur bin ich nicht gemacht. Im Moment plage ich mich mit Schnupfen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen rum. Und vielleicht sollte ich einfach die Sportart wechseln: Rhythmische Sportgymnastik, Synchronschwimmen oder Curling sind eigentlich auch ganz cool.

Montag, 27. Oktober 2014

Größenwahn

Ohne Bücher wäre meine Welt um einiges ärmer. Dabei gilt meine Leidenschaft fast ausschließlich Kriminalromanen. Mittlerweile stapeln sich die Leichen bei mir zu Hause aus aller Herren Länder: Großbritannien, Schweden, USA, Kanada, Laos, Italien, Frankreich, aus dem Allgäu und Oberbayern ebenso wie aus dem Wiesental.

In einem Anflug von Größenwahn war ich der Meinung, dass es wohl nicht so schwer sein könne, einen Roman zu schreiben. Gesagt, getan. Nach fünf wenig befriedigenden Entwürfen fand der sechste Gnade vor meinem kritischen Verstand und ich machte mich frohen Mutes ans Werk.

Nach zwanzig Seiten war ich fertig.

Obwohl ich mit dem Ergebnis durchaus zufrieden war sah ich ein, dass es möglicherweise doch etwas mehr an Text bedurfte, um das Ganze als Buch zu titulieren. Ich musste mir also noch weitere Verwicklungen und Wendungen überlegen. Gar nicht so einfach, wenn der PC im Esszimmer steht und der Rest der Familie mich immer wieder in ihre Gespräche mit einbindet. Günther Gras hatte diese Probleme wohl nicht. 

Was mein Vorhaben außerdem erschwerte war die Tatsache, dass der Roman im mittelalterlichen Neuenburg spielt. Super Idee. Zur Folge hatte dies nämlich eine Unmenge an Recherchen. 


Elf Jahre später hielt ich mein Buch in Händen. 


Natürlich plagten mich Zweifel, wie mein Buch wohl ankommen würde. Mich der Kritik zu stellen kostete einiges an Überwindung. Es überwog letztlich die Eitelkeit. Außerdem war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden und das ist sowieso das Wichtigste.

Ich gab Alex ein Exemplar mit der Bitte, es zu lesen und es wohlwollend in der Zeitung zu erwähnen. Im Gespräch meinte er, er hätte schon die Befürchtung gehabt, einen Roman einer frustrierten Hausfrau lesen zu müssen. Mein Buch sei aber ganz gut gewesen. Ich nahm das als Kompliment.


Angespornt vom Erfolg - weniger (bis gar nicht) kommerziell, sondern beflügelt vom positiven Feedback - folgte Band 2. 



Hier bildete meine Lesung in der Stadtbibliothek in Neuenburg meinen persönlichen Höhepunkt. Es war ein toller Abend mit mittelalterlicher Musik, Musikinstrumenten, Nonnenfürzen und Heilkräutern. Ich war wirklich gerührt und habe mich wahnsinnig über alle gefreut, die da waren.
ein genialer Abend
















Im Moment nistet sich wieder meine Zweitfamilie in meinem Kopf ein. Und natürlich hat sie viel mit meiner Erstfamilie und den Menschen, die in meinem Leben eine Rolle spielen, zu tun. Und nein, ich bin nicht schizophren.
Mir ist durchaus klar, dass ich mit meiner Schreiberei keine Reichtümer ernten werde. Es sind nur ganz wenige, die tatsächlich davon leben können und ich gehöre definitiv nicht dazu, . 

Vielleicht liegt das ja an den Titeln meiner Bücher. In der Bestsellerliste ganz weit oben steht ein Buch mit dem Titel: "Darm mit Charme".

Mein nächstes Buch heißt deshalb:


 "Herzliche Grüße von meiner Bauchspeicheldrüse"

Ich muss das nur noch ins mittelalterliche Neuenburg packen.







  

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Ehrenamt

Wer in verantwortlicher Position ein Ehrenamt inne hat, der fragt sich ab und zu in einer stillen Stunde - so er überhaupt eine stille Stunde findet - wie er in drei Gottes Namen auf die Idee kam, sich diesen Posten ans Bein binden zu lassen.

Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, hat bei vielen nicht unbedingt oberste Priorität. Was zur Folge hat, dass die Arbeit auf immer weniger Schultern lastet.

Schon einmal versucht, einen Dienstplan zu erstellen?
Viele Mitglieder scheinen davon auszugehen, dass der Mitgliedschaft mit dem Zahlen des Mitgliedsbeitrag genüge getan ist. Dass sie damit ein Recht auf die Leistungen des Vereins haben. Sie gehen davon aus, dass die laufenden Kosten eines Vereins mit diesen Beiträgen gedeckt werden können. Können sie natürlich nicht, weshalb die ein oder andere Veranstaltung gestemmt werden muss. Sich dafür in einen Dienstplan einzutragen, ist für manche allerdings unzumutbar. 
"... vier Stunden Kuchenverkauf ..., ach so, nicht möglich, dann vielleicht einen Kuchen backen? ... Auch nicht, ach, Ihr Mann hat Schnupfen. Ja dann. Danke für das Gespräch."
Ein voller Dienstplan garantiert dann leider immer noch nicht den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. Spannend bliebt bis zum Schluss die Frage, ob derjenige, der sich eingetragen hat, auch tatsächlich kommt.

Schon einmal bei der Wahl zum Elternvertreter dabei gewesen?
Ein zunehmend unwürdigeres Schauspiel für Eltern und Lehrer. Lähmende Stille, betretenes Schweigen gesenkter Köpfe. Keine Zeit, so das Argument des Großteils der Eltern. Man möchte die gestressten Geschöpfe fast bedauern, die keine Zeit für höchstens vier Termine pro Schuljahr aufbringen können. Möglicherweise muss noch ein Schulfest organisiert werden. Oder auch nicht. Es gibt bereits Schulen, in denen es diese Art der Veranstaltung nicht mehr gibt. Mangels Elternbeteiligung. Und weil die, die diese Veranstaltungen in der Vergangenheit im Alleingang stemmen mussten, keine Lust mehr haben.

Schon einmal versucht, sich durch die Fallstricke der Vereins-Steuergesetzgebung zu kämpfen?
Aus Recherchezwecken für diesen Post habe ich mich mit eben dieser Problematik auseinandergesetzt. Es ist der Wahnsinn. Da bedarf es schon eines "der, der in Zahlen denkt", um Vater Staat nicht den größten Teil des mühsam erwirtschafteten Geldes in den gierigen Schlund zu schmeißen.

Schon einmal versucht, allen Behörden, Verbänden und sonstigen Institutionen gerecht zu werden? 

Wir leben in einem Land der Vorschriften. So ziemlich alles wird reglementiert, nichts geht ohne Brandschutzverordnung, Bestuhlungspläne, TÜV-Abnahmen, GEMA-Abrechnungen, sicherheitsrelevante Maßnahmen. Alles ist in entsprechenden Verordnungen geregelt, die in mehr oder weniger verständlichem Juristendeutsch abgefasst sind. 

Warum ich mich trotzdem engagiere? Weil es mir Freude macht, in einem Team zu arbeiten mit Menschen, die ich mag. Meine besten Freunde und Freundinnen habe ich über meine ehrenamtliche Tätigkeiten kennen gelernt. Ich möchte sie nicht missen, sie bereichern mein Leben.
Neulich bin ich am Kräutergarten in meiner Stadt vorbeigeradelt. Offensichtlich wurde gerade eine kleine Gartenparty von älteren Mitbürgern gefeiert. Es ist mein Kräutergarten. Ich war dabei, als ihn das Team der KjG  angelegt hat, und ich bin immer noch stolz darauf, was wir gemeinsam geschafft haben.

Das Ehrenamt gibt mir die Gelegenheit, Spuren zu hinterlassen. Mit meinem Engagement mache ich mich zu einem wichtigen Teil der Gesellschaft. Ein geiles Gefühl. 






  




Montag, 20. Oktober 2014

Neulich auf dem Fußballplatz

Um mich nicht gänzlich von meiner Familie zu entfremden und die Wochenenden alleine zu Hause zu verbringen, sieht man mit ab und zu im Stadion bei Heimspielen des FCN. Die nachfolgenden Eindrücke beschränken sich allerdings nicht nur auf diesen Fußballverein. Die Sitten sind eben etwas rauer, wenn Emotionen im Spiel sind.

Bis zum ersten 'Aufreger' (ein fieses Foul oder ein vermeintlich falscher Pfiff) plätschert das Geschehen am Spielfeldrand so vor sich hin. Man hört den ein oder anderen belanglosen Kommentar, und geht die eigene Mannschaft in Führung ist die Welt sowieso in Ordnung.

Wehe, wenn nicht.

Dann kann es schon vorkommen, dass die ein oder andere lautstarke Bemerkung nicht unbedingt von Sachverstand zeugt. Leider steht der steigende Bier- und Weinschorlepegel umgekehrt proportional zur Qualität der Spielkommentare. Der Schiedsrichter wird grundsätzlich geduzt -hey Schiri!!!- und ist sowieso wahlweise blind, parteiisch, eine Null, eine Pfeife und was man sonst noch an Beleidigungen in petto hat. 

Ganz witzig sind auch die Zurufe, die Lahmärsche sollen sich gefälligst schneller bewegen, von Männern, deren Bauchumfang sie daran hindert, die eigenen Füße zu sehen. Von anderen Körperteilen ganz zu schweigen.

Den Begriff des Fremdschämens gibt es bei Männern nicht. Männer sagen grundsätzlich alles, was ihnen in den Sinn kommt, nichts ist ihnen peinlich und wird ihnen erstaunlicherweise von anderen Männern auch nicht übel genommen. Wie viel Stuss man von sich geben kann ... das muss man sich erst mal trauen. Phänomenal. 

Frauen hört man übrigens eher selten. Höchstens ein piepsiges "Hopp-hopp" signalisiert das Engagement für die eigene Mannschaft. Die Motivation von Frauen ist allerdings eine gänzlich andere. Frauen nutzen eine Fußballspiel als Infobörse. Da gerät das Spielgeschehen schon mal zur Nebensache. Macht nichts. Dass es bei einem Fußballspiel nicht um Leben und Tod geht, ist Frauen irgendwie eher bewusst.

Unglaublich aufschlussreich sind übrigens Auswärtsspiele. Rund um den Kaiserstuhl beispielsweise. Man brüstet sich in dieser Weingegend ja gerne damit, dass die Menschen dort den Wein schon mit der Muttermilch zu sich genommen hätten. Das hätten sie vielleicht besser bleiben lassen und sich doch lieber für eine andere Art der Säuglingsernährung entscheiden sollen. Außerdem soll es Dörfer geben, da bleibt man gerne unter sich (..., dort wo der Inzest zu Hause ist). Jedenfalls liegt das sprachliche und inhaltliche Niveau unterhalb der Höhe der Grasnarbe des Spielfeldes.

Richtig krass wird es bei Spielen gegen Mannschaften mit Migrationshintergrund. Gut, man versteht zwar nicht immer, was die Anhänger sagen, allerdings beherrschen sie das Stilmittel der nonverbalen Kommunikation perfekt und es erklärt sich, warum man früher von Schlachtenbummlern sprach.

Wer den Zustand der Welt beklagt und an der Menschheit verzweifeln möchte, dem empfehle ich wärmstens den Besuch eines Spiels des Fußballvereins seiner Wahl. 
Man feindet sich an, es geht auf die Knochen, es wird beleidigt, geschrien, gepöbelt.

Und hinterher trifft man sich an der Theke und alles ist wieder gut.



Mittwoch, 15. Oktober 2014

Kleider machen Leute

Wie wir uns kleiden ist für den Eindruck, den wir hinterlassen, wichtig. Wir machen uns Gedanken darüber, sich dem Anlass gemäß anzuziehen. Das gelingt zwar nicht allen gleichermaßen, aber mit der Frage "was ziehe ich an" beginnen die meisten ihren Tag.

Wir geben über uns ein Statement ab, wie wir uns kleiden. Wir vermitteln einen Eindruck von uns. Die "richtige" Kleiderwahl ist uns wichtig. Kleidung ist Teil der Persönlichkeit.

Nur kosten darf sie nichts. Geiz ist geil.

Geiz ist nicht geil, Geiz ist menschenverachtend. T-Shirts für drei Euro, Hosen für zehn. Wer fragt da noch nach Produktionsbedingungen. Egal. 1000 tote Frauen und Mädchen beim Einsturz einer Fabrik. War da was? Gibt doch einen Hilfsfond, den die Konzerne aus der Portokasse bezahlen (oder auch nicht). Leider schützt auch das Kaufen von Markenkleidung nichts. Die werden genauso produziert. Ein großer Name kostet halt.

Im "Stern" war zu lesen, dass der Lohn einer Näherin eines Adidastrikots 20 Cent beträgt. Der Verkaufspreis liegt bei 85 Euro. Weiterer Kommentar überflüssig. 

Wir sind moderne Sklavenhalter, nur haben wir die Sklaven outgesourced. Das ist angenehmer, so müssen wir das Elend nur ab und zu aus der Ferne in den Nachrichten sehen.

Ich habe genug davon. Ich spiele nicht mehr mit. Mir ist natürlich klar, dass ich damit niemanden sonderlich beeindrucke, und dass aus meiner Haltung keine Massenbewegung wird. Ich tue es für mich. Ich halte keine Sklaven (meine Familie sieht das vielleicht anders). Und außerdem bin ich mir mehr wert als drei Euro für ein Shirt.

Ab heute wird wohl meine alte Aldi-Nähmaschine wieder mehr zum Einsatz kommen. Im Moment nähe ich mir ein wirklich tolles Cape (und wenn mich Emmely weiter nervt, kriegt das Cape einen schönen Pelzbesatz - Scherz!!). Wer nach fairen Onlineshops googelt wird über das Angebot staunen. 




Es gab eine Zeit, da galten Pelzmäntel noch als Statussymbol. Diese unsägliche Zeit ist Gott sei Dank vorbei. Keine Frau käme heute auf die Idee, sich in einem Pelzmantel blicken zu lassen.

Wir legen Wert darauf, wie Hühner für unser Frühstücksei gehalten werden. Eier aus Käfighaltung - no go. Und natürlich sind wir gerne bereit, für ein Ei eines glücklichen Huhns etwas mehr Geld auszugeben. 

Ich würde mir wünschen, dass wir mit Menschen in Käfighaltung genauso umgehen.